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Fast richtig. Klein und Groß haben mit ihrer Rechenschwäche zu kämpfen.

© picture-alliance / dpa/dpaweb

Arte-Doku: Mathe - Hassobjekt, Lieblingsprojekt

„Wie ich Mathe gehasst hab’!“: Eine Arte-Doku zum großen Frust und zur hohen Kunst des Rechnens.

Pippi Langstrumpf hat vor nichts Angst. Also auch nicht vor Mathe. „2 x 3 macht 4, widdewiddewitt, und drei macht neune!!“, singt die rothaarige Göre. Pippi ist Lebenspraktikerin. Dreisatz aufstellen, Algorithmen berechnen, Kurvendiskussion, all das kommt ihr nicht in den Sinn. Ist doch nur langweilig. Wie all die anderen, also Schüler, Eltern und Wissenschaftler die Mathematik sehen, das zeigt die Arte-Dokumentation „Wie ich Mathe gehasst hab’!“ am Mittwoch.

Die Mathematik kämpft hartnäckig mit der weit verbreiteten Ansicht, dass das meiste von dem, was davon in der Schule gelehrt wird, im späteren Leben kaum bis gar nicht gebraucht wird. Die Disziplin erscheint so abstrakt wie alltagsfern. Trotzdem führt kein Weg daran vorbei, denn schließlich soll die Mathematik ja dabei helfen, die komplexe Welt besser zu verstehen. Zugleich spielt sie eine immer wichtigere Rolle in der Gesellschaft und für die Art und Weise, wie sie funktioniert. Welches digitale Gerät ist ohne Informationstechnik denkbar?

Mathematiker gelten als Nerds

Hilft nichts, Mathematiklehrer und Mathematiker gelten weithin als fantasielose und verschrobene Menschen, Nerds, denen die Zahlenspiele jede Sinnlichkeit und Kreativität ausgetrieben haben.

Ob dieses (Vor-)Urteil auch stimmt, will der Autor Olivier Peyon, 48, in seinem Film herausfinden. Er beginnt bei der allgemein grassierenden Mathematikverdrossenheit. Dafür begleitet er einen Lehrer bei seinem Unterricht im Mathematik-Vorstudium und führt dessen recht ungewöhnliche Lehrmethoden vor. Denn mit die größte Herausforderung war, ist und wird immer sein: Mathematik zu lehren, weiterzugeben und mit anderen teilen zu können. Welches Fach erfordert so ein großes Erklärpotenzial? Verständnis für Mathematik und Verstehen von Mathematik gehören zusammen.

Zudem besucht Autor Peyon das Mathegenie Cédric Villani, dessen Forschung – Beweise zur nichtlinearen Landau-Dämpfung und der Gleichgewichtskonvergenz der Boltzmann-Gleichung (alles klar?) – mit der renommierten Fields-Medaille ausgezeichnet wurde. Villani sagt: „Zugleich streng und erfindungsreich, abstrakt und universal, diskriminierend und demokratisch, alt und im ständigen Wandel, scheu und sozial, schwierig und kinderleicht – alles das ist Mathematik.“ Und trocken ist sie auch, so trocken wie der Film an nicht wenigen Stellen. Und nicht wenige werden an den Abstraktionen scheitern, die der anspruchsvolle und mit 100 Minuten Länge anstrengende Film ebenfalls beinhaltet.

Mathe interessant unterrichten - aber wie?

Peyon führt zahlreiche Interviews mit Mathematikern und Schülern, die die Problematik eines zumeist langweiligen Matheunterrichts anschaulich darstellen. Gleichzeitig wird klar, wie weit die Welt der Mathematiker von den Eindrücken der Schüler entfernt ist. Natürlich ist auch sie den Wandlungen der Zeit unterworfen, und so muss auch der Mathematikunterricht immer neu angepasst werden, damit die Schüler nicht in die Pippi-Langstrumpf-Pose verfallen.

Martin Greuel, der ehemalige Direktor des Mathematischen Forschungsinstitutes in Oberwolfach (Baden-Württemberg), sagt im Film: „Wir bieten den Mathematikern aus aller Welt eine Zuflucht. Während ihrer Treffen können sie sich intensiv mit ihren Themenfeldern beschäftigen, bis tief in die Nacht hinein.“ Dabei geht es dann schon auch um das legendäre Oberwolfach-Problem: Wie bekommt man es hin, dass jeder Tagungsteilnehmer bei den Mahlzeiten wirklich nur ein einziges Mal in der Nachbarschaft eines jeden anderen sitzen soll? Pippi Langstrumpf hätte das Problem in bekannt unkonventioneller Weise gelöst. Der Rest rätselt. Joachim Huber

„Wie ich Mathe gehasst hab’!“, Arte, Mittwoch, 22 Uhr 40

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