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Flüchtlinge versuchen, den Grenzzaun der spanischen Exklave Melilla zu überwinden.

© F.G. GUERRERO/DPA

Weil Libyen mit der EU kooperiert: Fluchtroute verschiebt sich von Italien nach Spanien

Seit die EU eng mit Libyen kooperiert, legen dort weniger Flüchtlingsboote ab. Die Migranten suchen sich neue Wege in die EU, unter anderem über Spanien.

Flüchtlinge, die aus Nordafrika nach Europa gelangen wollen, suchen sich offenbar neue Wege. Denn während deutlich weniger Flüchtlingsboote Italien erreichen, nimmt die Zahl der illegalen Grenzübertritte in Spanien zu. Allein am Samstag überwanden mehr als 200 afrikanische Migranten die Sperranlage rund um die spanische Exklave Melilla. Diese liegt ebenso wie das spanische Ceuta auf nordafrikanischem Boden und ist mit einem über sechs Meter hohen Doppelzaun gesichert. Die Migranten stürmen die Grenzanlage meist in größeren Gruppen. Dabei kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Grenzbeamten. Am Samstag sei ein spanischer Polizist verletzt worden, als er mit einem Haken attackiert wurde, den die Migranten zum Überwinden des Zaunes verwendet hätten, teilten die spanischen Behörden mit. Auch vier Migranten erlitten demnach Verletzungen und mussten behandelt werden. Die übrigen kamen in ein Haftzentrum.

Nur ein Teil nimmt den Weg über die Exklaven

Nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex erreichten 2017 doppelt so viele Migranten Spanien wie noch 2016. Insgesamt seien dort im vergangenen Jahr 22.900 illegale Grenzübertritte registriert worden, heißt es in einer Mitteilung. Nur ein Teil der Migranten nahm jedoch den Weg über die Exklaven. Laut Frontex starteten viele auch von Marokko aus mit Booten, um auf das spanische Festland zu gelangen. Schlepper setzten hier inzwischen bessere Boote ein, die mehr Menschen transportieren könnten. Auch das spricht für eine Verlagerung der Fluchtwege, weg von der zentralen Mittelmeerroute zwischen Libyen und Italien.
Seit die Europäische Union– in erster Linie durch Verhandlungen Italiens mit der libyschen Übergangsregierung und einzelnen Milizen – erreicht hat, dass Schleuser an den libyschen Küsten nicht mehr ungehindert agieren können, legen in Libyen immer weniger Flüchtlingsboote ab. Die EU unterstützt zusätzlich die libysche Küstenwache durch Trainingsprogramme und Ausrüstung. Die Folge: 2017 kamen laut Frontex nur noch 119.000 Migranten in Italien an. 2016 waren es noch rund 180.000.

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