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Wenn Verhandlungen, dann auf Augenhöhe: Alexander Gauland, Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion, will Regierungsbeteiligungen nicht für alle Zeit ausschließen.

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Exklusiv

Wenn die Partei weiter zulegt: Gauland hält Regierungsbeteiligungen der AfD für möglich

Fehler der anderen haben die AfD groß gemacht - weitere könnten sie noch größer machen, sagt Fraktionschef Alexander Gauland. Dann könnte die Partei auch Koalitionen eingehen.

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AfD-Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland hält eine künftige Regierungsbeteiligung seiner Partei für möglich. "Ich will die AfD nicht anschlussfähig machen. Um Gottes Willen", sagte Gauland dem Tagesspiegel - aber "wenn man auf Augenhöhe verhandelt", komme eine Koalition in Frage. Mit knapp 13 Prozent bei der Bundestagswahl sei die AfD noch nicht so weit. "Aber wir glauben, dass die Politik der anderen Parteien so falsch ist, dass immer mehr Menschen uns wählen. Und wenn wir dann eine bestimmte Stärke erreicht haben, können wir auch Verantwortung übernehmen."

Niemand habe gedacht, "dass Frau Merkel die Torheit begeht und eine Million Menschen in dieses Land lässt". Das aber habe die AfD groß gemacht. "Wer weiß, welche Torheiten die Regierenden in Zukunft begehen", sagte Gauland. Das Wählerverhalten sei volatil. "In Sachsen ist die AfD inzwischen stärkste Partei. Da kann es schnell passieren, dass jemand von der AfD Ministerpräsident wird."

Gauland sieht Gefahr der Radikalisierung von AfD-Anhängern

Gauland sagt, er sehe die Gefahr, dass sich Anhänger der AfD radikalisieren. Er habe den Eindruck, Menschen könnten sich radikalisieren, „weil sie ununterbrochen angegriffen werden, vor allem in den Wahlkämpfen". Die Reaktion mancher dieser Menschen sei: "Ich will nie einem CDU-Mann oder einem Grünen oder einem SPD-Mann die Hand geben, denn die haben mich im Wahlkampf behandelt wie den letzten Dreck oder wie Nazis. Und wir sind Rassisten genannt worden. Das gilt für alle, mich eingeschlossen."

Seine umstrittene Aussage, die Nazizeit betreffe die „Identität" der Deutschen heute nicht mehr, hält Gauland weiterhin für gerechtfertigt. "Ich habe nur gesagt, dass es uns heute nicht mehr betrifft. Wir haben uns damit beschäftigt und es aufgearbeitet." Auschwitz gehe "genauso in unsere Geschichte ein wie der Magdeburger Dom oder die Befreiungskriege", erklärte Gauland. "Es ist aber nicht unsere heutige demokratische Identität. Es ist nichts, was uns täglich berührt." Gauland räumte allerdings ein, das würde er niemandem sagen, „der Auschwitz überlebt hat".

Das Interview mit Alexander Gauland lesen Sie am Sonntag in der Print-Ausgabe des Tagesspiegels oder am Samstag ab 19.30 Uhr im Tagesspiegel-E-Paper.

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