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Hamed Nawabi (l.) hilft heute Habib Tajik (r.).

© Milena Fritzsche

Aktionstage Gemeinsame Sache 2018: Marzahn-Hellersdorf bietet Bewerbungscoaching und Origami

Das Jobcenter stellt nicht nur Deutsche vor Herausforderungen. Im Stadtteilzentrum gibt es am Freitag Unterstützung für Geflüchtete beim Karrierestart.

Zwei Stunden, dann hält Habib Tajik einen fertigen Lebenslauf in den Händen - zum ersten Mal in seinem Leben. Den will er beim Jobcenter vorlegen, um bald eine Arbeit zu finden, hofft Tajik. Weil sein Deutsch noch nicht so gut ist, bekommt er im Stadtteilzentrum der Berliner Volkssolidarität an der Marzahner Promenade Hilfe von Hamed Nawabi. Der kam 2016 ebenfalls aus Afghanistan nach Deutschland. Bereits in seinem Heimatland lernte er Deutsch und schrieb mit seinem Lehrer einen Lebenslauf - wohl wissend, wie viel Wert die Deutschen darauf legen würden.

Nun kann er anderen geflüchteten Menschen helfen. Oftmals „muss ich erst einmal erklären, was genau ein Lebenslauf ist“, sagt Nawabi schmunzelnd. Dann macht er ein Foto von Habib Tajik, schlägt ein Layout vor und feilt an den Formulierungen. „Es ist immer ein Erfolg, wenn die Menschen hier mit ihrer gedruckten  Bewerbungsmappe raus gehen“, sagt Nawabi und lächelt zufrieden. mfr

Origami in der Nachbarschaft

Sie bräuchten auf jeden Fall viel Platz, sagt Annemarie Schulze und schneidet mit kurzen, kräftigen Zügen ein Stück Pappkarton zurecht. Mehrere Tische hat sie im Stadtteilzentrum an der Marzahner Promenade zusammengestellt. Darum sitzt eine Gruppe Frauen. Sie schneiden, falten und kleben nach „Origami-Art“. Am Ende gehen sie alle mit einem selbstgestalteten Schächtelchen nach Hause.

„Es geht aber nicht nur ums Basteln“, betont Schulze. Die Textilgestalterin will mit ihren kreativen Angeboten vor allem die Nachbarschaft zusammenbringen und einen sozialen Treffpunkt etablieren. „Die Frauen können hier ihre Probleme los werden und bekommen Unterstützung.“ mfr

Hier wird fleißig gefaltet.
Hier wird fleißig gefaltet.

© Milena Fritzsche

Sticken und Stempeln für die Integration

Menschen zusammenbringen - das ginge am besten über ein gemeinsames Hobby, ist sich Martina Polizzi sicher. Aus dieser Idee heraus entstand im Stadtteilzentrum Marzahn-Mitte ein Nähcafé, in dem vor allem, aber nicht nur, wie die Projektleiterin der Volkssolidarität betont, Frauen aus der Nachbarschaft zusammen kommen.

Eine von ihnen ist Salila Bro, die vor drei Jahren aus Syrien nach Marzahn kam. Einen Stoffbeutel bedrucke sie heute zum ersten Mal, sagt sie und legt sich eine Schablone zurecht. Doch Bro kann hier nicht nur das Nähen lernen, sondern vor allem neue Kontakte knüpfen. „Hier sind immer Menschen, die mir helfen können”, sagt sie.

Martina Polizzi weiß, wie schwer es geflüchteten Menschen fallen kann, Anschluss zu finden. Über die Stoffbeutel gebeugt, ergeben sich Gespräche ganz natürlich und unkompliziert. Die anderen Frauen erkläre Salila Bro geduldig, wie das mit der Schablone und der Farbe funktionieren soll. mfr

Gestaltung von Stoffbeuteln in Marzahn-Hellersdorf.
Gestaltung von Stoffbeuteln in Marzahn-Hellersdorf.

© Milena Fritzsche

Rund um den neuen Spielplatz

Noch ein wenig die Erde festklopfen, dann kann die kleine Blüte der Sonne entgegen wachsen. Nicole Vomm und Haura Al-Rikabi sehen zufrieden aus. Gemeinsam hatten sie sich im Internet durch die Aktionen der „Gemeinsamen Sache“ geklickt und sich entschieden, in der Gemeinschaftsunterkunft am Brebacher Weg, einem ehemaligen Krankenhaus, zu helfen. „Hier sind viele schwangere Frauen und kleine Kinder. Die wollen wir unterstützen“, begründet Vomm die Entscheidung.

Nein, wie die Pflanzen heißen, wüssten die beiden nicht. Aber da kann Walburg Borowiak, die in der Gemeinschaftsunterkunft arbeitet, weiterhelfen: Silberblatt und Winterastern, klärt sie die botanisch weniger bewanderten Mitstreiter auf. Ein kleiner Spielplatz hinterm Haus ist in den vergangenen Wochen gemeinsam mit Bewohnern gebaut worden. Nun sorgen die freiwilligen Helfer dafür, dass es drum herum schön grünt und blüht. „Wir wollen es hier so schön, wie möglich machen“, sagt Borowiak. mfr

Rund um den neuen Spielplatz wird geputzt in Marzahn-Hellersdorf.
Rund um den neuen Spielplatz wird geputzt in Marzahn-Hellersdorf.

© Milena Fritzsche

Putz-Aktion in Kaulsdorf-Nord

Sie wolle sich nicht nur beschweren, sondern bei sich selbst anfangen, sagt Ute Linz. In orangefarbener Weste steht sie am Bahndamm der U-Bahnstation Kaulsdorf-Nord und verteilt Handschuhe, Zangen und Mülltüten an ihre umstehenden Mitstreiter. „Wir wohnen hier und haben es gerne schön“, sagt Linz. Grund genug, warum sie freiwillig den Müll anderer Menschen einsammelt. Ihr Mann, Peter Bachmann, ist ebenfalls dabei. „Die Ausbeute der vergangenen zehn Minuten“, sagt er und deutet auf einen ganzen Haufen an Glasflaschen und Plastikverpackungen. Aber auch Fahrräder und eine schwere Eisenleiter habe er schon an den Schienen entdeckt.

„Vom BSR kann man nicht verlangen, dass sie das alles schaffen“, sagt Bachmann. Deshalb übernehme er selbst die Verantwortung für seine Umgebung. Ideal wäre es aber, „wenn jeder, der hier täglich lang läuft, einfach drei Dinge auflesen würde.“ Genügend Mülleimer sind auf jeden Fall vorhanden. mfr

Die Putzaktion in Kaulsdorf-Nord.
Die Putzaktion in Kaulsdorf-Nord.

© Milena Fritzsche

Alle Berichte zur Gemeinsamen Sache finden Sie auf unserer Themenseite: www.tagesspiegel.de/gemeinsamesache

Milena Fritzsche

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