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Die "Gedenkstätte der Sozialisten" in Friedrichsfelde.

© Thilo Rückeis

Beisetzungspläne: Zu viel Ehre für die Honeckers

Eine mögliche Berlin-Rückkehr der Honeckers lässt Grübeln. Eine Beisetzung in Friedrichsfelde - das komme nicht in Frage. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Andreas Conrad

Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ – für Erich Honecker war das eine „in der Gründerzeit der DDR geprägte Losung“, von ihm verwendet in seiner Ansprache zum 40. Jahrestag selbiger DDR am 7. Oktober 1989. Vor dem Hintergrund der Überlegungen seines Enkels Roberto Yañez Betancourt, die Urnen mit der Asche Honeckers und seiner Margot aus Chile nach Berlin zu bringen und auf dem Friedhof der Sozialisten in Friedrichsfelde beizusetzen, ein irritierendes Zitat. Denn man kann es drehen und wenden wie man will: Mit einer Beisetzung in Berlin wäre „Rückwärts nimmer!“ außer Kraft gesetzt. Wogegen Honecker angeblich nichts hätte, soll er doch den Wunsch geäußert haben, in heimischer Erde bestattet zu werden – nicht in Berlin, sondern im saarländischen Geburtsort Neunkirchen.

Weihestätte der Sozialisten

Wie auch immer: Ein Berliner Ehrengrab käme für den ehemaligen DDR-Chef garantiert nicht in Frage, mehr noch: Es dürfte sogar Widerstand geben, sollte jemand für Honecker einen Platz innerhalb der „Gedenkstätte der Sozialisten“ erwägen, Teil des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde mit seiner bis 1900 zurückreichenden sozialistischen Tradition. Damals wurde dort der Sozialistenführer und SPD-Gründervater Wilhelm Liebknecht begraben, 19 Jahre später folgten sein Sohn Karl, Rosa Luxemburg und andere beim Spartakusaufstand zu Tode gekommene Revolutionäre. Magistrat und Friedhofsverwaltung wiesen ihnen diesen entlegenen Platz zu und schufen so ungewollt eine Weihestätte der Sozialisten, samt 1926 errichtetem Revolutionsdenkmal, das in der NS-Zeit wieder verschwand – die eingeebneten Gräber gleich mit.

In der frühen DDR wurde diese Erinnerungskultur wieder aufgegriffen, eine neue Gedenkstätte entstand, gemeinsam für Sozialdemokraten und Kommunisten. Eingeweiht wurde sie 1951, mit zum Teil nur noch symbolischen Grabsteinen für linke Oberprominenz wie Liebknecht, Luxemburg, Breitscheid, Thälmann. Später folgten Pieck, Grothewohl und Ulbricht, der doch nie die Absicht hatte, eine Mauer zu errichten, es dann aber doch tat.

Dass er gleichwohl weiter seinen Ehrenplatz innehat, hat schon manchen gestört, so etwa Hubertus Knabe, Direktor der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen, der sich 2016, als wieder einmal die rituelle, aus DDR-Zeiten tradierte Erinnerung an die Ermordung von Karl und Rosa nahte, erneut für die von ihm geforderte Umbettung Ulbrichts in ein normales Grab stark machte. Sollte also nicht nur Honeckers Umzug nach Friedrichsfelde, sondern der Einzug in die Runde der ehrenwerten Sozialisten betrieben werden: Eine scharfe Debatte wäre garantiert.

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