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Im Test. Die Parklets aus der Kreuzberger Bergmannstraße werden abgebaut und in Pankow installiert.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin-Prenzlauer Berg: Schönhauser Allee bekommt doch keinen neuen Radweg

Auf eine Fahrspur verzichten? Dafür ist das Verkehrsaufkommen zu hoch, sagen Gutachter. Jetzt sollen Parklets aus Kreuzberg für „Flächengerechtigkeit“ sorgen.

Die geplante Verkehrsberuhigung auf der Schönhauser Allee ist bis auf weiteres ausgesetzt. Angedacht war, zwischen Stargarder Straße und Wichertstraße eine Fahrspur zu einem Fahrradweg umzugestalten. Eine Prüfung der Entwürfe des Architekturbüros Gehl Architects ergab jedoch, dass dies wegen des hohen Verkehrsaufkommens nicht vertretbar wäre. „Das ist eine Entscheidung mit Augenmaß, die zeigt, dass hier eben keine ideologische Verkehrspolitik gemacht wird“, erklärt Dorothee Winden, Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung.

Die Straße soll schmaler werden

Mittelfristige Vision für die Schönhauser Allee bleibt aber die Verlagerung des Autoverkehrs von vier auf zwei Spuren auf der westlichen Fahrbahn, so der zuständige Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Grüne). Auf der anderen Seite sollen dann Fahrradfahrer und Fußgänger mehr Platz bekommen.

Dazu müssten aber die Voraussetzungen stimmen, etwa flächendeckende Parkraumbewirtschaftung in der Innenstadt und ein autoarmes Wohnen. Angestoßen wurde die Verkehrsberuhigung vom damaligen Baustadtrat von Pankow, Jens-Holger Kirchner (Grüne). Er ist heute Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Verkehr.

Eine Änderung soll es an der Schönhauser Allee aber im September dieses Jahres geben. Die Senatsverwaltung will „Parklets“, große hölzerne Aufbauten, montieren lassen. Jedes Parklet nimmt den Raum von zwei Parkbuchten auf dem Seitenstreifen der Straße ein.

Parklets für „Flächengerechtigkeit“

In Kreuzberg hat man schon Erfahrung mit ihnen: In der Bergmannstraße sorgten die als Sitzecken konstruierten Modelle für Ärger. Anwohner beschwerten sich über Lärm und Abfall. Und auch für so manchen LKW-Fahrer war die Straße plötzlich zu eng. In der Schönhauser Allee ist das eher unwahrscheinlich: Die Parklets sollen zunächst zum Abstellen von Fahrrädern dienen. Es fehlt momentan an Stellplätzen.

So soll mehr „Flächengerechtigkeit“ geschaffen werden, sagt Baustadtrat Kuhn. Es handelt sich allerdings um ein Pilotprojekt. Nach einer einjährigen Probephase zeigt sich, ob die Parklets bleiben. Geplant sind zwei Standorte an der Kinderkunstgalerie Klax, einer am Blumencafé und einer an den Schönhauser Allee Arcaden. Die Gewerbetreibenden wurden dafür als Partner gewonnen. Die Vereinbarkeit mit dem Verkehr wird allerdings noch durch die Verkehrsverwaltung geprüft.

Die Pilot-Parklets für Pankow kommen auch direkt aus Kreuzberg: Sie werden an der Bergmannstraße abmontiert. Das ist planmäßig, denn in Kreuzberg gibt es dann neue Modelle, die auf die Kritik aus einer Bürgerbefragung eingehen: Sie haben weniger Sitzplätze und an ihnen sollen Schilder Besucher zur Ruhe mahnen. Die Parklets erhalten zudem zur Straßenseite ein Geländer. Ausgestattet werden können sie mit Sitzmöglichkeiten, Pflanzenbehältern und Tischen.

Das Bezirksamt Kreuzberg plant Ende September 2018 eine Bürgerveranstaltung, bei der die optimierten Parklets präsentiert werden. Für sie ist eine 18-monatige Testphase angedacht, damit bleiben sie länger stehen als ihre Vorgänger, die gerade einmal im März aufgestellt wurden.

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Pauline Faust

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