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Verkehrsstadträtin Annika Gerold, Alexander Czeh von Cargoroo und Jessica Horn vom Bezirksamt.

© Christian Latz

Berliner Bezirk plant dichtes Leih-Netz: In Kreuzberg werden Auto-Parkplätze zu Lastenrad-Mietstationen

Im Kreuzberger Graefekiez eröffnen die ersten Mietstationen für Lastenräder. Ist der Test erfolgreich, soll das Angebot im ganzen Bezirk ausgerollt werden.

Um den Transport schwerer und sperriger Güter auch ohne Auto zu vereinfachen, hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die ersten Lastenrad-Mietstationen eingerichtet. Am Mittwoch eröffnete Verkehrsstadträtin Annika Gerold (Grüne) das Angebot, das gemeinsam mit dem E-Lastenrad-Leihdienst Cargoroo umgesetzt wird.

An drei Standorten im Graefekiez (Graefestraße 21 und 83 sowie Schönleinstraße 7) wurden dafür insgesamt fünf Kfz-Parkplätze zugunsten von Abstellflächen für Lastenräder umgewandelt, wo die E-Bikes von Cargoroo gemietet und wieder abgestellt werden können. „Wir starten das als Pilotversuch mit einer sechsmonatigen Testphase“, sagte Gerold. Ziel sei, die Zahl der Stationen anschließend auszuweiten und neue Standorte zu schaffen.

„Viele Leute haben weder einen Pkw noch ein privates Lastenrad, aber wollen trotzdem nicht auf die Transportmöglichkeit verzichten“, sagte Gerold. Das neue Angebot schaffe für sie dazu eine gute und kostengünstige Möglichkeit.

Wer eines der zunächst drei Lastenräder im Kiez mieten möchte, zahlt dafür sieben Cent pro Minute. In der Stunde mache das 4,20 Euro, sagte Alexander Czeh von Cargoroo. Hinzu kommen unter Umständen eine Reservierungsgebühr von einem Euro. „Das sind keine 5000 Euro, die so ein Rad sonst kostet. Jeder Tretroller ist viel teurer. Das Angebot hat damit eine soziale Funktion.“

Auch auf den Verkehr wirke sich der aus den Niederlanden stammende Dienst aus, so Czeh. Das zeigten Untersuchungen aus Amsterdam, wo bereits mehr als einhundert der Lastenräder von Cargoroo im Einsatz seien: „Wir ersetzen damit zu 72 Prozent Autofahrten. Damit leisten wir einen Beitrag zur Verkehrswende.“

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Wichtig für diesen positiven Effekt sei, so Czeh, dass das Angebot stationsgebunden sei. „Damit vermeiden wir, dass die Leute die Räder einfach irgendwo abstellen. Die Verträglichkeit für die Städte ist dadurch viel größer.“ Auch der Preis für die Kunden falle niedriger aus, denn das Unternehmen spare sich Mitarbeiter, die die abgestellten Fahrzeuge in der ganzen Stadt wieder einsammeln müssten.

Alle 200 bis 300 Meter könnte eine Station sinnvoll sein

Damit das Angebot dennoch möglichst attraktiv ist, brauche es ein dichtes Stationsnetz. „Wir merken, dass es Sinn macht alle 200 bis 300 Meter ein Rad anzubieten“, sagte Czeh. Dann erreiche das System die höchste Nutzungsquote, um Pkw-Fahrten zu ersetzen, zeigten die Erfahrungen aus Amsterdam.

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Laufe das Angebot gut an, kann sich Stadträtin Gerold das auch in Friedrichshain-Kreuzberg vorstellen. „Wir haben vor, die Infrastruktur für Lastenräder noch auszuweiten.“ So solle verhindert werden, dass die sperrigen Lastenräder Gehwege zustellten.

Auch andere Dienste bieten Leihlastenräder in Berlin an

Cargoroo ist nicht der erste Mietdienst für Lastenräder in Berlin. Auch über das Programm „fLotte" vom ADFC in Kooperation mit den Bezirken können Nutzer:innen dutzende Cargobikes an festen Orten kostenfrei ausleihen. In Prenzlauer Berg bietet zudem der private Anbieter Avocargo Lastenräder zur Miete an. Allerdings in diesem Fall ohne festen Abstellplatz. Ein System, das Gerold für weniger geeignet hält im Vergleich zu festen Stationen.

Die Vereinbarung mit Cargoroo sieht vor, dass der Anbieter den Stellplatz exklusiv für seine Räder mietet. Auf dem Pflaster ist in weißer Farbe das Logo zu sehen. Dafür zahlt die Firma je Standort 60 Euro Sondernutzungsgebühr jährlich. Die Flächen seien jedoch so großzügig bemessen, dass aktuell auch private Lastenräder zusätzlich darauf platz fänden, so Gerold – und weitere Fahrzeuge von Cargoroo: Sei die Nachfrage groß, so Czeh, werde man weitere Räder an den Stationen platzieren.

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