zum Hauptinhalt
Hier soll die Mauer wieder aufgebaut werden.

© Q

Update

Berliner Kunstprojekt: DAU-Mauer soll deutlich kleiner werden als geplant

Unmut in der Verwaltung zum Mauerprojekt. Jetzt das: Das Areal wird wohl kleiner, der Zugang größer. "Wir wollen kein zweites Duisburg", sagt der Bezirkschef.

Das Berliner Mauerprojekt DAU wird, wenn überhaupt, eine Nummer kleiner ausfallen als bisher geplant. Dem Bezirksamt Mitte liegt seit Mittwoch ein neuer Antrag zum Mauerbau vor, sagte Bezirksstadträtin Sabine Weißler (Grüne) am Freitag bei einem Pressegespräch im Rathaus Tiergarten. Trotz einiger Zweifel wolle man den Antrag zumindest aus politischen Gründen wohl nicht. "Wir sehen uns als Teil der Berliner Verwaltung und wollen als Bezirksamt alles möglich machen, was möglich ist", sagte Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel, Grüne. 

Nur noch einen Kilometer

Konkret geht es nun um diese Fläche: Oberwallstraße, Schinkelplatz, Unter den Linden und Französische Straße. Die Oper soll jetzt freibleiben. Die Länge der Mauer schätzt Weißler nun noch auf einen Kilometer. Der neue Antrag sieht auch vor, dass der Eingang nicht mehr über die Tiefgarage erfolgt, sondern soll über das Kronprinzenpalais von Unter den Linden. Die Tiefgarage hätte man zu einem Veranstaltungsort umwidmen müssen und sei auch nur für 350 Personen zugelassen gewesen, erklärte von Dassel.

Das umstrittene Kunstprojekt DAU, bei dem eine Mauer in Berlins historischer Mitte die ehemalige Grenze nachbilden soll, könnte somit deutlich kleiner ausfallen als geplant.

Bezirk fühlt sich überfordert

Bereits in den vergangenen Tagen hatte es aus dem Bezirk, der die Sondernutzungserlaubnis erteilen muss, Kritik an der Veranstaltung gegeben. "Unsere Leute werden verheizt", sagte Stephan von Dassel nun am Freitag. Durch die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit und dem Marathon am übernächsten Wochenende, seien bereits alle Kapazitäten voll ausgeschöpft.

Von Dassel hatte beim Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und anderen Senatsmitgliedern deshalb mit der Idee geworben, die Veranstaltung ins kommende Jahr zu verlegen. Das wurde ihm zufolge abgelehnt. "Ich habe ihm gesagt, dass wir es so nicht schaffen. Wir wollen kein zweites Duisburg." Man hätte dann auch genug Zeit zur Vorbereitung gehabt und parallel zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls das Kunstprojekt durchführen können.

Sein Eindruck sei jedoch, dass der Regierende Bürgermeister, Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und Kulturstaatssekretärin Monika Grütters (CDU) nach ihrer anfänglichen Zustimmung für das Projekt nicht mehr zurückrudern wollten.

Weißler: Werden den Mut haben, die Veranstaltung abzusagen

Dass der umstrittene Mauerbau jedoch wirklich stattfindet, ist noch völlig unklar. Der neue, kleinere Antrag muss nun komplett vom Bezirksamt geprüft werden, parallel prüft die Verkehrslenkung Berlin (VLB), ob die Straßen in dieser Zeit gesperrt werden können. Die VLB muss am Ende eine abschließende Entscheidung treffen, ohne die Zustimmung des Bezirkes ist die Veranstaltung aber nicht denkbar. "Wir sind bereit, bis ans Limit zu gehen, damit diese Kunstveranstaltung stattfinden kann. Wenn sie denn möglich ist", sagte Sabine Weißler. Es brauche eine gründliche Prüfung, damit die Sicherheit bei der Veranstaltung gewährleistet wird. "Von dieser Haltung werden wir auch nicht abweichen", sagte sie. Und weiter: "Wenn es scheitert, dann daran, dass das Projekt reingepresst wurde." Man werde jedenfalls den Mut haben, die Veranstaltung abzusagen, wenn man nicht für die Sicherheit der Besucher garantieren könne. Weißler ergänzte, dass Mitarbeiter schon jetzt Überstunden machen würden und auch am Wochenende und nachts arbeiten würden. "Wir sind doch kein Dienstleister", sagte sie.   

"Das ist ganz schön Murks"

Der Fahrplan für die Genehmigung sei nun, dass das Bezirksamt alle Unterlagen bis zum 11. September, die Verkehrslenkung Berlin (VLB) bis zum 14. September benötige. Eine abschließende Entscheidung sei vor dem 28. September nicht zu erwarten. Die Mauer soll dann vom 13. Oktober bis 9. November aufgebaut werden. 

"Im Vergleich zu dem was mal geplant war, ist das ganz schön Murks", sagte der Bezirksbürgermeister von Dassel. Die deutliche Verkleinerung würde sich wohl auf das künstlerische Konzept auswirken.

Mehr aus den Bezirken in unseren "Leute"-Newslettern - kostenlos bestellen www.tagesspiegel.de/leute

+++

- Wenn die Berliner Mauer wiederkäme: Riesige Logistik: Über das umstrittene "Dau"-Projekt werden immer mehr Einzelheiten bekannt. "Umfangreiche Sperrungen" sind dafür nötig.

- Genehmigung für Dau-Projekt steht noch aus: Das mysteriöse Dau-Projekt sorgt noch für viele Unklarheiten bei den zuständigen Ämtern. Das Grünflächenamt Mitte wartet auf das Land Berlin - und umgekehrt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false