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Checkpoint Charlie auf der Friedrichstraße zwischen Koch- und Zimmerstraße.

© Doris Spiekermann-Klaas

Berliner Stadtplanung: Fachleute kritisieren Investorenprojekte für Checkpoint Charlie

Kalter Krieg um Checkpoint Charlie: Zwei Fachleute aus Berlin fordern ein neues Planungsverfahren. Auch sei die Öffentlichkeit kaum beteiligt.

Zwei Fachleute, die am Öffentlichen Verfahren zur Neugestaltung des Checkpoints Charlie beteiligt sind, fordern eine Neuauflage des Planungsverfahrens und die Ausübung des Vorkaufsrechts durch den Senat. Der Checkpoint Charlie droht nach Ansicht der Experten zu einem reinen Renditeobjekt zu werden, das die Dimension der Friedrichstadt sprenge. Der Checkpoint Charlie war einer der bekanntesten Übergänge zwischen Ost- und Westberlin zu Zeiten der Berliner Mauer gewesen. Heute ist er ein vor allem bei Berlin-Touristen beliebter Ort.

Die Befürchtung, das Areal um den ehemaligen Checkpoint könne ein reines Renditeobjekt werden, äußern die Expertin für Städtebau Theresa Keilhacker und Stadtforscher Christoph Sommer von der Humboldt-Universität. Hintergrund des „Appells“ ist die Vorstellung der Städtebaulichen Entwürfe für Neubauten auf den Brachen östlich und westlich der Friedrichstraße mitten in der parlamentarischen Sommerpause.

Auch der Öffentlichkeit solle die Besichtigung der sieben Architekturentwürfe nur für wenige Stunden an drei Tagen offen stehen. Hinzu kommt: Die Pläne werden nicht in Räumen einer Verwaltung gezeigt, sondern in jener einen Firma, die ihre Ansprüche als Bauherr aus der Übernahme von Kreditforderungen begründet, die auf den Grundstücken lasten, seit ein früherer Investor insolvent wurde.

Zur Fehlentwicklung bei der Planung der Neubauten am Checkpoint Charlie kommt es den Experten zufolge, weil das öffentliche Verfahren erst nach Unterzeichnung eines „letter of intent“ (Absichtserklärung) begann, das der Senat mit der privaten Firma unterzeichnete. Dessen Inhalt ist weitgehend unbekannt.

Auch der Landeskonservator schließt sich der Kritik an

Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) sagte, das Vorkaufsrecht könne nur ausgeübt werden, wenn der Insolvenzverwalter die von ihm gehaltenen Grundstücke an einen Investor verkaufe. Noch sei das nicht geschehen, obwohl Verhandlungen mit der privaten Firma Trockland liefen. Der Senat strebe mit dieser nun eine Einigung über den Bau eines Museums, unter Erhaltung einer Freifläche sowie dem Bau von Wohnungen, darunter ein Anteil von Sozialwohnungen an.

Eine Alternative sieht Kollatz nicht, zumal im Falle einer Zwangsversteigerung der Grundstücke die Preise wegen des überhitzten Marktes unbezahlbar würden. Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hieß es, die Ausstellung der städtebaulichen Entwürfe von sieben Architekturbüros sei ein „Zwischenschritt“. Der Zeitraum sei deshalb so kurz, weil am 7. August eine Jury über die Ergebnisse tage. Eine weitere öffentliche Beteiligung sei geplant.

Der Kritik der beiden Experten für Städtebau hatte sich auch der Berliner Landeskonservator Jörg Haspel angeschlossen, der eine Abwertung oder gar Eliminierung des kulturhistorischen Ortes befürchtet. Er hatte das Areal vor Kurzem unter Denkmalschutz gestellt.

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