zum Hauptinhalt
Schon früher voll als geplant? Koffer vor noch nicht geöffneten Schaltern am künftigen Flughafen BER.

© Patrick Pleul/dpa

Beschleunigung durch Corona?: Der BER könnte früher öffnen als geplant

Es wird über einen neuen Zeitplan spekuliert – Tegel würde dafür vorzeitig schließen. Ein Flughafensprecher dementierte Informationen eines Wirtschaftsportals.

In einer Woche legt Engelbert Lütke Daldrup dem Aufsichtsrat und den Gesellschaftern neue Zahlen vor, wie die Flughafengesellschaft durch die Coronakrise kommt. Für die Eigner – die Länder Berlin, Brandenburg und den Bund – wird es dann um die Frage gehen, ob für den Flughafen Tegel in den nächsten Monaten zeitweise die Betriebspflicht ausgesetzt wird

Die Auslastung liegt bei fünf Prozent, statt wie sonst mehr als 700 Flüge täglich sind es gerade noch bis zu 20. Von Verlusten in Höhe von sieben Millionen Euro pro Monat ist die Rede. Ende März hatten die Gesellschafter eine Entscheidung vertagt, Flughafenchef Lütke Daldrup aber freie Hand gelassen, seine Pläne voranzutreiben.

Wird der Komplett-Umzug nach Schönefeld vorgezogen?

Mitten in die Vorbereitungen platzte am Mittwoch eine Nachricht, die Gegner und Anhänger des Flughafens Tegel gleichermaßen elektrisiert. Das Wirtschaftsportal „Business Insider“ berichtet von Erwägungen in der Flughafengesellschaft, den neuen Hauptstadtflughafen BER bereits vor der geplanten Eröffnung am 31. Oktober teilweise zu nutzen – und damit den Komplett-Umzug nach Schönefeld vom zunächst zeitweise geschlossenen Standort Tegel vorzuziehen. Von „informellen Gesprächen“ mit den Gesellschaftern ist die Rede, auch Dienstleister spielen in dem Szenario eine Rolle.

[Behalten Sie den Überblick: Corona in Ihrem Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über die Krise und die Auswirkungen auf Ihren Bezirk. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de]

Ein Flughafensprecher widersprach dem Bericht, wonach es entsprechende Überlegungen gebe. Es bleibe bei den Plänen, den BER Ende Oktober im Betrieb zu nehmen. Jedenfalls soll es bislang noch keine schriftlichen Pläne und Unterlagen zu derlei Szenarien für die Gesellschafterversammlung geben.

Dennoch kristallisiert sich eines heraus: In der Coronakrise ist in der Flughafengesellschaft alles möglich. Denn bislang fährt die Geschäftsführung auf Sicht. Wann sich der internationale Flugverkehr erholt und wieder zunimmt, ist bislang nicht absehbar. Die vorzeitige Inbetriebnahme des BER ist daher eines der Szenarien, die durchgespielt werden.

Der Aufwand mehrerer Umzüge für Fluggesellschaften ließe sich vermeiden

Sollten Berlin, Brandenburg und der Bund wegen der laufenden Kosten ohne nennenswerten Flugverkehr Tegel zunächst für wenige Monate vom Netz nehmen und nach den bisherigen Plänen Lütke Daldrups die Flüge über den alten Schönefelder Flughafen abwickeln, ergäbe sich im Sommer die nächste Frage: Warum sollten die Airlines wieder zurück nach Tegel umziehen, wenn doch zwei, drei Monate später der BER ohnehin öffnen soll – und dann wieder ein Umzug anstünde, es insgesamt drei Umzüge wären? Aus Gesellschafterkreisen lautet die Antwort: Der Aufwand ließe sich vermeiden.

Die Lufthansa hatte die Pläne, mit Tegel ihren Berliner Stützpunkt zeitweise zu schließen, bereits offen abgelehnt – weil die Umzüge mehr Aufwand und mehr Kosten verursachen würden. Mit dem neuen Szenario – vorzeitige Schließung von Tegel, teilweise Öffnung des BER – könnten die Einwände der Airline entkräftet werden. Es würde auf nur einen Umzug hinauslaufen und der BER könnte schrittweise in Betrieb genommen werden.

Hintergrund-Informationen zum Coronavirus:

Flughafenchef Lütke Daldrup hat in den vergangenen Wochen ohnehin schon alles vorbereitet: Der TÜV hat die erfolgreiche Prüfung bescheinigt, die Nutzungsfreigabe durch die Bauordnungsbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald wird für Mai erwartet. Lütke Daldrup hätte dann ein gewichtiges Argument mehr für die vorzeitige, teilweise Inbetriebnahme. Das Terminal könnte genutzt werden, ebenso die Nordstartbahn wie bereits durch den Flughafen Schönefeld-Alt gleich nebenan. Angesichts der wenigen Flüge bräuchte es die Südbahn noch nicht, deren vorzeitige Nutzung rechtlich aufwendiger wäre.

Und auch die Übungen für Brandschutz und Räumung wurden wegen der Corona-Gefahr von Ende April auf Sommer verschoben – und sollen dann auch kleiner ausfallen. Konflikte mit dem laufenden Flugbetrieb ließen sich kalkulieren, da ohnehin nur wenige Flieger abheben und landen. „Da wir im Herbst 2020 deutlich weniger Verkehr als ursprünglich angenommen erwarten, wird die Eröffnung des BER einfacher, da sie nicht mehr unter Volllast stattfindet“, sagte Lütke Daldrup kürzlich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false