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Edelmetall. Der Reinheitsgehalt der Münze liegt bei 99,999 Prozent.

© dpa

Diebstahl aus dem Bode-Museum: „Big Maple Leaf“ ist wohl nicht zu retten

Trotz der Festnahmen gestaltet sich die Suche nach der 100 Kilogramm-Goldmünze schwierig. Vermutlich wurde sie längst veräußert - in kleinen Stücken.

Dreieinhalb Monate nach dem Diebstahl der „Big Maple Leaf“-Münze im Wert von 3,75 Millionen Euro hat die Berliner Polizei am Mittwoch vier Tatverdächtige festgenommen. Dabei handele es sich um Männer im Alter zwischen 18 und 20 Jahren einer organisierten Bande „aus dem Bereich arabischer Clans“, sagte Oberstaatsanwältin Martina Lamb. Die Goldmünze bleibt indes verschwunden und die Polizei macht sich keine Hoffnungen mehr, sie je wiederzufinden. Sie sei „vermutlich bereits veräußert worden“. Wie kann aber ein 100 Kilogramm schweres Objekt, von dem es weltweit gerade einmal fünf Exemplare gibt, überhaupt verkauft werden?

Die entscheidende Nachkommastelle

Der Branchenexperte Jörg Mingram hält das im Falle der „Big Maple Leaf“ für besonders kompliziert. „Man kann nicht einfach zu einem Juwelier und die mitgebrachte Münze anbieten, selbst wenn die Diebe das Gold vorher eingeschmolzen hätten, um es dann in Stücken zu verkaufen“, sagt der 58-Jährige. Der Grund dafür sei der extrem hohe Reinheitsgehalt der Münze. „Handelsübliches Gold in seiner reinsten Form zeigt einen Wert von 99,99 Prozent auf. Die ,Big Maple Leaf‘ hat hingegen 99,999 Prozent. Das ist so selten, dass jeder seriöse Händler sofort hellhörig wäre und wüsste, woher es stammt.“

Zudem würden Händler in der Regel Gold nur in Form von Barren, Münzen, Granulat oder Schmuck ankaufen, meint Mingram. Aus praktischen Gründen käme bei einer Menge der 100 Kilogramm schweren Münze nur der Guss in Form von Baren infrage. „Aber auch das ist kompliziert, da es auf Goldbarren Siegel von Scheideanstalten geben muss.“ Mingram meint damit die Betriebe, die in aufwendigen chemischen Prozessen Gold von Fremdmetallen trennen.

Eine Mischung ist unrealistisch

Der hohe Reinheitsgehalt, der auf die gestohlene Goldmünze zurückführt, könne aber künstlich durch die Hinzugabe von Silber oder Kupfer verunreinigt werden. Bei der Beute aus dem Bode-Museum hält der Experte aber auch das für unrealistisch. Denn in der Regel verarbeite ein einfacher Goldschmied 500 bis 1000 Gramm Gold in einem Jahr. Die Verarbeitung einer 100-Kilogramm-Münze mit ein paar Komplizen hält er für absurd – „da würden sie 100 Jahre brauchen!“

Möglich sei es aber, die Goldmünze zu zerschneiden und dann an andere Kriminelle oder unseriöse Händler zu verkaufen. Zum Zerschneiden reicht eine Kreissäge, da Gold ein relativ weiches Metall ist. Offenbar hat die Polizei auch deshalb am Mittwoch nach der Festnahme der vier Tatverdächtigen erklärt, dass sie vermute, die Münze sei von den Dieben zerstückelt oder als Ganzes verkauft worden. Von Letzterem geht Mingram aus.

Unter den Tatverdächtigen ist auch Dennis W., der als Wachmann im Bode-Museum arbeitete. W. war bisher wegen kleinerer Strafdelikte polizeibekannt geworden, unter anderem wegen Kennzeichen- und Tankbetrug. Eine Anfrage, ob es spezielle Sicherheitsüberprüfungen für Wachmänner in solchen sensiblen Einrichtungen gibt, ließen die Pressestellen mehrerer Museen am Donnerstag derweil unbeantwortet.

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