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An jeder zweiten Berliner Schule wird aktuell gebaut. (Symbolbild)

© Thilo Rückeis

Erste Schulbaumesse in Berlin: Kampf um die Fachleute

Schulbaumesse in Moabit: Trotz der allgegenwärtigen Themen, wie Personalnot und geringe Gehälter, überwog die Aufbruchstimmung.

Plötzlich hielt der nächste SPD-Landesparteitag Einzug in Berlins „1. Schulbaumesse“, die am Mittwoch in Moabit begann: Ohne höhere Gehälter in den Bezirksämtern sei „die Schulbauoffensive gefährdet und auch die Digitalisierung“, mahnte Spandaus Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD) auf dem Messepodium angesichts der Abwanderung dringend benötigter Ingenieuren aus den Hochbauämtern in Senats- und Bundesbehörden. Das ganze Gehaltsgefüge müsse „nach oben gezogen werden“.

Genau diese Forderung – nämlich die Anhebung der Bezirksgehälter auf das Niveau von Bundesbehörden – findet sich, wie berichtet, in einem Strategiepapier aus dem Umfeld von SPD-Fraktionschef Raed Saleh für den kommenden Parteitag. Zwar widersprach Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) der Forderung am Mittwoch postwendend mit dem Hinweis, dass sich der Länderfinanzausgleich, von dem Berlin bisher profitiert, nicht mit fürstlichen Beamtengehältern vertrage. Aber dieser Widerspruch hinderte Kleebank nicht daran, die Forderung aus dem Strategiepapier auf dem Podium zu wiederholen – denn auf der Schulbaumesse sollte es eben nicht nur um die Vorzüge der neuen Lern- und Teamhäuser, um ihre Konzepte und Materialien gehen, sondern auch um deren „schnelle Umsetzung im Neubau und in der Sanierung“.

Verlorenes Personal

Beim Stichwort „schnelle Umsetzung“ wurde mancher im Raum unruhig, denn immer wieder gibt es alarmierende Beispiele von Verzögerungen wie zuletzt bei der Hausburgschule in Friedrichshain oder bei der Fuchsbergschule in Marzahn – und meist wird früher oder später auf das jeweilige Hochbauamt verwiesen. Als Beispiel für ein Hochbauamt, das besonders viel Personal an eine besser bezahlende Senatsbehörde verloren hat, nannte Landeselternsprecher Norman Heise anlässlich der Schulbaumesse Steglitz-Zehlendorf, das „fast sein komplettes Hochbauamt“ an die Senatsverwaltung für Bauen verloren habe.

Baustadträtin Maren Schellenberg (Grüne) bestätigte auf Anfrage, dass „fast alle Elektroingenieure“ abgewandert seien, auch weitere Mitarbeiter für den Bereich der technischen Gebäudeausstattung, weitere Hochbauingenieure sowie mindestens ein Mitarbeiter aus dem Bereich Investitionen im Hochbau seien gegangen. Allerdings fordert Schellenberg – anders als Kleebank – keinen pauschalen Gehaltssprung Richtung Bundesbehörden. Wichtiger ist ihr mehr Flexibilität bei der Gewährung höherer Gehalts- und Erfahrungsstufen, „ohne dass der Rechnungshof uns dann Verschwendung vorwirft“. Schellenberg versteht nicht, warum sie zwar Mitarbeitern, die in ein anderes Bundesland abzuwandern drohen, mehr Geld bieten darf, nicht aber einem Mitarbeiter, der innerhalb Berlins wechseln will. „Wir haben das Geld, aber wir haben die Leute nicht“, bedauert auch Schellenberg. Das sei „bitter“.

Investitionsvolumen von weit über 5,5 Milliarden Euro

Trotz des allgegenwärtigen Themas Personalnotstand überwiegt auf der Schulbaumesse am Mittwoch allerdings die Aufbruchstimmung: Angesichts eines Investitionsvolumens von weit über 5,5 Milliarden Euro im Schulbau bis 2026 hoffen Architekten, Lichtdesigner, Raumakustiker auf viele Möglichkeiten, ihr Können in Berlin umzusetzen: Zusammen mit Ausstellern für Schulmöbel und Innenausbau sind sie noch bis Donnerstagabend auf der Messe versammelt, um ihre Konzepte zu zeigen und auszutauschen. Mut machte ihnen am Mittwoch der Grundschulforscher Jörg Ramseger, der die neuen Lern- und Teamhäuser mit ihren Begegnungszonen in seinem Vortrag lobte, die alten Flurschulen hingegen als „Schulen des Gehorsams“ in die Ecke stellte.

Zur Aufbruchstimmung passte am Mittwoch auch eine Meldung aus Marzahn: Für die Fuchsbergschule erfolgte endlich die ersehnte Schlüsselübergabe, die den Weg zum Einzug nach den Herbstferien ebnete. Die Schule hoffte seit 1998 auf das neue Haus.

Weiter Infos zur Schulbaumesse gibt es hier.

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