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Dauerbaustelle BER.

© dpa

Gastbeitrag: IHK-Chefin: BER-Polemik ist nicht angebracht!

Berlins Wirtschaft und ihre Forderung nach Langstreckenflügen. IHK-Chefin Beatrice Kramm schreibt: Bundesminister Scheuer, bitte übernehmen Sie!

Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg braucht mehr Langstreckenverbindungen. Berlin ist als Regierungssitz einer europäischen Wirtschaftsmacht auf Augenhöhe mit Städten wie Brüssel, London oder Paris. Für die Weiterentwicklung des nordöstlichen Wirtschaftszentrums halten wir eine bessere internationale Anbindung deshalb für geboten. Die Region sei an der Unterversorgung doch selbst schuld, meinte kürzlich der Lufthansa-Cheflobbyist: Keine Dax-Konzerne, kein fertiggestellter BER, also keine Langstrecke. Diese Polemik ist angesichts der wirtschaftlichen Rahmendaten und der historischen Entwicklung Berlins nicht angebracht.

Zunächst zu den Sachargumenten: An den Berliner Flughäfen steigen schon heute mehr Passagiere ein und aus als in München oder Frankfurt am Main, damit ist die Region der größte Quell- und Zielmarkt Deutschlands. Und nicht nur Dax-Konzerne nutzen Flugzeuge für Geschäftsreisen und Luftfracht. Gerade die Berliner Industrie ist besonders international aufgestellt und erwirtschaftet 60 Prozent ihres Umsatzes international. Darüber hinaus gehört Berlin zu den international gefragtesten Tagungs- und Kongressstandorten mit einem Gesamtumsatz von 2,5 Milliarden Euro. 171 diplomatische Vertretungen und 10 Vertretungen internationaler Organisationen sind hier – und Berlin ist Regierungssitz. Natürlich wäre ein funktionierender BER mehr als hilfreich in dieser Debatte. Aber neue Verbindungen brauchen einen planerischen Vorlauf.

Beatrice Kramm, Präsidentin der IHK Berlin.
Beatrice Kramm, Präsidentin der IHK Berlin.

© Rückeis

Deshalb müssen jetzt die Weichen gestellt werden für eine der Hauptstadtregion angemessene internationale Anbindung ab 2020. Wir verstehen, dass der Schutz des eigenen Unternehmens mit Standorten in Frankfurt und München Vorrang vor solchen Überlegungen hat und auch einen ehemaligen Staatskonzern wie die Lufthansa kann man nicht zwingen, Berlin besser an die Welt anzubinden. Aber man kann Wettbewerbern ermöglichen, diese Lücke zu füllen: Auf Bundesebene ließen sich durchaus internationale Luftverkehrsabkommen mit anderen Airlines zugunsten Berlins aushandeln und ausländischen Anbietern den Zugang zum Berliner Markt erleichtern. Deshalb: Herr Bundesminister Scheuer, bitte übernehmen Sie!

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Beatrice Kramm

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