Meine Woche (108): Geburtstag

Ahmad, Sie haben heute Geburtstag, herzlichen Glückwunsch. Feiern Sie?
Ja, bei einem Freund von mir. Er veranstaltet diese Party mit Live-Musik einmal im Monat, und ich konnte Freunde dazu einladen.

Praktisch, so müssen Sie nicht aufräumen …

Ich werde wohl am nächsten Morgen helfen. Aber ja, das große Chaos in meiner Wohnung bleibt mir erspart.

Hatten Sie denn einen besonderen Geburtstagswunsch in diesem Jahr?

Weltfrieden … Nein, ich versuche immer, realistische Wünsche zu haben. Dieses Jahr bin ich eigentlich wunschlos glücklich. Aber es wäre schön, wenn ich meine Eltern sehen könnte.

Vermissen Sie sie am Geburtstag besonders?

Eher an Feiertagen, wenn alle bei ihren Familien sind.

Gibt es denn Hoffnung, dass Sie Ihre Eltern bald treffen können?

Der Familiennachzug kommt für mich nicht infrage, ich bin zu alt. Und das ist gerade ja eh schwierig in Deutschland. Und zu Besuch … Ich kann nicht nach Syrien zurück und meine Eltern können nicht so einfach herkommen. Mein Vater ist Ingenieur, wenn er das Land verlassen will, wird es kompliziert. Und für sie in Deutschland ein Visum zu bekommen, wäre auch so gut wie unmöglich. Da wäre es einfacher, wenn wir alle in den Libanon reisen würden und uns dort träfen. Aber auch dort ist es als Syrer nicht einfach, ein Visum zu bekommen. Es wäre auf jeden Fall schön, meine Eltern näher bei mir zu haben, sie vielleicht mal ein Wochenende zu besuchen oder so.

Als Sie noch in Syrien Geburtstag gefeiert haben, gab es dort andere Traditionen?
Eigentlich war es das Gleiche. Kuchen, Kerzen, sich etwas wünschen, wenn die Kerzen ausgeblasen werden. Auf Arabisch heißt Geburtstag Eid Melad.

Die Fragen stellte Helena Wittlich. Diese Kolumne ist gedruckt in der Tagesspiegel-Samstagsbeilage Mehr Berlin erschienen. Alle Folgen finden Sie unter diesem Link.

Ahmad Al-Dali