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Regisseurin Réka Kincses, Schauspielerinnen Inka Löwendorf, Artemis Chalkidou und Wera Herzberg bei der Probebühne vom Heimathafen Neukölln, in Berlin.

© David Heerde / David Heerde

Götter, Käse und Jamsessions: Tipps für ein Berlin-Wochenende mit Ausrufezeichen

Wut auf göttlichen Machtmissbrauch, Kunst aus alternativem Käse im Museum und zur Ordnung gerufene Musik: Das sind unsere Empfehlungen für Ihre 48 Stunden Hauptstadt.


Samstagmorgen

Beginnen wir mit Tee und Häppchen: Beides und mehr bietet die Tadschikische Teestube (im Kunsthof, Oranienburger Str. 27). Die Idee: ein Stück tadschikischer Teekultur in Berlin erblühen lassen. Anders als etwa in der japanischen Teezeremonie, in der es beim Trinken eher wortlos zugeht, geht es in der tadschikischen gerade um die gesellige Plauderei im Warmen. Der inneren Reise nach Tadschikistan zuträglich sind übrigens auch Einrichtung, Gepflogenheiten und Karte, denn man sitzt nicht auf Stühlen, sondern bodennah auf Kissen, in alles andere als minimalistisch eingerichteten Räumen und hat eine Auswahl traditioneller Speisen wie Blini, Soljanka oder Borschtsch auf der Karte. 12-22 Uhr, So 12-21 Uhr. Tipp: reservieren!


Samstagmittag 

Wem bei hitzigen Debatten allerdings schon mal das Gesicht entgleist oder gar ganz verloren geht, der findet in der heute endenden Ausstellung der AD Fine Art eine Lösung: Masken, und zwar als Tarnung. Zu sehen sind sie in Angela Hampels Malerei und anderen Arbeiten auf Papier, die das große Identitätsspiel griechischer Götter inszenieren, deren Gestalt schon immer so unzuverlässig war, dass man, an sie glaubend, eigentlich keinen Grashalm hätte umknicken dürfen – es könnte sich ja um eine zur Observierung ihres Gatten als Pflanze getarnte Göttin handeln. Kurfürstendamm 96, 10 bis 18 Uhr.


Samstagabend 

Apropos Gesicht verlieren: Wut ziemt sich nicht. Statt sie auszuleben, sollte man sie kanalisieren, kreativ nutzen, oder besser noch: in Produktivkraft verwandeln. Und wenn das nicht gelingt, einfach unterdrücken. Das alles sagt, nein, schreit Regisseurin Réka Kincses, sei nichts als die Diskriminierung eines Gefühls, das zu den Menschenrechten gezählt gehöre. Um das zu propagieren, nutzt sie eine Lücke im gesellschaftlichen Wutunterdrückungssystem: Wenn die Wut schon nicht salonfähig ist, ist sie nämlich fast immer bühnenreif. Bleibt nur noch zu klären, gegen wen sich die Wut richtet. Antwort: das Patriarchat. Die Götter sitzen eingesperrt für Machtmissbrauch, Sexismus und Korruption hinter Gittern, die weibliche Wut regiert die Welt. Das Setting des Stücks „Furios“: Die in Sachen Führung unerfahrenen Göttinnen treffen sich zu einer Fortbildung für Führungskräfte. Heimathafen Neukölln. Um 20 Uhr ist Premiere, weitere Termine und Tickets hier.


Sonntagmorgen 

Nach so viel Tobsucht und Gesichtsverlust erst mal in Ruhe frühstücken. Gutes Essen lässt den Körper alle möglichen Glückshormone ausschütten und stimmt versöhnlich mit der Welt. Wer seine Speisen nicht nur gern verspeist, sondern auch anschaut und sie sich in womöglich außergewöhnlichen Settings erträumt, besucht noch schnell des Museum of alternative Cheese, bevor es am heute letzten Ausstellungstag schließt. Ist doch Käse, sagen Sie? Stimmt. Veganer Käse, um genau zu sein. Um den geht es hier, um aus ihm gemachte Kunst, aber auch um Rezepte und Kostproben. Torstraße 66, 11 bis 21 Uhr.

Sonntagmittag

Vernünftige Ernährung ist schließlich ein Pfeiler der Gesundheit. Um die geht es auch in einer 90-minütigen Performance von Zinzi Buchanan, bei der sich das Publikum weich bettet, um im Liegen einem Soundscape aus Interviews, Gedichten, Traumerzählungen, Liedern und Geschichten chronisch kranker Menschen zu lauschen, während um sie herum ebenfalls getanzt, gesungen, projiziert und vorgetragen wird. 15 Uhr und 19.30 Uhr, Uferstudios, Uferstraße 23, Eintritt frei.

Sonntagabend 

Wer nach all dem Wochenendwahnsinn nun ein wenig Ordnung braucht, begibt sich in die Schöneberger Barkett Bar (Czeminskistraße 10). Pünktlich um 20 Uhr beginnt hier eine exakt drei Stunden dauernde Jamsession, an der geneigte Jazzmusiker:innen, die ein Instrument, respektive die eigene Stimme mitgebracht haben, gerne teilnehmen sollen. Aber Moment, Jamsession? Offene Bühne? War nicht eben erst von Ordnung die Rede? Nun, es dürfte sich um die ordentlichste aller Jamsessions handeln, die man erlebt hat. Zumindest legt das eine recht detailliert ausgearbeitete, zehn Punkte und zahlreiche Ausrufungszeichen umfassende Liste von Benimmregeln nahe, an die sich die Musiker:innen gefälligst zu halten haben. Reservieren nicht vergessen!

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