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Das Foyer der Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land am Dienstag. Die Hausbesetzer sind zu Besuch.

© Robert Klages

Hausbesetzer gegen Wohnungsunternehmen: "Sie müssen keine Angst vor uns haben"

Mit Luftballons bewaffnet forderten Aktivisten, die Strafanzeigen gegen 56 Hausbesetzer fallen zu lassen – vorerst erfolglos.

Sie kamen zur Mittagszeit, bewaffnet mit Luftballons und bemalten Schildern. Rund 15 Aktivistinnen und Aktivisten der Hausbesetzerszene haben am Dienstag das Geschäftsgebäude der Wohnungsbaugesellschaft "Stadt und Land" in Neukölln betreten. Weiter als bis zur Empfangshalle kamen sie nicht. Das war auch nicht nötig, denn die zweite Geschäftsführerin Anne Keilholz und Pressesprecher Frank Hadamczik unterbrachen ihre Mittagspause und diskutierten mit den Hausbesetzern.

"Sie müssen keine Angst vor uns haben", sagten diese. Doch eigentlich wollten sie Geschäftsführer Ingo Malter sprechen und ihn davon überzeugen, die Strafanzeigen zurückzunehmen, die dieser gegen einige Hausbesetzer erlassen hatte. Derzeit wird gegen 56 Frauen und Männer wegen Hausfriedensbruch ermittelt. Doch Malter befindet sich derzeit im Urlaub, teilte Keilholz mit.

Auch Bausenatorin bittet, Anzeigen fallen zu lassen

Am Pfingstsonntag wurde ein Haus der Gesellschaft in der Bornsdorfer Straße kurzzeitig besetzt. Malter hatte die Besetzung polizeilich beenden lassen. Mit dem Strafantrag sei er nur einer rechtlichen Verpflichtung nachgekommen, hatte er im Anschluss gesagt. Die Aktivisten sind der Meinung, dass das nicht stimmt. Keiner habe ihn gezwungen, eine Strafanzeige zu stellen und diese könne auch jederzeit zurückgezogen werden. Auch Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) hatte Malter gebeten, die Anzeigen fallen zu lassen. "Beweist Berlin, dass ihr nicht Feinde einer solidarischen Stadt seid", sagten die Aktivisten zu Keilholz. "Sie haben ja keinen Mehrwert von den Anzeigen."

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Keilholz antwortete, dass Strafanzeigen selbstverständlich zurückgezogen werden könnten. Doch das würde man auf keinen Fall machen, die Debatte sei durch. "Wir haben nur unser Eigentum geschützt." Sprecher Hadamczik ergänzt, er habe die Hausbesetzung an Pfingsten keinesfalls als "friedlich" erlebt, wie von den Besetzern behauptet. Diese entgegneten, dass weder jemand von "Stadt und Land" verletzt, noch Wohnraum zerstört worden sei. Verletzt worden seien lediglich die Hausbesetzer. Und das Haus sei durch das Eindringen der Polizei leicht beschädigt worden.

Mussten am Dienstag ihre Mittagspause unterbrechen: "Stadt und Land"-Geschäftsführerin Anne Keilholz und Pressesprecher Frank Hadamczik.
Mussten am Dienstag ihre Mittagspause unterbrechen: "Stadt und Land"-Geschäftsführerin Anne Keilholz und Pressesprecher Frank Hadamczik.

© Robert Klages

Die Aktivisten hatten das Haus an Pfingsten besetzt, weil es seit Jahren leer steht – dabei wird in Berlin dringend sozialer Wohnraum benötigt. Sie selbst wollten nicht darin wohnen, sondern auf die Situation aufmerksam machen. "Und es steht noch immer leer", ruft einer von ihnen. Geschäftsführerin Keilholz sagte im Anschluss auf Nachfrage, das Haus sei zur Wohnnutzung nicht geeignet gewesen und müsse saniert werden.

Im Oktober wolle man mit den Arbeiten beginnen. Was dort entsteht, sei noch nicht ganz klar, jedoch "nicht nur Wohnen". Maximal 35 kleinere Wohnungen, eventuell für Studierende, seien möglich. Zudem soll wieder eine Kita in das Erdgeschoss einziehen. Ob bereits eine Baugenehmigung vorliegt, konnte sie nicht sagen.

Die Aktivisten sehen Stadt und Land nach ihrem Besuch noch immer als "Feindin einer sozialen Stadt". "Wir haben die Richtigen getroffen mit der Aktion", sagten sie auf Nachfrage. "Wir werden daran anknüpfen und weiter für eine Stadt von unten kämpfen."

"Die Räumung war äußerst brutal": Lesen Sie hier ein Interview mit den Hausbesetzern der Bornsdorfer Straße.

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