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Neubaugebäude am Rand des Parks mit grünen Dach. (Symbolbild)

© imago/Emmanuele Contini

Kampf gegen Wohnungslosigkeit: Berliner Grünen-Fraktion fordert Ausweitung von Hilfsprogramm

Über das „Geschützte Marktsegment“ werden Wohnungen an Wohnungslose vermittelt. Doch während es immer mehr Betroffene gibt, hat sich das Kontingent seit 23 Jahren nicht verändert.

Über das „Geschützte Marktsegment“ (GMS) sind im Jahr 2022 insgesamt 1218 Wohnungen an wohnungslose Menschen vermittelt worden. 2023 waren es bis zum 30. Juli 846 Wohnungen. Das geht aus Zahlen hervor, die der Grünen-Abgeordnete und Sozialexperte Taylan Kurt zusammengetragen hat. Diese stellte er am Montag beim Fachgespräch der Grünen-Fraktion zum Geschützten Marktsegment im Abgeordnetenhaus vor.

Das GMS ist ein Instrument, um Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu verhindern oder zu beenden: Über das Programm können wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit akut bedrohte Berlinerinnen und Berliner in eigenen Wohnraum vermittelt werden.

Dafür wurde ein Kooperationsvertrag zwischen dem Land Berlin und einigen Wohnungsunternehmen geschlossen, die sich bereiterklärt haben, eine gewisse Quote an Wohnungen im GMS zur Verfügung zu stellen. Das Programm gibt es seit 1993.

„Soziales Auffangnetz“ für Berliner

Zu dem Fachgespräch mit rund 40 Vertretern aus der Verwaltung, der Wohnungsunternehmen sowie Sozialpartnern und von Wohnungslosigkeit Betroffenen hatten Taylan Kurt und Katrin Schmidberger, wohnungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, eingeladen.

Die Anwesenden waren sich größtenteils einig, dass das Konzept zwar gut sei, aber weiterentwickelt werden müsse. Der Abgeordnete Kurt würdigte das GMS als „soziales Auffangnetz“ für Berlinerinnen und Berliner. Aber: „Seit 23 Jahren hat der Senat hier keine Anpassung der Wohnungskontingente vorgenommen, obwohl in Berlin die Wohnungslosigkeit explodiert ist. Damit macht der Senat das soziale Auffangnetz zum Luxus für wenige.“

Tatsächlich liegt die Quote seit Beginn der 2000er-Jahre bei etwa 1350 Wohnungen im Jahr. Während sie unverändert blieb, hat sich die Anzahl der Menschen, die in Berlin wohnungslos und daher über das Land untergebracht werden, um ein Vielfaches erhöht: Kurt spricht von rund 40.000 Wohnungslosen in Berlin. Vor zehn Jahren seien es knapp mehr als 7800 gewesen.

Susanne Hinneberg von der Union für Obdachlosenrechte sagte, auch beim GMS brauche es ähnlich wie beim Projekt Housing First nach Bereitstellung der Wohnung soziale Betreuung. „Wer lange prekär gelebt hat, ist erstmal überfordert mit der Masse an Verantwortung.“

Grüne fordern Erhöhung des Kontingents auf 5000 Wohnungen

Oliver Nöll, stellvertretender Bezirksbürgermeister Friedrichshain-Kreuzberg, wies auf das Problem hin, dass oftmals nur Wohnungen im schlechten Zustand angeboten würden. Für das GMS bliebe dann nur die „Resterampe der Wohnungsunternehmen“.

Mario Hilgenfeld vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen sagte, man bemühe sich, die Quoten zu erfüllen. Er plädierte für mehr Wertschätzung gegenüber den Akteuren der Branche.

Die Grünen-Fraktion fordert, das Kontingent an GMS-Wohnungen auf 5000 zu erhöhen, die Einrichtung einer Akquisestelle sowie mehr Personal für die sozialen Wohnhilfen der Bezirke. Die schwarz-rote Koalition hatte sich im Koalitionsvertrag dazu verabredet, das Geschützte Marktsegment auf 2500 Wohnungen auszuweiten.

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