Meine Woche (117): Lüge

Ahmad, was gibt’s Neues bei Ihnen?

Sie meinen, außer dass die Türkei die Kurden im Norden Syriens angegriffen hat und Israel seinen Einfluss im Süden Syriens ausweitet?

Haben Sie Sorgen wegen Ihrer Eltern?

Ein wenig. Einerseits sind sie in Damaskus relativ sicher, andererseits weiß man ja nie, wie die Lage sich noch entwickelt.

Es wird viel über mögliche Lockerungen beim Familiennachzug für subsidiär Geschützte diskutiert. Auch in den Koalitionsgesprächen spielt das eine Rolle. Verfolgen Sie das mit Interesse?

Schon. Aber ich glaube, ich würde nicht versuchen, meine Eltern nachzuholen. Der Prozess kann Jahre dauern. Und meine Eltern würden wohl nicht als Härtefall gelten: Sie können, wenn es in Damaskus zu gefährlich wird, immer noch in unser Haus auf dem Land fahren oder umgekehrt.

Ärgert es Sie, dass CDU und CSU so restriktiv sind, was den Familiennachzug für subsidiär Geschützte anbelangt?

Ich finde es dumm. Es sendet doch den Flüchtlingen hier das Signal: Ihr seid nur Gäste hier, es ist sinnlos, wenn ihr euch integriert, ihr müsst eh wieder zurück. Außerdem: Wer seine Familie unbedingt nachholen will, der wird es trotzdem tun. Dann eben illegal, per Schlepper.

Für minderjährige Flüchtlinge ist es zum Teil leichter, ihre Familie nachzuholen. Es wird jetzt darüber nachgedacht, Untersuchungen vorzuschreiben, um das Alter angeblich Minderjähriger routinemäßig überprüfen zu können. Halten Sie das wie viele Linke für falsch?

Nein, ich finde das richtig. Ich kenne einige, denen man nicht geglaubt hat, dass sie minderjährig sind und denen man dann ein höheres Alter in die Papiere geschrieben hat. Die könnten per Test dann beweisen, dass sie nicht gelogen haben.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?

Lüge. Das heißt auf Arabisch Kzbeh.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Ahmad Al-Dali