zum Hauptinhalt
Obdachlose sind durch den Mangel an Corona-Schnelltests besonders betroffen.

© Sven Darmer

Mangel an Corona-Schnelltests: Berliner Obdachlose kommen bald in viele Notunterkünfte nicht mehr rein

In vielen Notunterkünften werden die Corona-Schnelltest knapp. Doch ohne Test können die Obdachlosen nicht mehr in die Einrichtungen aufgenommen werden.

Kleineren Tagesstätten und Suppenküchen, in denen Obdachlose betreut und versorgt werden, drohen die Corona-Schnelltests auszugehen. Das hätte gravierende Folgen für die Betroffenen. „Ohne Tests können die Einrichtungen die wohnungslosen Menschen nicht aufnehmen“, sagte Ina Zimmermann vom Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg. „Wir müssen die Menschen doppelt schützen: vor Corona und vor dem Erfrieren.“

Besonders die kleinen und zumeist ehrenamtlich betriebenen Einrichtungen der Kältehilfe „stehen vor massiven Problemen“, sagte Zimmermann. „Es gibt keine Tests mehr zu kaufen, und wenn es Tests gibt, sind sie sehr teuer. Das überfordert die Einrichtungen. Wir als Diakonisches Werk versuchen zu helfen wo wir können, bekommen aber zurzeit auch keine Tests geliefert.“

Viele ältere ehrenamtliche Helfer kommen nicht mehr aus Angst vor Ansteckungen

Ein weiteres Problem sei die enorme Belastung der ehrenamtlichen Helfer. Einige der älteren Helfer kämen aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus nicht mehr in die Einrichtungen. Das verschärfe die Situation zusätzlich.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Rund 60 Prozent der Kältehilfeeinrichtungen in Berlin werden von diakonischen Trägern betrieben. Dazu gehören Notunterkünfte, Suppenküchen und Tagesaufenthalte. „Die Situation von Einrichtungen in der Trägerschaft von großen Sozialträger mag etwas besser sein“, sagte Zimmermann, „weil die Träger große Vorräte im Sommer einkaufen konnten. Das geht in einer kleinen Kirchengemeinde nicht.“

Die Tests für Diakonie-Mitarbeiter wurden einem Nachtcafé gespendet

Im Nachtcafé zum Guten Hirten vom Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg habe das Diakonische Werk vor Kurzem jene Tests, die es als Arbeitgeber eigentlich zweimal pro Woche seinen Mitarbeitern zur Verfügung stelle, dem Nachtcafé gespendet, damit die Ehrenamtlichen nicht ihre Einrichtung schließen mussten. Zudem sei eine Bestellung von mehreren Hundert Corona-Tests – die ausschließlich für bedürftige Einrichtungen bestimmt seien – immer noch nicht geliefert worden.

[Behalten Sie den Überblick: Corona in Ihrem Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über die Krise und die Auswirkungen auf Ihren Bezirk. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de]

Auch die Berliner Stadtmission als größter Träger in der Kältehilfe mit 350 Schlafplätzen braucht aktuell sehr viele Schnelltests. „Zwei Mal pro Woche werden in jeder Notübernachtung all unsere Stammgäste getestet“, sagte Barbara Breuer, die Sprecherin der Stadtmission.

„Neue Übernachtungsgäste und Menschen mit Symptomen einer Corona-Erkrankung testen wir natürlich unabhängig von den Testtagen jederzeit. Pro Abend brauchen wir somit allein in den Notübernachtungen durchschnittlich knapp 100 Tests. Zurzeit haben wir noch Schnelltests da.“

Auch bei der Stadtmission gibt es Lieferschwierigkeiten

Allerdings hätten auch die Lieferanten der Stadtmission aktuell Probleme, die Bestellungen zu bringen. Die Sozialsenatsverwaltung habe aber mitgeteilt, sagte Breuer, dass sie der Stadtmission mehr als 1000 Tests zur Verfügung stellen werde.

Bei der Caritas ist das Problem noch nicht ganz so akut wie beim Diakonischen Werk oder bei der Stadtmission. „Wir haben bislang noch keine Problemmeldungen wegen fehlender Corona-Tests aus unseren Kältehilfeeinrichtungen“, sagte Thomas Gleißner, der Sprecher der Caritas. In diversen Einrichtungen sei der Bedarf für zwei bis drei Wochen vorrätig. Es werde aber langsam knapp.

Zur Startseite