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Die Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg wurde um einen 75 Meter langen Abschnitt verlängert.

© Tagesspiegel/Cay Dobberke

Niedergang einer Einkaufsmeile : Händler der Wilmersdorfer Straße schließen sich denen der City-West an

Die Arbeitsgemeinschaft der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg ist zu schwach aufgestellt. Die verbleibenden Mitglieder treten der AG City bei.

| Update:

Nur noch rund ein Dutzend Mitglieder habe die Arbeitsgemeinschaft Wilmersdorfer Straße, die vor allem die Interessen der Gewerbetreibenden in der Berliner Fußgängerzone vertritt, sagt der langjährige Vorsitzende Thomas Bong. Ohne Unterstützer wie das Karstadt-Warenhaus, das im Januar 2024 schließt, sei man kaum noch tatkräftig genug. In der öffentlichen Wirkung „gehen wir manchmal unter“. Deshalb plane der Verein seine Auflösung und „Überführung in die AG City“. Darüber werde in einer Sitzung am 10. Oktober abgestimmt.

Bong, dem früher eine Apotheke gehörte, tritt dann von seinem Amt zurück. Ersatzweise will der McDonald’s-Franchisenehmer Stefan Warweitzki, der unter anderem die kleine Filiale im Shoppingcenter „Wilma“ betreibt, am 9. November für den Vorstand der AG City kandidieren und dort eine neue „Abteilung“ für die Wilmersdorfer Straße gründen.

Für die AG City würde dies eine Expansion bedeuten. Bisher widmet sich der Verein aus Geschäftsleuten vor allem dem Kurfürstendamm und der Tauentzienstraße. Aber auch die Wilmersdorfer Straße beginne im Süden ja am Adenauerplatz neben dem Ku’damm, sagte uns der AG-City-Vorstandsvorsitzende Klaus-Jürgen Meier. Darüber hinaus habe man sogar Mitglieder, die nicht in der westlichen Innenstadt ansässig sind – darunter der 1. FC Union Berlin aus Köpenick.

Zu den Initiativen der bisherigen AG Wilmersdorfer Straße gehörte beispielsweise die Verlängerung der Fußgängerzone. Auf ihren Vorschlag hin sperrte das Bezirksamt im Juni dieses Jahres auch einen 75 Meter langen Abschnitt nördlich der Kreuzung zur Schillerstraße für den Autoverkehr. Zuletzt war die Arbeitsgemeinschaft maßgeblich am Standortmanagement beteiligt.

Sorge vor Dominanz der Händler vom Ku’damm

Die SPD-Fraktion Charlottenburg-Wilmersdorf wendet sich gegen die Eingliederung der Straßengemeinschaft in die AG City. Der Stadtentwicklungspolitiker Wolfgang Tillinger befürchtet ein vereinsinternes „Übergewicht des wirtschaftlich starken Kurfürstendamms“. Außerdem gebe es ein „Wettbewerbsverhältnis“ zwischen beiden Geschäftsstraßen. So steht es in einem Antrag, den die SPD am Donnerstag in die BVV einbrachte.

Das Bezirksamt und besonders dessen Wirtschaftsförderung sollen eine „tragfähige Lösung für das Weiterbestehen“ der AG Wilmersdorfer Straße suchen.

Der bezirkliche FDP-Fraktionschef Felix Recke-Friedrich findet es dagegen „gut, dass durch eine Migration in die AG City nun ein erfahrener Akteur Verantwortung übernehmen möchte“. Nach Gesprächen mit beiden Vereinen habe seine Fraktion den Eindruck, dass es sich um eine „abgewogene Entscheidung“ handele, die „Synergien“ schaffe.

In der AG City ändert sich noch mehr. Der 66-jährige Meier will den Vorsitz, den er im Jahr 2005 übernommen hatte, im November abgeben. Wer als Nachfolger oder Nachfolgerin kandidieren wird, ist noch unbekannt.

Außerdem sollen die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder künftig entlastet werden. Dafür will die AG City rein geschäftliche Aufgaben an ihre Tochterfirma City Dienst GmbH übertragen und sich auf die typische Vereinsarbeit konzentrieren, zu der beispielsweise viele Veranstaltungen gehören.

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  • Früher galten die "Tennisplätze am Ku’damm" als Institution: Prominente wie die Schriftsteller Erich Kästner und Vladimir Nabokov spielten auf der Wilmersdorfer Anlage. Das seit 16 Jahren brachliegende Gelände gehört zum denkmalgeschützten WOGA-Komplex des Architekten Erich Mendelsohn, das bekannteste der Gebäude ist die heutige Schaubühne. Jetzt rückt eine geplante Wohnbebauung näher, gegen die Anwohnende seit 2016 protestieren. Aktuelle Pläne wurden im BVV-Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt.
  • Bildhauer und Maler stellt in geschlossenem Ku’damm-Geschäft aus
  • Hostel „Happy Go Lucky“ kämpft gegen amtliches Ultimatum zur Entfernung seiner Street-Art-Fassade
  • Neben der Baustelle am Kaiserdamm ist vier Wochen lang wieder Radverkehr möglich
  • Die Xantener Straße soll zur Fahrradstraße werden – aber warum dauert das so lange?
  • Obdachlose sprechen über ihr Leben am Stuttgarter Platz
  • Ungewöhnlicher Hindernislauf im Olympiapark
  • Neuer Laden für Porzellan und Keramik aus den 1950-er bis 1970-er Jahren

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