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Der Rollstuhlfahrer wurde schwer verletzt.

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Update

Unfall an mangelhafter Kreuzung in Berlin: Lkw überfährt Rollstuhlfahrer beim Abbiegen

Ein 82-Jähriger wurde lebensgefährlich verletzt, als ihn ein Sattelzug in Spandau überrollte. Die Kreuzung hat mehrere bekannte Tücken.

Nach einem Unfall in Berlin-Spandau schwebt ein 82-Jähriger in Lebensgefahr. Der Mann war Mittwochvormittag im Elektrorollstuhl entlang der Klosterstraße nordwärts unterwegs.

Beim Überqueren der Ruhlebener Straße in der Fußgängerfurt wurde er vom rechts abbiegenden Lkw eines 55-Jährigen gerammt und überrollt. Per Hubschrauber kam er mit lebensgefährlichen Verletzungen an Kopf und Rumpf ins Krankenhaus.

Nach Auskunft der Polizei sind noch nicht alle Einzelheiten des Unfallhergangs geklärt. Allerdings spricht viel dafür, dass das Unglück durch längst bekannte Mängel der Infrastruktur begünstigt wurde. Denn an der riesigen Kreuzung nahe dem Bahnhof Spandau dürfen Fahrzeuge in zwei Spuren rechts abbiegen, während gleichzeitig Fuß- und Radverkehr in Geradeausrichtung Grün haben.

Die Verkehrsverwaltung kündigt seit Jahren an, diese hochgefährliche Konstellation stadtweit abzuschaffen – durch Wegfall der zweiten Abbiegespur oder durch Trennung der Grünphasen; „vorzugsweise“ geschehe das, wenn ohnehin Umbauten anstünden, hieß es zuletzt im März 2020 auf Tagesspiegel-Anfrage.

Der Lkw-Fahrer ist sehr langsam abgebogen und hatte zuvor noch Fußgänger passieren lassen, heißt es bei der Polizei unter Berufung auf Zeugenaussagen. Den Rollstuhlfahrer habe der Lkw-Fahrer dann frontal erfasst, weil er ihn direkt vor seinem Fahrerhaus wohl nicht bemerkt habe.

Allerdings ist auch dieser Bereich vom Steuer aus einsehbar, sofern der betreffende Spiegel – der ist in der Mitte oder rechts über der Frontscheibe angebracht – korrekt eingestellt ist und der Fahrer angesichts von insgesamt sechs Außenspiegeln plus Verkehrsgeschehen vor seinen Scheiben es schafft, den Überblick zu behalten.

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Das ist an der Unfallkreuzung besonders schwierig, weil sich direkt davor in der Klosterstraße auch noch eine BVG-Haltestelle befindet, von der aus sich Buss von ganz rechts in die mittleren Geradeausspuren drängeln müssen.

[Lesen Sie mehr: Die Kreuzung soll umgestaltet werden, denn direkt nebenan entsteht ein neues 100-Mio-Viertel - die aktuelle Idee zur Reduzierung der Straßenspuren und mehr Platz für Fußgänger finden Sie im aktuellen Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel. Und auch die Kreuzung nebenan soll umgestaltet werden. Auch dazu gibt es Neuigkeiten: im Spandau-Newsletter. leute.tagesspiegel.de]

Seit einer Novelle der Straßenverkehrsordnung von 2020 dürfen Lastwagen innerorts nur mit Schrittgeschwindigkeit abbiegen. Das bei Verstößen vorgesehene Bußgeld von 70 Euro wird allerdings wegen einer juristischen Schlamperei des Bundesverkehrsministeriums nicht erhoben.

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