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Schönes Haus. Im Prinzessinenpalais war einst das Operncafé.

© Kai-Uwe Heinrich

Prinzessinnenpalais in Berlin-Mitte: Die Hoffnung auf ein Kaffeehaus Unter den Linden

Was wird aus dem Prinzessinnenpalais Unter den Linden? Unser Autor hofft auf ein Café. Ein Ortstermin.

Die Krokusse sprießen, die Vögel singen, und der Mensch lebt auf. Frühling ist’s. Der Berliner geht in den Faust (und kommt nach sieben Stunden leicht benommen wieder raus). Oder er spaziert durch seine Stadt, bis es ihn nach einem „Schälchen Heeßen“ (sächsisch) gelüstet. Im Forum Fridericianum gab es für diesen Fall das Prinzessinnenpalais, besser bekannt als Operncafé. Ein Etablissement der gefühlt 500 Torten und einem alten Kaiser in Öl und Farbe. Preußisch blau wurde hier kaum einer, aber beschwingt, denn der Ort lockte wie kaum ein anderer weit und breit zum Kaffeekränzchen mit Musik oder zu kleinen Feiern aller Art.

Hipster, die ihren Braunen am liebsten to go schlürfen, mögen Unter den Linden nicht mal so etwas wie Kaffeekultur vermissen, aber der gute alte betagte Bürger erinnert sich gern an Marlene Dietrichs und Hildchen Knefs Huldigungen der „Linden“ samt ihrer Kaffeehäuser von einst.

Nun steht das Gebäude Unter den Linden 5 seit 2014 leer, an und in ihm wird gewerkelt, aber wofür und wie lange? Aber die Unlust, auf eine simple Frage eine klare Antwort zu geben, lauert überall. Zum Beispiel bei der TLG, der früheren Treuhand. Dort kann uns niemand sagen, wem das Palais neben der Staatsoper denn nun gehört. Ein Verantwortlicher (!) meint, man sollte doch mal beim Bürgeramt nach den Eigentumsverhältnissen fragen, da könnte man eventuell ins Grundbuch gucken, wem das gehört“. Da möchte man schon gar nicht nach dem Kaufpreis fragen.

„Det dauert noch Jahre, bis et fertich is“

Vielleicht ist die Denkmalpflege schlauer? Eine Institution, die sich um jeden historischen Nagel in der Wand kümmert und die Reparatur eines knarrenden Fensters genehmigen muss, wenn es Teil eines Denkmals ist, verweist auf die TLG und an die Untere Denkmalschutzbehörde des Bezirks Mitte. Die darf schon gar nichts sagen, das sei Baustadtrat Ephraim Gothe vorbehalten. Der ist wie immer sehr freundlich und ruft zurück, um – Kehrtwendung der Geschichte – zu sagen, dass es einen Bauantrag gibt, um im Opernpalais ein Restaurant, ein Café (sic!) und eine Bar mit insgesamt 300 Plätzen einzurichten.

Nanunanunanu?

Jetzt schrecken wir vor nichts und niemandem zurück und rüsten zur aktuellen Vor-Ort-Besichtigung. Der Bau zwischen Staatsoper und dahinsiechender SchinkelKlause ist hellgrau-pastellfarben gestrichen, gediegener Anstrich. Im Keller beleuchtet eine Lampe eine freie Fläche, vor dem Haus, auf der einstigen Terrasse, liegen Zement-Säcke. Innen: Gar nichts. Eine entkernte Fläche, sagt der Fachmann, sandiger Fußboden, Pfeiler. Es könnte alles werden: Musikhalle, Kegelbahn, Versammlungssaal, Aldi, Kino, Probenraum, Golfplatz, Jugendclub, was Gott verhüten möge.

Da kommt ein Mann vom Bau, mit dem wir die Ratlosigkeit teilen. Aber er sagt drei wichtige Sätze: „Det dauert noch Jahre, bis et fertich is“, „hier kommt die Deutsche Bank rein“ und „Der Bauherr hat sich unterm Dach eine Wohnung ausbauen lassen“. Und wer ist der Bauherr, dem das ganze Palais gehört? Mathias Döpfner, Vorstandschef bei Axel Springer. Reine Privatsache.

Aus seiner Umgebung hören wir, dass der Zeitungsboss um Verständnis bittet, bis er der staunenden Öffentlichkeit offenbart, was in einem historischen Ensemble inmitten der Stadt zwischen Schloss und Oper künftig passiert. Liebe Berliner, habt Geduld. Wer die Luftbrücke überstanden hat und die Mauer, der wundert sich schließlich über gar nichts mehr. Lasst Euch doch einfach mal überraschen. Café? Vielleicht. Auf jeden Fall kein Schwimmbad.

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