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Ich bin ein BERLINER (89): „Schlitzohren überall“

Edith Nikolajew wohnt in Köpenick - und ist stolz auf den Wirkort des "Hauptmanns". An die Wende hat sie schöne Erinnerungen - aber heute auch kritische Töne.

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Ich wohne nun schon seit fast 40 Jahren in Köpenick. Hier fühle ich mich wohl, weil es gemütlich ist, es gibt noch nicht dieses Großstadtflair … Stress, Hektik, all das. Den Hauptmann von Köpenick mit Heinz Rühmann habe ich gesehen, ja. Ich wusste aber schon vorher, wer das ist, weil im Rathaus eine Figur von dem steht. Wenn ich die Straße am Rathaus entlanglaufe, die ja noch gut erhalten ist, denke ich oft daran, wie er wohl hier langgelaufen ist. Und ich sage immer: In jedem Menschen steckt ein Schlitzohr (lacht).

Ursprünglich bin ich aus Mecklenburg-Vorpommern, die Liebe hat mich nach Berlin verschlagen. Mein damaliger Freund kam aus Nürnberg, der zog dann nach West-Berlin und ich nach Ost-Berlin.

Im Juli ’89 ist mein Sohn nach Ungarn, wir wussten nicht, wann wir uns wiedersehen. In der Nacht, als die Mauer fiel, klingelt es um drei Uhr an meiner Tür. Jemand rief: ,Ich hab’ Hunger!’ Das war mein Sohn, der unten auf der Straße stand. Wir sind direkt zu seinem Vater gefahren, der lebte ja noch in West-Berlin.

Die Faszination war allerdings auch schnell wieder weg: Ich habe meinen Arbeitsplatz verloren, ich war 43, da wollte einen keiner mehr. Heute kann ich sagen: Es ist gut, dass es passiert ist. Nur hätte es alles nicht so schnell gehen müssen.

Edith Nikolajew, 65, Rentnerin aus Köpenick: "XXXXX"

© Garcìa

Vor 50 Jahren - am 26. Juni 1963 - hielt John F. Kennedy seine berühmte Berliner Rede. Hier erzählen 100 Berliner, was ihnen diese Worte bedeuten - und wie sie die Stadt heute erleben. Siemens unterstützt das Tagesspiegel-Projekt. Alle bisher erschienen Videos zu der Serie "Ich bin ein Berliner" finden Sie unter: www.tagesspiegel.de/berliner

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