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Ausbaufähig. Für Schönefeld und andere deutsche Flughäfen werden auch weiter steigende Passagierzahlen erwartet.

©  Bernd Settnik/dpa

Schönefeld: Wieder Brandschutzprobleme an Berliner Flughafen

Diesmal ist zwar kein Großbauwerk, sondern ein einfaches Terminal als Leichtbauhalle betroffen. Doch der Fall deutet auf ein gravierendes Problem der Flughafengesellschaft hin.

Eigentlich müsste die neue Halle am Flughafen Schönefeld jetzt fertig sein. Die Rede ist vom „Temporären Warteraum SXF/BER Nord“. Dort sollen für 18 Monate übergangsweise Passagiere des Alt-Airports SXF abgefertigt werden, damit in dieser Zeit das marode Terminal B aus DDR-Zeiten instandgesetzt werden kann. Schließlich soll der alte Interflug-Airport noch bis 2025 durchhalten, weil am neuen BER die Kapazitäten nicht reichen.

Geplant ist ein Leichtbau-Provisorium, tausendfach im Einsatz auf Messen. 40 Meter lang, 55 Meter breit, 6 Meter hoch, eine Gastro-Insel in der Mitte, nichts Kompliziertes. Und nach Demontage sogar „voll recyclebar“, wie Flughafenchef Engelbert Lütke–Daldrup in Parlamentsausschüssen in Berlin und Potsdam schwärmte. Die Firma wirbt damit, solche „temporären Airportterminals“ in kürzester Zeit hochzuziehen. Angekündigt war die Inbetriebnahme für „April 2018“.

Aber daraus wird nichts. „Wir rechnen jetzt mit der Fertigstellung im Spätsommer“, bestätigte ein Flughafen-Sprecher auf Anfrage. „Dann können auch die Umbauarbeiten in den Wartebereichen in Terminal B starten, für das die temporäre Wartehalle der Ersatz ist.“ Verspätet. Und das liegt nach Tagesspiegel-Recherchen daran, dass die Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB), die nach dann vierzehnjähriger Bauzeit weiter um den BER–Start im Oktober 2020 kämpft, es trotz einschlägiger Erfahrungen nicht einmal bei einem einfachen Leichtbau hinbekommt, den Brandschutz von vornherein im Griff zu haben.

Hintergrund der Brandschutz-Probleme ist offenbar eine Vergabepanne

Die FBB habe im Dezember 2017 eine Genehmigung für die Errichtung eines „temporären Warteraums“ für maximal 24 Monate am Flughafen Berlin-Schönefeld beantragt, erklärte auf Anfrage das Landratsamt Dahme–Spreewald, die auch für den BER zuständige Baubehörde. „Die Baugenehmigung wurde bisher nicht erteilt. Wesentlicher Grund dafür ist der eingereichte, jedoch nicht genehmigungsfähige Brandschutznachweis.“ Die FBB habe in der Zwischenzeit damit ein anderes Büro beauftragt. Bei der FBB klingt das so: „Die Gespräche mit der Baubehörde über einen sicheren Brandschutz und die Klärung letzter flugbetriebstechnischer Fragen haben mehr Zeit gebraucht, als wir ursprünglich angenommen haben.“

Leichtbau, schwer im Verzug. So soll die geplante Halle aussehen.
Leichtbau, schwer im Verzug. So soll die geplante Halle aussehen.

© Simulation: FBB

Immerhin wird die Halle direkt auf dem Vorfeld gebaut. Unmittelbar daneben werden Flugzeuge stehen, vollgetankt. Hintergrund der Brandschutz-Probleme ist offenbar eine Vergabepanne. In FBB-Kreisen heißt es, dass ein Modell mit zu geringen Brandschutzstandards bestellt worden sei, um Kosten zu sparen, obwohl eine andere Variante möglich gewesen wäre. Intern wird sogar befürchtet, dass die Baugenehmigung an die Auflage zusätzlicher „Brandwachen“ gekoppelt wird, rund um die Uhr. Es wäre die Neuauflage einer „Mensch–Maschine–Lösung“, die vor der geplatzten Eröffnung des neuen Airports 2012 am BER versucht wurde. Weil die Brandschutzanlage im Terminal nicht funktionierte, waren hunderte Hilfskräfte angeheuert worden, die bei Feuer die Türen öffnen sollten. Nur das Veto der Baubehörde verhinderte damals, dass die Baustelle als Großflughafen in Betrieb ging.

Symptomatisch für Missstände und Defizite

Der aktuelle Vorgang um die SXF-Wartehalle ist symptomatisch für Missstände und Defizite, die es in der Bauorganisation der Flughafengesellschaft nach wie vor gibt, zudem mit dem Abflug von Jörg Marks bald ohne Technikchef. Das birgt Risiken nicht nur für den BER, wo sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) jetzt mit einem unangekündigten Blitzbesuch von Lütke Daldrup durch das Terminal führen ließ. Auch der Zeitplan für die nötigen Erweiterungen am BER ist eng.

Und auch hier gibt es Verzögerungen, nämlich beim geplanten neuen Terminal für Low-Cost-Airlines (T1E), das im Mai 2020 sechs Monate vor dem BER fertig sein sollte. Sechs Millionen Passagiere sollen hier abgefertigt werden, eine 100-Millionen-Investition. Der Bauantrag wurde im Dezember 2017 eingereicht. Warum die Genehmigung nicht erteilt ist? Maßgeblich dafür sei „zum einen der in der vergangenen Woche durch die FBB veranlasste und im Umfang nicht unwesentliche Austausch der Bauvorlagen“, so die Kreisbehörde. „Dies erfordert natürlich eine erneute bauordnungs- und brandschutztechnische Prüfung.“ Zum anderen stehe der Erteilung der „gegenwärtig rechtskräftige Planfeststellungsbeschluss“ für den BER entgegen. Die FBB habe bei der zuständigen Planfeststellungsbehörde den 36. Änderungsantrag eingereicht. Auf Anfrage zeigte sich ein Flughafensprecher immer noch zuversichtlich: „Wir erwarten das OK der Behörde zeitgerecht und gehen weiter davon aus, dass T1E kurz vor oder mit der Inbetriebnahme des BER fertig ist.“ Aber auch da drohen Verzögerungen.

Neues Gesicht im Aufsichtsrat

Der Bund ist in der Flughafengesellschaft (FBB) neben Berlin und Brandenburg als Haupteigner schon immer der dritte im Bunde. Und nun steht auch fest, wen die neue Bundesregierung in den FBB-Aufsichtsrat entsendet: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) schickt Staatssekretär Gerhard Schulz in das Kontrollgremium. Er ist damit Nachfolger von Ex-Staatssekretär Rainer Bomba (CDU), der in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde und dienstältester Aufsichtsrat war. Mit dem unbelasteten Neuen schafft sich Scheuer auch Freiraum, um Druck am BER und für ein Offenhalten Tegels zu machen. Das Bundesfinanzministerium bestätigte, dass Finanzstaatssekretär Werner Gatzer (SPD) im FBB- Aufsichtsrat bleibt.

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