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© picture alliance/dpa/Christoph Soeder

Streit beim lesbisch-schwulen-Stadtfest in Berlin: SPD-Innenstaatssekretär Hochgrebe und Queer-Genosse geraten aneinander

Der neue Queerbeauftragte Alfonso Pantisano hat sich schriftlich an den SPD-Landesvorstand gewandt. Beim Lesbisch-schwulen Stadtfest in Schöneberg soll es zu einem Streit gekommen sein.

| Update:

Ein Vorfall unter SPD-Genossen beim lesbisch-schwulen Stadtfest in Schöneberg beschäftigt den Landesvorstand der Partei. Berlins neuer Queerbeauftragter Alfonso Pantisano hat den Landesvorstand über ein Geschehen informiert, das sich am Sonntag am Stand der „SPDqueer“ beim Motzstraßenfest zugetragen hat – und an dem Innenstaatssekretär Christian Hochgrebe (SPD) beteiligt war. Pantisano bestätigte das Schreiben. Zu den Details wollte er sich nicht äußern. Er habe in seiner Funktion als Vertreter der „AG Queer“ im SPD-Landesvorstand das Gremium lediglich informiert, sagte Pantisano.

Die Darstellungen des Vorfalls gehen weit auseinander. Einer der Beteiligten ist Pantisanos kommissarischer Nachfolger als Vorsitzender der Berliner SPDqueer, Mehmed König. Je nach Darstellung soll Hochgrebe auf König losgegangen sein oder König Hochgrebe und dessen Begleiterin bedrängt haben.

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Nach der einen Darstellung sollen Hochgrebe und seine Begleiterin, die Queerbeauftragte von Tempelhof-Schöneberg, Ann-Kathrin Biewener, betrunken beim Stand der SPDqueer aufgetaucht und sehr laut gewesen sein. Zwei weitere Männer aus der SPD Charlottenburg-Wilmersdorf sollen hinzugekommen sein. Von mehreren SPD-Leuten ist von Ballermann-Manier die Rede.

Hochgrebe und zwei Begleiter sollen sich „laut und auffällig betrunken“ am Stand der SPDqueer verhalten haben. Der befand sich mitten auf der Motzstraße, in der Nähe der Stände anderer Parteien. Dem Tagesspiegel sagten mehrere Zeugen übereinstimmend, dass Hochgrebe und seine beiden Begleiter gelallt und „stark geschwankt“ hätten. „Das kommt bei einem Zwei-Meter-Mann nicht von ein oder zwei Bier“, sagte ein Zeuge.

König soll sie um Zurückhaltung gebeten haben, schließlich gehe es um das Image der SPD. Biewener soll gesagt haben, ob er wisse, mit wem er es zu tun habe. Sie soll dann gegangen sein, dann soll es noch zu einem Wortgefecht zwischen König und Hochgrebe gekommen sein. Dabei soll der Staatssekretär, der in Charlottenburg-Wilmersdorf selbst bei der AG Queer aktiv ist, den Genossen geschubst haben. Hochgrebes Begleiter soll König noch hinterher gebrüllt haben, dass sein Eingreifen „Konsequenzen“ haben werde.

König selbst sagt dazu: „Da war ein heterosexueller weißer Mann mit Machtposition in meinen geschützten Raum und hat mich körperlich bedroht. Er hat mich zur Seite geschubst und mir gesagt, ich solle ihm aus dem Weg gehen. Mich anzufassen und tätlich zu werden, ist eine Grenzüberschreitung. Auch die Queerbeauftragte von Tempelhof-Schöneberg hat versucht, ihre Machtposition mir gegenüber auszunutzen, indem sie auf ihr Amt extra hinwies.“

Gedächtnisprotokolle und Tweets

In der anderen Version des Vorfalls wird König als aggressiv beschrieben: „Ich war auf dem Motzstraßenfest den ganzen Tag dienstlich unterwegs. Beim VIP-Empfang habe ich ein, eineinhalb Bier getrunken“, sagte Hochgrebe dem Tagesspiegel. Danach sei er am Abend mit Biewener zum Stand der SPDqueer gegangen. „Herr König hat sich vor uns aufgebaut“, sagte Hochgrebe. König und Biewener hätten weiter diskutiert.

„Ich habe gemerkt, da erhitzt sich etwas. Ich habe Frau Biewener gesagt, sie möge besser gehen, weil die Diskussion nichts bringe. Ich habe versucht, deeskalierend zu wirken“, sagte Hochgrebe. Und weiter: „Herr König hat sich mir mehrfach in den Weg gestellt. Ich bat ihn mehrmals höflich, zur Seite zur gehen und mich durchzulassen. Dann habe ich ihn sanft beiseite geschoben und bin gegangen.“

König widerspricht ausdrücklich der Darstellung, er habe sich Hochgrebe in den Weg gestellt. Lutz Ermster, Vorsitzender der AG Queer in Charlottenburg-Wilmersdorf, bestätigt hingegen Hochgrebes Darstellung. Selbst andere SPD-Leute, die Hochgrebe als angetrunken wahrgenommen haben, sagen: Hochgrebe habe König nicht geschubst. Der Staatssekretär soll König aber „mit Kraft weggedrückt“ haben, damit dieser aus dem Weg geht.

Biewener hat ein Gedächtnisprotokoll zu dem Vorfall verfasst. Sie habe gesehen, wie Lutz Ermster vorbeilief und ihn lautstark gerufen „mit dem Zusatz, dass wir Getränke haben“, erklärte Biewener. „Daraufhin hat sich in Mehmet König vor mir aufgebaut“ er habe ihr „sehr deutlich erklärt, dass ich hier nicht rumschreien soll und er versucht der SPD ein neues Image zu geben.“

Sie hätten dann diskutiert, sie habe aber gemerkt, dass eine sachliche Diskussion nicht möglich sei, und habe gehen wollen. „Daraufhin hat mich Mehmet daran gehindert zu gehen, in dem er sich drohend vor mich gestellt hat und deutlich meine Persönlichkeitsgrenzen überschritt“, erklärte Biewener. „Dies war mir sehr unangenehm.“

Ich habe die Situation als Frau als sehr unangenehm empfunden

Ann-Kathrin Biewener, Queerbeauftragte von Tempelhof-Schöneberg

Hochgrebe habe dann geholfen, die Situation zu deeskalieren. Daraufhin habe König mit Hochgrebe diskutiert und sich ihm in den Weg gestellt. „Als wir gehen konnten, ist er uns noch nachgegangen und hat uns beschimpft und gedroht“, notierte Biewener. „Ich habe die Situation als Frau als sehr unangenehm empfunden.“

König widersprach der Darstellung, er habe sich Biewener in den Weg gestellt. „Manchmal stelle ich mir im politischen und zwischenmenschlichen Kontext Fragen über den Umgang miteinander“, twitterte er am Dienstagnachmittag. „Am Ende muss ich feststellen, dass sich nicht jede Person dieselben Fragen stellt und die Messlatte beim Umgang miteinander, eher im niedrigen Niveau angesetzt wird.“

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