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Zugverkehr am Potsdamer Hauptbahnhof.

© Sebastian Gabsch PNN

Zugverbindung Berlin-Brandenburg: Pendler müssen noch Jahre auf Verbesserungen warten

Brandenburg will die Zugverbindungen für Pendler verbessern und hat dafür nun einen Plan. Allerdings wird die Umsetzung lange dauern.

Pendler in der Hauptstadtregion dürften mit Verspätungen durchaus vertraut sein. Insofern dürfte die Reaktion auf die Pläne Brandenburgs für den Regionalverkehr auf der Schiene verhalten ausfallen. Denn was Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) am Donnerstag in Potsdam vorstellte, bedeutet vor allem eins: Auf deutliche Angebotserweiterungen müssen Pendler in der Region Berlin-Brandenburg noch Jahre warten.

Deutliche Erweiterung erst ab 2022

Dabei sind die Züge auf den stark genutzten Strecken schon jetzt in der Hauptverkehrszeit voll – Tendenz steigend. Auf allen Bahnkorridoren aus Brandenburg in die Hauptstadt sind mehr Menschen unterwegs. Spitzenreiter ist laut Verkehrsverbund Berlin Brandenburg der Korridor über Spandau. Dort hat es innerhalb von zehn Jahren eine Steigerung um 130 Prozent gegeben. Richtung Teltow sind es 85 Prozent mehr, aus Bernau 74 Prozent.

Doch Brandenburgs Landesnahverkehrsplan sieht erst für die Jahre ab 2022 eine deutliche Erweiterung des Angebots vor. Taktzeiten sollen verdichtet werden. Der Anteil Brandenburgs am Regional- und S-Bahn-Verkehr lag im Jahr 2017 bei etwa 35 Millionen Zugkilometern. Nach den Plänen soll die Verkehrsleistung in den kommenden zehn Jahren um zehn Millionen Zugkilometer erhöht werden.

Spüren werden Pendler das erweiterte Angebot beispielsweise auf der stark frequentierten Strecke des Regionalexpress 1. Der soll ab 2022 statt zweimal in der Stunde zwischen Brandenburg/Havel und Frankfurt (Oder) künftig in der Hauptverkehrszeit im 20-Minuten-Takt fahren. Der RE2 soll zwischen Berlin und Lübbenau in der Hauptverkehrszeit im Halbstundentakt verkehren.

Geplanter Schienennetzbau bi 2030. Klicken für ganze Ansicht.
Geplanter Schienennetzbau bi 2030. Klicken für ganze Ansicht.

© Tagesspiegel/Böttcher

Doch nicht überall dürften die Pläne als Verbesserung aufgefasst werden. So hält das Land an der Abkoppelung des Bahnhofs Wustermark von der Linie RB21 fest. Der Zug soll ab 2022 stündlich von Potsdam über Golm und Spandau nach Gesundbrunnen fahren. Wustermark, wo viele Pendler leben, lässt er dabei links liegen. Vor Ort hatte eine Bürgerinitiative protestiert – erfolglos, wie sich zeigte. Nun soll mit dem Ex-Bahnmanager Hans Leister ein durchaus kritischer Geist in dem Streit vermitteln.

„Brandenburgs Pendler stehen auch in den nächsten Jahren in überfüllten Zügen“

Kurzfristige Verbesserungen gibt es im Regionalverkehr nur punktuell. Bereits im Frühjahr hatten sich Brandenburg und Berlin geeinigt, jährlich bis zu neun Millionen Euro zusätzlich dafür bereitzustellen. So soll es mehr Sitzplätze durch zusätzliche Doppelstockwagen geben, die ab Frühjahr 2019 zwischen Berlin, der Boomtown Falkensee und Nauen eingesetzt werden, oder auch von Berlin nach Michendorf und Bad Belzig. Einer früheren Taktverdichtung für den Regionalexpress 1 erteilte das Land hingegen eine Absage: Es stünden nicht genug Waggons und Loks zur Verfügung. Dabei bleibt es nun auch.

Ministerin Schneider bemühte sich, das Positive in den Vordergrund zu rücken: „Die Zeit der Abbestellungen ist vorbei“, sagte sie. Man wolle nicht nur ein größeres, sondern auch ein qualitativ besseres Angebot machen, mit einer besseren Vertaktung von Bussen und Bahnen, W-Lan in den Zügen und mehr Barrierefreiheit. „Um dies alles zu erreichen, brauchen wir Investitionen in die Infrastruktur, die wir bereits angeschoben haben.“

Bei der Opposition sieht man das kritischer: „Brandenburgs Pendler stehen auch in den nächsten Jahren in überfüllten Zügen“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Rainer Genilke. Die Landesregierung habe das Pendlerwachstum verschlafen. Die Planung neuer Verbindungen und die Bestellung von Zügen hätten früher begonnen werden müssen.

Den ersten Entwurf des Plans hatte Schneider vor fast einem Jahr vorgestellt. Es folgten Vor-Ort-Termine und mehr als 1000 Einwendungen von Bürgern. Am Dienstag hatte das Kabinett bereits zugestimmt. Im September soll sich der Verkehrsausschuss damit beschäftigen. Änderungen sind unwahrscheinlich. Ohnehin hatte das Land den Großteil der Verkehrsleistungen bis 2034 bereits ausgeschrieben, bevor der Plan fertig war.

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Marco Zschieck

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