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Metal-Fans auf dem Wacken-Gelände.

© dpa/Christian Charisius

Update

Frust bei Fans im Schlamm: Beim Festival in Wacken wird noch mehr Regen erwartet

Das diesjährige Wacken Open Air versinkt im Schlamm. Besucher sollten sich am Donnerstag auf weitere Schauer einstellen.

| Update:

Wegen des vielen Regens konnten am Mittwoch keine weiteren Fans mehr auf das Gelände des Heavy-Metal-Festivals in Wacken. Kurz vor dem Start teilte das Festival bei Instagram mit, die „vernünftige Besucherkapazität“ sei angesichts der Wetterlage erreicht.

Mit Verspätung öffneten sich am Mittag die Tore zum Festivalbereich. Mehrere Tausend Metalheads warteten teils lange auf Einlass. „Lasst uns rein“ – stimmten sie zwischenzeitlich an, während auf dem Gelände Bands beim Soundcheck zu hören waren. Später erklang auch: „Aber scheiß drauf – Wacken ist nur einmal im Jahr.“

Die Besucher konnten sich zumindest in der Nacht auf Donnerstag über Regenpausen freuen. Zwischen drei und vier Uhr habe es nur einen kleinen Schauer gegeben, sonst sei es aber trocken, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Donnerstagmorgen in Hamburg. Doch mit Blick auf den Donnerstag sei weiterer Regen im Anmarsch.

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„Die Wahrscheinlichkeit, dass es Schauer gibt, die auch den Ort treffen, würde ich auf 95 Prozent einschätzen“, sagte der Meteorologe. Allerdings erwartet er überwiegend geringe Regenmengen. Die trockenen Abschnitte nähmen Richtung Abend dann aber zu. Zu Beginn des Wochenendes solle es dann immer öfter trocken bleiben.

„Der Samstag weist nur ein geringes Schauerpotenzial auf. Die Chancen stehen gut, dass es länger trocken bleibt“, erklärte der Wetterexperte. Doch zum Abend steige die Schauerwahrscheinlichkeit wieder an. Samstagnacht und am Sonntag gebe es wohl wieder vermehrt Schauer.

Die berühmte Wackener Feuerwehrkapelle hatte das verschlammte Festival mit einem Mini-Auftritt eröffnet. Die Musiker spielten zunächst „Rosamunde“ zum Soundcheck und danach nur noch ein Lied - „Let Me Entertain You“ von Robbie Williams. Vor einer der kleineren Festivalbühnen versammelten sich nur rund 100 Besucher. Der Auftritt der Kapelle läutet das 1990 erstmals veranstaltete Open-Air traditionell ein.

Wegen des verspäteten Beginns fällt das Festival-Programm etwas weniger umfangreich aus - sechs Bands könnten nicht auftreten. Das teilte ein Festivalsprecher der Deutschen Presse-Agentur mit. Es handele sich unter anderem um Gruppen, die am Nachwuchs-Wettbewerb „Metal Battle“ teilgenommen hätten.

Ursprünglich sollten auf dem Festival bis Samstag mehr als 200 Bands und Solokünstler wie Iron Maiden, Megadeth oder Heaven Shall Burn auf neun Bühnen auftreten. „Aufgrund der anhaltenden Wetter- und Geländesituation musste der Festivalstart etwas verschoben werden“, sagte der Sprecher. Die Veranstalter wollen das Programm nun tagesaktuell veröffentlichen, um auf kurzfristige Änderungen reagieren zu können.

Tickets sollen erstattet werden können

In einer persönlichen Videobotschaft auf Facebook wandten sich die Wacken-Gründer und -organisatoren Thomas Jensen und Holger Hübner an die trotz Ticketkaufs ausgeschlossenen Fans.

„Es tut uns un-, unendlich leid“, sagte Jensen. „Es geht im Moment nicht anders.“ Die Verhältnisse seien in den sozialen Medien ja zu sehen. Gemeinsam könne derzeit nur über den Stream gefeiert werden.

Hübner kündigte an, dass die Eintrittskarten erstattet würden. Einzelheiten würden geklärt und stünden noch nicht fest. „Wir sind dran, bitte ein bisschen Geduld.“ Die Veranstaltung werde trotz der Umstände stattfinden, betonte Hübner zugleich. Alle Beteiligten würden dafür weiter „alles tun“. Unklar bleibt, welche Folgen der Anreisestopp für Tickets und für bereits entstandene Kosten hat.

Einlassstopp betrifft Zehntausende Metalheads

Vor dem Einlassstopp hatten es nach Schätzung der Polizei rund 50.000 Besucher auf das Gelände nahe Itzehoe in Schleswig-Holstein geschafft. Etwa 50 Prozent der vom Regen durchweichten Campingflächen seien belegt, teilte eine Polizeisprecherin am Mittwoch kurz vor dem offiziellen Beginn des Festivals mit. 

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Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte unterdessen seinen für diesen Mittwoch geplanten Besuch des Festivals ab. Als Grund nannte eine Sprecherin der Staatskanzlei die besonderen Umstände, die aufgrund der widrigen Verhältnisse zu einem Einlassstopp für Besucher geführt hatten. Günther fahre zwar nach Wacken, um dort mit Einsatzkräften zu sprechen und sich persönlich einen Eindruck zu machen, aber das ohne Medienbegleitung.

Bereits in der Nacht zum Mittwoch hatten die Veranstalter den Einlassstopp verkündet. „Jede weitere Reise muss mit sofortiger Wirkung eingestellt und storniert werden“, schrieben die Veranstalter bei Instagram. „Wir haben alles Mögliche versucht, aber leider können wir keine weiteren Menschen mehr auf den Holy Ground lassen.“

Zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals sei diese Entscheidung gefallen, doch es gebe wegen der anhaltend schlechten Wetterlage keine andere Möglichkeit.

Die Wacken-Feuerwehrkapelle eröffnet das Festival.

© AFP/Axel Heimken

„Wir sind sehr traurig, aber die weiterhin schwierige Wetterlage lässt uns leider keine andere Wahl“, hieß es weiter. „Derzeit entscheiden wir tagesaktuell gemeinsam mit den örtlichen Behörden, wie wir das Programm bestmöglich gestalten können.“

Polizisten auf motorisierten Quads sind auf dem vom Regen aufgeweichten und schlammigen Wacken-Festivalgelände unterwegs.

© dpa/Christian Charisius

Im Laufe des Mittwochs soll unter anderem Metalqueen Doro Pesch auf der Bühne stehen. Das Festivalgelände war den Angaben zufolge trotz der extrem schwierigen Verhältnisse prinzipiell „betriebsbereit“.

Ein Metal-Fan steht vor dem Einlass zu den beiden Wacken-Hauptbühnen auf dem vom Regen aufgeweichten und schlammigen Festivalgelände.

© dpa/Christian Charisius

Zugleich rief der Veranstalter dazu auf, ohne Festivalbändchen auch nicht in den Ort zu kommen. Es gebe keine Parkplätze für Besucher, die nur das Dorf besuchen wollen, teilte der Veranstalter am Mittwoch bei Instagram mit. Ein Besuch sei einfach nicht möglich. 

Wie die ausgeschlossenen Besucherinnen und Besucher entschädigt werden sollten, war nach Angaben der Veranstalter zunächst noch offen. „Weitere Informationen zu dem Umgang mit euren Tickets klären wir gerade und werden sie so schnell wie möglich bekanntgeben“, teilten diese am Mittwoch mit. Die Tickets kosteten bis zu 300 Euro.

02.08.2023, Schleswig-Holstein, Wacken: Metal-Fans sind auf dem vom Regen aufgeweichten und schlammigen Festivalgelände unterwegs. Das Wacken Open-Air (WOA) vom 2. bis 5. August gilt als größtes Heavy-Metal-Festival der Welt und ist mit 85 000 Besucherinnen und Besuchern ausverkauft. Foto: Christian Charisius/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Christian Charisius

Wie in weiten Teilen Deutschlands herrscht in Schleswig-Holstein seit Tagen ausgesprochen nasses Wetter mit anhaltendem Stark- und Dauerregen. Für Mittwoch warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) dort erneut vor gebietsweise heftigen Gewittern mit Starkregenfällen um 20 Liter je Quadratmeter. 

Die Verkehrslage rund um das Veranstaltungsgelände entspannte sich laut Polizei am Mittwoch. Bereits nach der ersten Ankündigung des Anreisestopps hätten sich zahlreiche Besucher auf die Rückreise gemacht oder Ausweichflächen an einem Flugplatz bei Itzehoe angesteuert. Die meisten Staus hätten sich aufgelöst.

Matsch beim Wacken-Festival.

© IMAGO/Fotostand/IMAGO/Fotostand / Sven Baehr

Auch am Hamburger Volksparkstadion traten viele gestrandete Fans die Heimreise an. Hunderte Fans hatten dort auf einem Parkplatz abgewartet, nachdem der Veranstalter am Montag zunächst gebeten hatte, sich einen Warteplatz zu suchen und dann am frühen Mittwoch erklärt hatte, es würden keine weiteren Besucher mehr aufs Gelände gelassen.

Zahlreiche Fans berichteten einem dpa-Reporter von ihrer Enttäuschung, dass sie nun nicht auf das Festival-Gelände können. Im nächsten Jahr würden sie aber auf jeden Fall wiederkommen wollen, hieß es am Mittwoch.

Die Polizei zählte bislang 68 Einsätze im Zusammenhang mit dem Festival. In der Nacht zum Mittwoch sei ein Auto auf dem Gelände ausgebrannt. Menschen seien dabei nicht zu Schaden gekommen. Die Feuerwehr hatte den Brand nach einer Stunde gelöscht.

Ursprünglich sollten 85.000 Fans kommen

Fans reagierten ungehalten auf die Einlasspolitik und kritisierten eine „unterirdische Kommunikation“. Einige hatten stundenlang vor dem Gelände ausgeharrt.

Am Dienstagabend hatte Festival-Mitbegründer Thomas Jensen der Deutschen Presse-Agentur gesagt: „Ich hoffe, dass wir die Hälfte drinnen haben oder noch mehr.“ Sicherheit habe bei den Veranstaltern oberste Priorität. Erwartet wurden ursprünglich rund 85.000 Metalfans. Rund um das beschauliche Wacken in Schleswig-Holstein herrschte am Dienstag noch mehr Chaos als aus den Vorjahren gewohnt.

„Das ist ganz schön kacke. Da hätte man sich schon besser vorbereiten können, allein schon, weil es seit Wochen bekannt war, dass es regnen wird“, kritisiert Alicia aus Landshut die Organisation.

Drei Wacken-Teilnehmer lassen sich die Laune nicht verderben.

© IMAGO/Dirk Jacobs

„Mir wäre es sogar recht, wenn es noch abgesagt wird“, sagte Malte aus dem Ahrtal. Die Festival-Planer hätten gewusst, wie das Wetter ist. „Die hätten das viel früher stoppen können.“ Deswegen sei er sauer.

„Rain or shine“ ist ein Motto von Wacken

Ein anderer Besucher äußerte aber auch Verständnis für die Veranstalter. Es tue ihm unheimlich leid für alle, die sich seit Wochen bis Monaten vorbereitet hätten, sagte Rolf aus dem Sauerland. „Das ist ja ein Riesen-Event und man ist machtlos der Sache gegenüber.“

„Wacken-Opa“ Günter fährt durch den Matsch.

© IMAGO/Dirk Jacobs

Der sogenannte „Wacken-Opa“ Günter etwa trotzt dem Matsch in seinem Rollstuhl. Er sammelt Spenden für seine Charity Organisation, die sich dem Kampf gegen Krebs verschrieben hat. Regen und Schlamm sind die Metalfans im Norden bereits gewohnt. „Rain or shine“ (Ob Regen oder Sonnenschein) lautet ein Festivalmotto.

Ein mit Schlamm beschmierter Wacken-Teilnehmer gönnt sich eine kleine Erfrischung.

© IMAGO/Dirk Jacobs

Doch in den sozialen Medien mehrt sich Kritik an den Veranstaltern. Ihr Update zum bereits am Montag verhängten Anreisestopp kommt erst am Mittag, deutlich später als erst angekündigt. Das Einlass-Ende für Autos folgt noch einmal Stunden später. Einige Nutzer melden sich verärgert von unterwegs – viele stehen da schon viele Stunden im Stau.

„Sehr unglückliches Krisenmanagement“

Nach dem finalen Anreisestopp entlädt sich im Netz teils die Wut. „Fairerweise dann komplettes Festival canceln?!“, schreibt ein Instagram-Nutzer unter einen Post der Veranstalter. Rund 500 Kommentare sammeln sich dort innerhalb einer halben Stunde.

„Wer also irgendwie anders nach Wacken kommt, bekommt das Festival? Sehr unglückliches Krisenmanagement und Kommunikation“, schreibt ein anderer Nutzer. Ein Besucher aus Portugal fragt, wo er nun heute Nacht schlafen soll.

Die Wacken-Veranstalter haben eine ganze Flotte von Traktoren im Einsatz, um den Fans auf den Platz zu helfen.
Die Wacken-Veranstalter haben eine ganze Flotte von Traktoren im Einsatz, um den Fans auf den Platz zu helfen.

© IMAGO/Dirk Jacobs

Wer es dagegen auf das Gelände geschafft hat, feiert dort am Dienstag. Aus Boxen erklingt Heavy-Metal, unter Zelt-Pavillons überbrücken Besucher Regenschauer, indem sie Bier trinken und Karten spielen. Und klar, das berühmte langgezogene Wackeeeeen ist auch zu hören.

„Immerhin ist es nicht so trocken wie 2022“, sagt Lukas aus Bochum. Für ihn ist der Ort etwas Besonderes: „Man kommt hier zu 75.000 Freunden – das ist Wacken.“ Kommt ein Besucher mit dem Wagen nicht mehr weiter, ist meist schnell Hilfe zur Stelle. An vielen Orten prangen die drei Buchstaben des Wacken Open Air (W:O:A).

Auf dem Zeltplatz ist die Stimmung gut

Auch bei Steve aus Oberfranken ist die Stimmung gut. Mit seinen Kumpels sitzt er unter einem blau-weiß gestreiften Pavillon. Es sei „zum ersten Mal wie eine VIP-Area hier“, sagt er, „weder Schlangen an den Essensständen noch am Merch, weil halt eben so wenig Leute hier sind“. Die Leute, die ihre Anreise stoppen müssen, täten ihm leid.

Einige Meter weiter schwingt Antje ihre Dreadlocks zum Takt der Musik. „Waaaacken“, grölen sie und ihre Freunde, in einem Topf auf einer Feuerschale kocht ein Rinderbraten. Das Wetter schadet der Stimmung nicht, erzählt die Schweizerin. „Ich habe mich ein Jahr darauf gefreut, ich muss Party machen, oder?“, fragt sie scherzend und lacht.

Insgesamt sind mehr als 200 Konzerte auf neun Bühnen geplant. Bereits das vierte Mal in Wacken dabei ist die britische Band Iron Maiden. Zudem werden Acts wie Megadeth und Helloween erwartet. Fest steht: Es wird nach dem Chaos im Vorfeld ein anderes Wacken als sonst. (dpa, AFP)

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