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Der frühere Stürmer Gary Lineker arbeitet heute als Fußballkommentator für die BBC.

© REUTERS/ANDREW YATES

BBC rügt Gary Lineker: Fußball-Kommentator vergleicht britische Flüchtlingspolitik mit Nazi-Deutschland

Die Rundfunkanstalt sieht die Neutralität verletzt. Lineker will bei seiner Linie bleiben.

Wegen eines Vergleichs der britischen Flüchtlingspolitik mit Nazi-Deutschland hat die BBC ihren Fußball-Moderator Gary Lineker gerügt. Der ehemalige englische Nationalspieler werde „an seine Verantwortung erinnert“ werden, teilte der öffentlich-rechtliche Sender in der Nacht zum Mittwoch mit.

Der konservative Abgeordnete Craig Mackinlay sagte der Zeitung „Telegraph“, Linekers Kommentar sei „faul, schlecht durchdacht und schändlich“. Die BBC müsse den 62-Jährigen entlassen.

„Mehr als schrecklich“

Lineker hatte am Dienstag in einem Tweet das neue Asylgesetz der konservativen britischen Regierung als „mehr als schrecklich“ bezeichnet. Auf Kritik, er sei „nicht ganz bei Trost“ („out of order“), antwortete er: „Dies ist eine unermesslich grausame Politik, die sich gegen die am stärksten gefährdeten Menschen richtet, in einer Sprache, die der von Deutschland in den 1930er Jahren nicht unähnlich ist, und ich soll nicht ganz bei Trost sein?“

Die britische Regierung kritisierte Lineker für seine Äußerungen scharf. „Es ist natürlich enttäuschend, wenn man sieht, dass jemand, dessen Gehalt von hart arbeitenden britischen Gebührenzahlern finanziert wird, so eine Rhetorik wählt“, teilte ein Sprecher von Premierminister Rishi Sunak mit.

Innenministerin Suella Braverman äußerte sich in der Sendung „BBC Breakfast“ enttäuscht. „Ich denke nicht, dass es hilfreich ist, wenn man unsere Maßnahmen, die legal, angemessen und fair sind, mit Deutschland der 1930er Jahre vergleicht. Außerdem denke ich, dass wir hier auf der Seite der britischen Bevölkerung sind.“

Als jüdischer Minister brauche er keine Lektion über Nazi-Deutschland, schrieb Energie-Minister Grant Shapps auf Twitter. „Wie Gary beherberge ich Flüchtlinge in meinem eigenen Haus, aber im Gegensatz zu Gary glaube ich nicht, dass es richtig oder moralisch ist, kriminelle Banden zu tolerieren, die schutzbedürftige Menschen über den Kanal bringen.“

Lineker betonte hingegen, er wolle bei seiner Linie bleiben. „Ich habe nie in meinem Leben so viel Liebe und Unterstützung erfahren wie heute Morgen (mit Ausnahme meiner WM-Tore für England)“, schrieb der frühere England-Stürmer. „Ich möchte jedem einzelnen von euch danken. Es bedeutet mir viel. Ich werde weiterhin versuchen, mich für diese armen Seelen einzusetzen, die keine Stimme haben.“

Ministerin spricht von „Invasion“

Die britische Regierung will Migranten, die ohne offizielle Erlaubnis einreisen, zunächst in Unterkünften festhalten und dann nach Ruanda oder in andere Staaten ausweisen. Das Recht, Asyl zu beantragen, soll ihnen entzogen werden. Die Pläne könnten gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstoßen. Innenministerin Suella Braverman hatte mit Blick auf die steigende Zahl von Menschen, die über den Ärmelkanal ins Land kommen, unter anderem von einer „Invasion“ gesprochen.


Die BBC hat sich einer klaren Neutralität in ihrer Berichterstattung verschrieben. Gary Lineker, der bei Twitter etwa 8,6 Millionen Follower hat, hat die konservative Regierung wiederholt kritisiert. Der Ex-Stürmer gilt mit einem Grundgehalt von 1,35 Millionen Pfund (1,51 Mio Euro) als bestbezahlter BBC-Moderator. (mit dpa)

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