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Grace Kelly und Diana Spencer an dem Abend als sie sich kennenlernten.

© WireImage / Anwar Hussein

Grace Kelly und Diana Spencer: „Wir standen uns seelisch nahe“

Mode-Ikonen, Stil-Ikonen, Prinzessinnen und Projektionsfläche für Millionen: Grace Kelly und Diana Spencer verband viel mehr, als bislang bekannt war.

Es ist der Abend des 9. März 1981, als sie sich erstmals begegnen sollen. London, Goldsmiths´ Hall, unweit von St. Paul´s Cathedral, inmitten der City: Ein Gala-Abend steht auf dem Programm, er dient der Unterstützung des Royal Opera House und ist gleich aus mehreren Gründen medial vielbeachtet. An diesem Abend stehen zwei Frauen im Fokus des Interesses, die umeinander zwar wissen, sich bislang aber noch nicht persönlich kennen. Hinzu kommt, dass es für die jüngere der beiden Frauen der erste öffentliche Auftritt in neuer Funktion sein wird – als Verlobte des Prinzen von Wales. Entsprechend hoch sind die Erwartungen der geladenen Gesellschaft und der anwesenden Presse.

Die jüngere der beiden Frauen, Diana Spencer, bewundert und verehrt die ältere schon seit Jahren aus der Ferne – sie ist ihr großes, explizites Vorbild. Diana stammt aus einer namhaften englischen Adelsfamilie aus Norfolk, ist gerade einmal 19 Jahre jung, geht in der Arbeit mit Kindern auf und wird in nur vier Monaten, am 29. Juli 1981, Princess of Wales werden. Die ältere der beiden Frauen, Grace Kelly, ist zu diesem Zeitpunkt 51 und seit 1956 Princesse de Monaco, Monacos Fürstin.

Bevor sie in das monegassische Fürstenhaus einheiratet, ist Grace einer der großen weiblichen Schauspiel-Stars Hollywoods, dreht dort elf Kinofilme, darunter drei unter der Regie des Master of Suspense Alfred Hitchcock, erhält im März 1955 einen Oscar für ihre Darstellung in „Ein Mädchen vom Lande“ an der Seite von William Holden und Bing Crosby und verlässt die Filmbranche schließlich zu aller Überraschung im Moment ihres größten Erfolgs.

Diana ist 20, als sie Prinz Charles 1981 heiratet – Grace ist 26, als sie Fürst Rainier von Monaco 1956 heiratet. Es ist für beide Frauen ein tiefer Einschnitt, eine biographische Zäsur. Beider Leben ändern sich mit dieser Lebensentscheidung grundlegend.

Als die beiden Frauen sich an diesem Londoner Abend, an dem die ehemalige Grace Kelly ihr literarisches Poetry-Programm auf der Bühne der Goldsmiths´ Hall präsentiert, kennenlernen, da entsteht alsbald ein Kontakt zwischen ihnen, der sich im Laufe der kommenden anderthalb Jahre, die ihnen bis zu Grace´ Unfalltod bleiben soll, zu einer Freundschaft entwickelt.

Einer Freundschaft, kurz zwar, aber umso bedeutender für sie: Zu ähnlich sind sie sich in so Vielem, sind beide nicht nur sehr scheu und schüchtern, sondern haben stets das unbehagliche Gefühl, anders zu sein und nicht dazuzugehören. Beide wurden in ihren Familien in Norfolk und Philadelphia nie wirklich gesehen, nie wirklich erkannt. Beide sind sie Außenseiterinnen, Outcasts. Und beide hat dieses Gefühl des Andersseins, des Fremdseins, auch nach ihren royalen Hochzeiten nie verlassen. Im Gegenteil.

Die Parallelen in den Leben von Grace Kelly und Diana Spencer sind frappierend: von ihrer familiären Genese, dem Leiden unter den Eltern der Kellys und Spencers, dem Sandwich-Dasein als dem mittleren, unbeachteten von jeweils drei Kindern, ihrer Scheu Menschen und Öffentlichkeit gegenüber, der sie sich zugleich umso mehr aussetzen und Projektionsfläche und Identifikationsfiguren für Millionen werden. Zugleich aber stehen sie für eine sukzessive Öffnung und Modernisierung der beiden royalen Paläste, zweier in die Jahre gekommener verstaubter Institutionen, an denen nicht nur äußerlich der Putz bröckelt, sie setzen sich verstärkt für Karitatives und Soziales ein und machen sich stets für benachteiligte Minoritäten und Randgruppen stark.

Eine kurze, intensive Freundschaft

Der freundschaftliche Kontakt zwischen Grace Kelly und Diana Spencer beginnt in jenem März 1981 und endet unfreiwillig 18 Monate später, im September 1982. In der kurzen, kostbaren Zeit, die ihnen bleibt, schreiben sie sich Briefe, die bislang unpubliziert waren, telefonieren miteinander, besuchen sich, tauschen sich aus. Da erkennen zwei, dass sie einander ähneln – in ihrem Denken und Handeln, in ihrem Aufwachsen und nicht zuletzt in ihrer Haltung. So kommt es nicht von ungefähr, dass Grace auf der Hochzeit Dianas im Juli 1981 nicht nur Gast ist und drei Tage in Buckingham Palace wohnt, sondern auf Dianas expliziten Wunsch hin die Wagen-Kolonne anführt, die am Hochzeitstag von Buckingham Palace zu St. Paul´s Cathedral führt.

Die Gemeinsamkeiten und Parallelen im Leben und Handeln von Grace und Diana, die neben ihrem humanitären Engagement nicht zuletzt auch als einflussreiche Mode- und Stil-Ikonen gelten, reichen schließlich bis hin zu der Art ihres sich ähnelnden, tragischen und zu frühen Todes, der sie ebenso ikonisch wie zeitlos werden lässt: Grace Kelly verunglückt am Morgen des 13. September 1982 auf der Serpentinen-Route in den Bergen hoch über Monaco. Sie stirbt am 14. September 1982 im Alter von nur 52 Jahren. Diana verunglückt 15 Jahre später, in der Nacht zum 31. August 1997, bei einem Autounfall in der Pont de l´Alma am Seine-Ufer von Paris. Sie ist 36 Jahre jung.

In jenem September 1982 ist es Diana, die als einzige Repräsentantin des britischen Königshauses nach Monaco reist, um an der Beerdigung von Grace Kelly teilzunehmen. Es ist ihr ganz persönlicher, ausdrücklicher Wunsch. Es ist am Tag der Trauerfeierlichkeiten, dem 18. September, als Diana zu Grace´ ältester Tochter, Prinzessin Caroline, den historisch tradierten und so aufschlussreichen Satz über sich und Grace sagt: „Wir standen uns seelisch nahe.“

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