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Lisa Fitz in der "Spätschicht", verantwortet vom Südwestrundfunk, gesendet in 3ast.

© Tsp

Update

Sie spricht von 5000 Toten durch Corona-Impfstoffe: So verbreitet Kabarettistin Lisa Fitz Fake News

In der SWR-Sendung „Spätschicht“ hat Lisa Fitz Falschinformationen verbreitet. Moderator Schroeder distanziert sich, der Sender löscht. Ein Kommentar.

Florian Schroeder will dem Vorwurf begegnen, in den öffentlich-rechtlichen Programmen gebe es keine Meinungsvielfalt. Schroeder ist Moderator der Satire-Sendung "Spätschicht", die neuste Folge gibt es in der ARD-Mediathek zu sehen.

Das Prinzip der Sendung ist einfach: Schroeder sagt eine Kabarettistin, einen Kabarettisten nach der anderen, nach dem anderen an. In der aktuellen Ausgabe bietet Lisa Fitz die Schlussnummer. Florian Schroeder fasst ihren Beitrag vorneweg als Beleg für die Meinungsvielfalt im Ersten an und sagt schließlich, hier werde "eine Meinung" geäußert, "die ich absolut nicht vertrete".

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Das Thema von Fitz' Beitrag ist die Impfung gegen den Covid-19-Virus. Die Kabarettistin attackiert die Politik, zählt deren Versäumnisse auf, stellt rhetorisch die Frage, warum die Geimpften vor den Ungeimpften geschützt werden müssen, wo die Geimpften doch ungeschützt seien. Geschenkt.

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Dann kommt Lisa Fitz zu den Fakten. Sie postuliert, es gebe 5000 Menschen, die an Covid-19-Impfstoffen gestorben seien. Vorher hatte sie behauptet, die Impfpflicht sei "der feuchte Traum der Pharma". Pharma, das sind Unternehmen wie Pfizer mit einem Gewinn von zehn Milliarden Euro und Biontech von vier Milliarden. Was Politik und Pharma gemeinsam unternehmen, läuft auf diese Quintessenz raus: "Hauptsache, die Panik bleibt frisch."

Und: Covid-19, das sei die größte Geldmaschine ever. Also sprach Lisa Fitz in der "Spätschicht", in der öffentlich-rechtlichen ARD-Mediathek. 3sat hat wegen der aufkommenden Proteste auf die Ausstrahlung verzichtet.

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Sieg der Meinungsvielfalt?

Hat jetzt die Meinungsvielfalt gewonnen? Hat sie, aber sonst ist von einer riesengroßen Niederlage zu berichten. Lisa Fitz streut Misstrauen gegen die größte und erfolgreichste Maßnahme gegen die Covid-19-Pandemie aus: die Impfstoffe.

Ob Moderna oder Biontech, hier liegt die eminente Hoffnung auf ein Ende der Plage begründet. 5000 Tote durch die Vakzine? Weiß Fitz, was sie da in die Welt setzt? Warum sagt sie nicht gleich, dass die geldgeilen Pharma-Unternehmen in ihren Labors das Covid-19-Virus entwickelt haben?

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Nun kann man sagen, wer ist diese Kabarettistin, was ist diese "Spätschicht", wer ist Florian Schroeder? Ich sage, ein solcher Auftritt mit einer solchen Unsinnsqualität ist kein Sieg für die Meinungsvielfalt, sondern eine bittere Niederlage für die Faktentreue.

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Die Meinung ist frei, aber die Fakten sind heilig, dieser Grundsatz gilt immer. Jeder und jede hat sein/ihr Recht auf eine eigene Meinung, aber ein Recht auf eigene Fakten hat keiner. Dagegen haben Lisa Fitz und der öffentlich-rechtliche Südwestrundfunk verstoßen.

PS1: Mittlerweile hat auch der Südwestrundfunk reagiert. In einer "Einordnung" heißt es: "Der Text von Lisa Fitz in der letzten Ausgabe der Sendung ,Spätschicht'“ war zugegebenermaßen insbesondere in seiner Wirkung schwierig. In der Abwägung von einem möglichen und erwartbaren Vorwurf der Zensur (wenn die Redaktion den vorgelegten Text ablehnt) versus Meinungsfreiheit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat sich die Redaktion bewusst dazu entschieden, diesen Text zu senden, um die Pluralität der vorkommenden Meinungen in der ,Spätschicht' zu beweisen." Und zu den von Fitz genannten Zahlen angeblicher Impftoter teilt der Sender mit, dass sie "aller Wahrscheinlichkeit nach nicht belastbar sind".

PS2: Der SWR hat den Beitrag gelöscht. Begründung: "Die Aussage von Lisa Fitz ist nachweislich falsch."

PS3: Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) berichtet aktuell von 1802 Verdachtsmeldungen. Eine finale Zahl von Todesfällen, die nachweislich im Zusammenhang mit der Impfung stehen, gibt es nicht oder wird vom PEI zumindest nicht genannt.

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