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Deutscher Mäzen: Der SAP-Mitgründer Hasso Plattner. Foto: SWR

© SWR/DOKfilm

TV-Doku: Geld mit Gewissen

Von Warren Buffett zu Hasso Plattner: Eine ARD-Dokumentation über die Philantropie der Superreichen.

„Wir sind die 99 Prozent“, rufen hunderte Demonstranten unter den Bürotürmen von La Defense in Paris an die Adresse des restlichen einen Prozents, der Superreichen in Europa und Amerika. Bei einigen von denen drückt das Gewissen auf die pralle Geldbörse. „The Giving Pledge“ heißt die Aktion, mit der der bei Investmenttransaktionen steinreich gewordene Warren Buffett und der Microsoft-Milliardär Bill Gates, beide sind eng miteinander befreundet, die anderen ihrer Einkommensklasse dazu aufgerufen haben, die Hälfte ihres Vermögens für einen philanthropischen Zweck zu spenden. 70 von ihnen überwiesen daraufhin insgesamt 200 Milliarden Dollar. Was damit genau geschieht, weiß die ebenso brillante wie aktuelle Dokumentation „Das Gewissen der Superreichen“ von Gisela Baur und Ralph Gladitz leider nicht zu sagen.

Der Appell aus dem beschaulichen Omaha in Nebraska, Buffetts Wohnsitz, richtete sich ebenso an die Besitzenden in Europa. Auch sie sollen dazu beitragen, dass Armut und Hunger, Kindersterblichkeit und Bildungsnotstand aus der Welt verschwinden. Doch die amerikanische Strategie ist den Europäern nicht geheuer. Die französische Bankerin Ariane de Rothschild, der Hamburger Reeder Peter Krämer, Berlins Karstadt-Retter Nicolas Berggruen und der Potsdamer Kunst- und Universitätsmäzen Hasso Plattner sind dagegen, dem Staat die Arbeit abzunehmen. Sie unterstützen lieber konkrete Einzelprojekte wie den Schulbau in Südafrika.

Alle eint die Sorge um die Zukunft und die Angst vor sozialen Unruhen. „Es geht um die Balance“, sagt Warren Buffett, der mit halbiertem Vermögen noch immer ausgezeichnete Gewinne erzielt, was Peter Krämer, der bei der Pleite von Lehman Brothers zwei Drittel seiner Aktienanlagen verlor, schon schwerer fällt. Vor allem unter Europas Reichen scheinen viele unruhig über das Unvermögen der auf ihre Wiederwahl fixierten Politiker, die „systembedingte Problematik“ (Gates), das Auseinanderdriften von Arm und Reich, in den Griff zu bekommen. Doch was sind die Zukunftssorgen der Reichen gegen die Notlage einer nach 22 Dienstjahren entlassenen Bankangestellten, die Baur und Gladitz in ihrem überschuldeten Häuschen aufsuchen? Was gegen die Ratlosigkeit von jungen Spaniern, die seit Jahren auf der Suche nach einem Job sind?

Der Film fragt nicht, woher das Geld kommt, von dem Buffett, Gates und die anderen zuviel haben. Gern werfen die Autoren indes einen Blick in das luxuriöse Milieu der Reichen, zum Beispiel bei einem Familien- und Freundestreffen, zu dem Ariane de Rothschild auf ihr Schloss Prégny in Frankreich geladen hat. Baur und Gladitz lassen die Bilder sprechen. Statt sich mit einem Kommentar aufzudrängen, nehmen sie die Selbstaussagen von Buffett, Gates und den anderen diskursiv auseinander – und vertrauen auf das mündige Publikum. Hans-Jörg Rother

„Das Gewissen der Superreichen“, ARD, 22 Uhr 45

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