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 Zu Gast bei Frank Plasberg: Prof. Manfred Spitzer, Hirnforscher; Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm.

© WDR/Dirk Borm

"hart aber fair": Wie gefährlich sind Smartphones?: Thema verfehlt: Plasberg-Talk zur Handysucht

"hart aber fair" diskutierte über Sinn und Unsinn von Smartphones, vor allem auch in der Schule. Nur: Warum war da kein Lehrer bei?

Sollen Smartphones in Schulen verboten werden? Wie gefährlich sind diese Geräte, auf die - nicht nur - unsere Kinder tagein, tagaus starren? Zu diesem Thema diskutierte Frank Plasberg am Montagabend bei "hart aber fair" im Ersten. Am Ende war wiederum klar: Die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen.

In Frankreich wird es ja gerade vorgemacht. Da sollen Smartphones aus Schulen verbannt werden. Sehr zur Freude von Hirnforscher Manfred Spitzer, Spitzer-Kenner wird das nicht wundern. Der Wissenschaftler, der seit Jahren vor den Gefahren der zu frühen und ungebremsten Smartphone-Nutzung warnt, zitierte neueste Studien (auch das verwundert nicht). Sein Credo: "Handysucht ist eine Krankheit." Wissenschaftlich nachgewiesen seien Gesundheitsgefahren bei Smartphone-Nutzern: Bluthochdruck, irgendwann Demenz, Diabetes, ganz abgesehen von Konzentrationsstörungen. Verglichen damit, so Spitzer, sei Rauchen fast ein Klacks. Smartphones bitte daher erst ab 18.

Starker Tobak für die aufgeschlosseneren Diskutanten in der Runde: vor allem für Anne-Sophie Briest, Schauspielerin. Sie hat zwei Kinder; ihre 15jährige Tochter Faye Montana ist ein YouTube-Star. Ihre Tochter sei definitiv nicht reif für die Selbsthilfegruppe. Wie alle Dinge sollten Smartphones in Maßen genutzt, Eltern und Schulen verantwortlich an das Thema herangeführt werden. Und: "Wir können unseren Kindern dieses Kommunikations- und Recherchemedium nicht vorenthalten, was maßgeblich und immer mehr die Berufswelt mitbestimmt."

Gehören Smartphones wirklich in den Unterricht?

Ähnlich Thomas Heinze, Schauspieler, der zuhause als Vater von drei Kindern eine Stunde vorm Schlafengehen die Handys einsammelt. Grundsätzlich gehe es wohl nicht mehr ohne. Sollte er das mit den 18 Jahren daheim propagieren, würden seine Kinder wohl um die Freigabe zur Adoption bitten.

Wobei schon die Frage zu stellen sei, ob denn Smartphones wirklich in den Unterricht gehören, wie es sich Yvonne Gebauer, FDP, NRW-Ministerin für Schule und Bildung, mit einer besseren digitalen Ausstattung für Deutschlands Schulen wünscht. Siehe nach Skandinavien. Wo, wenn nicht in der Schule, könne rechtzeitig über Fake News aufgeklärt werden.

Handyverbot wie in Frankreich? "Nein, eher mal handyfreie Zonen." Es sei unsere große Herausforderung, so Gebauer, dieses Kommunikationsmittel pädagogisch einzusetzen, beispielsweise auch mithilfe von mehr Medienkompetenz, vermittelt im Unterricht. Eifriges Kopfnicken von Jöran Muuß-Merholz, Erziehungswissenschaftler, Vater und Medienpädagoge, der seine Haßliebe zum Smartphone eingestand.

Bei alldem rutschte Manfred Spitzer unruhig auf dem Stuhl hin und her, blickte zornig zu Plasberg. Ob denn all die Politiker die Studien nicht lesen? "Wir können Bildung nicht durch Medienkompetenz, Wissen, das wir nicht haben, nicht durch Google ersetzen." Das sei ein hermeneutischer Zirkel.

Wow. Bei so viel wissenschaftlicher Expertise hätte ein Lehrer, eine Lehrerin in der Talkrunde sicher nicht geschadet. Stattdessen verschwendete Plasberg bei einem Skype-Interview mit der fidelen Youtube-Tochter von Anne-Sophie Briest Sendezeit. Ein bisschen Thema/Kompetenz verfehlt.

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