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Nach vorne. Eugene Boateng ist erst 36, aber den Deutschen Schauspielpreis hat er schon gewonnen, für seine Hauptrolle im Kinofilm „Borga“. Der gebürtige Düsseldorfer und Sohn ghanaischer Eltern ist nicht nur in seinen Rollen vielseitig, sondern auch als Künstler: Er arbeitet als Choreograf, als Tänzer und gelegentlich als Model. Am Donnerstag startet er als Kommissar Antoine Haller im neuen Flensburg-Krimi der ARD.

© NDR/ARD Degeto/Christine Schroed

Interview mit Eugene Boateng: „Ich bin keine Person of Color, ich bin auch nicht farbig“

Eugene Boateng, Ghanaer und Düsseldorfer, spielt Kommissar Antoine Haller im neuen Flensburg-Krimi. Gespräch über PoC, Polizisten und Diversität.

Der erste Flensburg-Krimi mit Kommissar Antoine Haller alias Eugene Boateng wird am Donnerstag, 25. November, um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt. Bereits ab Dienstag ist die Folge in der Mediathek verfügbar.

Herr Boateng, Sie spielen einen Kommissar im Flensburg-Krimi der ARD. Wie kam es zu diesem Engagement?
Ich erinnere mich, als ich die erste Mail zum Projekt bekommen habe. Da wurde ich recht geheimnisvoll gefragt, ob ich für eine Rolle meine Haare abschneiden würde. „So schnell schneide ich meine Haare nicht“, schrieb ich. Ich wollte mehr Informationen haben. „Wofür soll ich mich umstylen?“, fragte ich mich. Dann erfuhr ich, dass es sich um eine Hauptrolle als Kommissar handelt. Ich wollte schon immer mal einen Kommissar im deutschen Fernsehen spielen. Also sagte ich Ja. Zur Rolle, nicht zum Haarschnitt. Sie haben sich auf den Deal eingelassen und hier sind wir. (lacht)

Sie sind eine „Person of Color“. Was meinen Sie, wird diese Tatsache das Publikum irritieren?
Ich bin keine „Person of Color“. Ich bin auch nicht farbig. Ich bin Ghanaer, ich bin Afrikaner, ich bin dunkelhäutig, ich bin schwarz. Ich bin ein Afrodeutscher. Ich glaube und hoffe, dass dies mein Publikum positiv überraschen wird, die Zuschauerinnen und Zuschauer inspirieren und motivieren wird.

In der ersten Folge des Flensburg-Krimis gibt es zahlreiche Anspielungen auf Ihre Hautfarbe. Die richtigen Anspielungen?
Ich finde es wichtig, mit der Realität so umzugehen. Gut finde ich, dass es nicht das Hauptthema ist. Es passiert mehr beiläufig.

Ihr Kommissar Antoine Haller wettet gerne, er kann jedes Schloss mit einem Dietrich öffnen. Das sieht sich mutig an, weil es Klischees und Vorurteile provozieren kann. Keine Sorge, dass es so kommt?
Antoine ist auf der Straße aufgewachsen und hat Dreck gesehen. Er hat sich irgendwann in seinem Leben entschieden, Polizist zu werden. Ich glaube, durch diese Lebenserfahrungen erzählen wir zwei Welten, was auch sehr nah an der Realität ist. Jemand, der durch Armut gegangen ist und sich dafür entscheidet, ein Symbol der Veränderung zu sein, soll Hoffnung schenken. Zusätzlich beobachten wir, wie Antoine Teile aus seiner Vergangenheit als Skills in seinem Job einsetzt.

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Konnten Sie bei der Charakterisierung des Kommissars mitwirken?
Ich habe mich zusammen mit meinem Schauspielcoach Prodromos Antoniadis auf die Rolle vorbereitet. Gemeinsam haben wir dieser Figur Leben eingehaucht, Charaktereigenschaften entwickelt, Ansichten und Werte entwickelt.

Sie wurden in diesem Jahr für Ihre Rolle im Kinofilm „Borga“ mit dem Deutschen Schauspielpreis ausgezeichnet. Ist da so ein Genrekrimi am Donnerstag nicht allzu leichtgewichtig?
Ich bin sehr dankbar für diesen Preis und hoffe damit ein Zeichen setzen zu können. Ich lerne durch jede Produktion dazu und entwickele mich mit jedem Projekt weiter. „UpUpWeGooo“ sag’ ich nur dazu. Mal schauen, wo es als Nächstes hingeht.

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Welche Rollen bekommen Sie angeboten, welche würden Sie gerne angeboten bekommen?
Zurzeit bekomme ich alles Mögliche angeboten. Ich würde sehr gerne die Geschichte eines Boxers erzählen und eine wunderschöne Liebesgeschichte. Einfach eine Story mit Herz.

Alle Sender in Deutschland schwören, dass sie in ihren Programmen diverser werden wollen. Bemerken Sie davon etwas?
Ich glaube, wir haben noch viel zu tun.

Eine Frage, die nicht ausbleiben kann, Herr Boateng. Gehören Sie in die Boateng-Familie aus dem Berliner Wedding?
Ich bin wirklich sehr gespannt, wann mir diese Frage nicht mehr gestellt wird (lacht). Wir sind – soweit ich es weiß – nicht verwandt. Doch ich habe die Vorteile, die der Name mit sich bringt, in den letzten Jahren sehr genossen.

Welche Vorteile waren es denn?
Beispielsweise habe ich am Flughafen beim Schalter immer einen besseren Sitz bekommen, wenn sie meinen Namen gelesen haben. Das fand ich tatsächlich gut.

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