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Die Computergrafik zeigt das Ebenengebiet des südlichen Marspols, "Planum Australe". Die farbig markierten stellen zeigen einen von Themis untersuchten Bereich. Die dunkelblauen Stellen sollen die Präsenz von flüssigen Wasser zeigen.

© USGS Astrogeology Science Center, Arizona State University, ESA, INA/dpa

Planet Mars: Salzsee auf dem Mars entdeckt

Ohne Wasser kann kein Organismus existieren. Forscher haben nun flüssiges Wasser auf dem Mars nachgewiesen. Könnte es tatsächlich Leben auf dem Planeten geben?

Es müssen ja nicht gleich kleine grüne Männchen sein, die vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einige Science Fiction-Autoren auf dem Mars vermuteten. Einige winzige Mikroorganismen oder deren sterbliche Überreste würden heutigen Forschern bereits für eine wissenschaftliche Sensation genügen: Leben gibt es nicht nur auf der Erde, sondern auch auf anderen Planeten. Die Chancen für eine solche Entdeckung sind jetzt gestiegen: Roberto Orosei vom Nationalen Institut für Astrophysik im italienischen Bologna und seine Kollegen berichten in der Fachzeitschrift Science von Radar-Messungen, mit denen sie unter dem mächtigen Eisschild, das die Region um den Südpol des Mars bedeckt, einen 20 Kilometer großen Salzsee entdeckt haben

Vielleicht liegt dort unten auch ein Schlammsee, das können die Forscher nur mit Hilfe der Radarstrahlen nicht so genau unterscheiden. Jedenfalls aber scheint es unter der eineinhalb Kilometer dicken Eisdecke flüssiges Wasser zu geben. Genau diese Nachricht aber elektrisiert nicht nur Naturwissenschaftler, die sich mit Leben außerhalb unserer Erde beschäftigen. Denn jeder Organismus, den sie bisher hierzulande untersucht haben, kann ohne flüssiges Wasser nicht existieren. Die Suche nach Leben lohnt sich also nur dort, wo es Wasser gibt.

Nun ist diese Substanz im Weltraum gar nicht so selten. Nur ist es eben oft nicht flüssig: Auf dem Planeten Venus ist es mit mehr als 400 Grad Celsius höllisch heiß, Wasser verdampft dort und die infernalische Hitze würde alles, was wir von der Erde kennen, töten. Auf den Monden, die um die äußeren Planeten unseres Sonnensystems Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun kreisen, gibt es zwar reichlich Wasser. Nur sind diese Himmelskörper so weit von der wärmenden Sonne entfernt, dass es dort bitterkalt ist und die Monde nicht von Ozeanen, sondern von einem dicken Eispanzer bedeckt sind. In vielen Kilometern Tiefe könnte dort zwar flüssiges Wasser existieren, das Forscher aber kaum direkt untersuchen können, weil sie recht weit entfernt sind und weil Bohrungen dort sehr schwierig sein dürften.

Ob Männchen oder Mikroorganismen müsste eine Besatzung vor Ort klären

Unter den einigen Tausend Planeten, die um Sterne weit außerhalb unseres Sonnensystems kreisen und die Forscher bisher mit raffinierten Methoden aufgespürt haben, könnte der eine oder andere ähnlich wie die Erde Meere aus flüssigem Wasser auf seiner Oberfläche haben. Auch könnte das von dort kommende Licht den Wissenschaftlern verraten, ob es dort Leben gibt. Um herauszubekommen, ob es sich dabei um kleine grüne Männchen, Mikroorganismen oder irgendetwas Anderes handelt, müsste man dann aber dorthin mit oder ohne Besatzung zu einer Jahrtausende langen Reise ohne Wiederkehr aufbrechen.

Den Mars dagegen erreichen Raumfahrzeuge innerhalb einiger Monate. Die Oberfläche des Planeten sieht heute zwar überall staubtrocken aus, das war aber nicht immer so: In seiner Jugend könnte der Mars sogar ähnliche Flüsse, Seen und Meere wie die Erde gehabt haben. Trockentäler und Seebecken kann man noch heute auf der Oberfläche erkennen. Dort könnte sich einst genau wie auf der Erde Leben entwickelt haben. Nur hatten die Forscher bisher keine Hinweise auf größere Mengen von flüssigem Wasser.

Auch auf der Erde gibt es einige Seen, die erst vor wenigen Jahren entdeckt wurden und die bisher noch kein Mensch besucht hat. Sie liegen unter dem kilometerdicken Eispanzer der Antarktis und wurden erst am Ende des 20. Jahrhunderts von schottischen und russischen Forschern mit Hilfe von Radarstrahlen gefunden, die Eis anders als flüssiges Wasser durchdringen. In rund viertausend Metern Tiefe drückt dort das gewaltige Gewicht des Eispanzers extrem stark auf das Eis unten und schmilzt es so selbst bei minus drei Grad. Mit der Zeit entstand dort ein 270 Kilometer langer, 50 Kilometer breiter und fast tausend Meter tiefer See, in dem es Leben geben könnte.

Aber wie könnte Leben unter dem Eispanzer auf dem Mars nachgewiesen werden?

Mit dem Radargerät an Bord der um den roten Planeten kreisenden Sonde Mars Express der Europäischen Weltraumorganisation ESA konnten Roberto Orosei und seine Kollegen jetzt unter einer 1.500 Meter dicken Eisschicht am Südpol des Mars ebenfalls flüssiges Wasser nachweisen. Allerdings liegen die Temperaturen dort unten bei ungefähr minus 68 Grad Celsius und damit viel zu tief, um selbst bei hohem Druck flüssiges Wasser zu ermöglichen. Es sei denn, es handelt sich um eine Salzbrühe, die große Mengen sogenannter „Perchlorate“ enthält. Genau diese Salze aber wurden bereits auf der Oberfläche des Mars nachgewiesen, berichtet Anja Diez vom Norwegischen Polarinstitut in Tromsø ebenfalls in Science. Mit diesen Salzen kann Wasser unter dem starken Druck der Eisdecke sogar bis minus 74 Grad Celsius flüssig bleiben.

„In dieser Salzlake kann man sich durchaus Leben vorstellen“, erklärt Tilman Spohn vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof. So leben auch in Salzseen auf der Erde Mikroorganismen. Ernähren könnten diese Winzlinge sich von chemischen Verbindungen, aus denen Mikroorganismen Energie holen, die zum Beispiel im Gestein tief unter der Oberfläche der Erde leben. Sollten sich dort auch größere Organismen entwickelt haben, könnten sie sich von diese Mikroben ernähren.

Fragt sich nur, wie man mögliches Leben unter den Eispanzern des Mars nachweisen könnte. 1.500 Meter tief ins Eis bohren dürfte für eine Mars-Expedition in absehbarer Zukunft kaum möglich sein. Wenn dieses Eis langsam fließt, könnte es das Leben und seine sterblichen Reste vielleicht sogar an die Oberfläche tragen. Eventuell geht das sogar schneller: „Wir kennen von den Eismonden einen Vulkanismus bei sehr tiefen Temperaturen“, nennt Tilman Spohn eine solche Möglichkeit. Dabei kann flüssiges Wasser ähnlich wie bei einem Geysir auf der Erde an die Oberfläche schießen. Mitgerissenes Leben oder seine Überreste aber ließen sich dort dann relativ leicht nachweisen. Nur die kleinen grünen Marsmännchen dürften solche kalten Geysire kaum an die Oberfläche tragen.

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