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31 Wolfsrudel leben wieder in Deutschland. "Das ist ein Erfolg für uns Naturschützer", sagte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am Mittwoch.

© Patrick Pleul/dpa

Von Brandenburg bis Niedersachsen: Wölfe unter Beobachtung

Eine neue Bundes-Wolfsberatungsstelle soll Informationen über die Ausbreitung der Tiere sammeln, und Berichte über die Konfliktfälle zwischen Wolf und Mensch vorlegen.

Die Chancen, in Deutschland einem Wolf zu begegnen, sind im Straßenverkehr am größten. Darauf wies Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz (BfN) am Mittwoch in Berlin hin. Seit im Jahr 2000 erstmals nach 150 Jahren wieder Wölfe nach Deutschland eingewandert sind, wurden 86 Tiere überfahren. Insgesamt hat man 124 tote Wölfe entdeckt, von denen nur zehn eines natürlichen Todes gestorben sind. 18 Wölfe sind illegal getötet worden. Denn die Tiere werden, obwohl sie sich mittlerweile auf sechs Bundesländer ausgebreitet haben, auf der Roten Liste weiterhin als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Die 31 Rudel, 18 Wolfspaare und 16 sesshaften Einzelwölfe verteilen sich auf Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und neuerdings bis nach Niedersachsen.

Beratung für die Bundesländer

Jessel stellte gemeinsam mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) eine neue „Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf“ vor, die seit Anfang Januar unter der Federführung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung aufgebaut wird. Auch das Berliner Leibnitz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung und das Lupus-Institut für Wolfsmonitoring in Sachsen sind an dem Projekt beteiligt, sagte Senckenberg-Chef Volker Mosbrugger. Ziel ist es, den Bundesländern, die weiterhin für den Schutz der Wölfe zuständig bleiben, fachliche Beratung anzubieten und bundesweit Informationen über die Entwicklung der Wolfspopulation, der Schadensfälle und der Totfunde zu sammeln. Die Daten sollen in einem jährlichen Bericht veröffentlicht werden. Außerdem soll die Wolfsberatungsstelle das BfN dabei unterstützen, gemeinsam mit den Nachbarländern, ein überregionales Wolfsmonitoring aufzubauen.

Den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen

Zwölf Bundesländer haben Wolfsmanagementpläne erarbeitet, um Konflikte zwischen Mensch und Tier zu begrenzen und beispielsweise Schäfer zu entschädigen. Die längste Erfahrung hat Sachsen, wo schon seit 2002 ein Wolfsmanagement erarbeitet worden ist. Hendricks sagte: „Die größten Konflikte gibt es da, wo der Wolf noch nicht lange wieder lebt.“ Sie spielte damit auf Niedersachsen an, wo am gleichen Tag im Landtag eine Anhörung zu einem FDP-Gesetzentwurf stattfand, wonach der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen werden solle. In Sachsen ist das bereits passiert, was Juristen für rechtswidrig halten. Hendricks sagte auf die Frage nach Sachsen und dem Jagdrecht jedoch nur: „Auch in Sachsen gilt der Artenschutz.“

Rückkehr der Wölfe kein kostspieliges Problem

Die Grünen im Bundestag und die Umweltstiftung WWF lobten die Einrichtung der neuen Bundesberatungsstelle. Beide forderten eine einheitlichere Linie im Umgang mit dem Wolf. Wolfgang Gramling vom WWF sagte am Mittwoch: "Der Wolf muss sich nicht nur in der Natur wieder etablieren können, sondern auch in den Köpfen und Herzen der Menschen in ganz Deutschland."
Bisher ist die Rückkehr der Wölfe übrigens kein kostspieliges Problem: Ganze 54.000 Euro Entschädigung haben alle Bundesländer mit Wolfspopulationen im Jahr 2014 für Entschädigungen ausgeben müssen. Im Bundeshaushalt für 2016 sind für die Entschädigung von Jägern, die auch 30 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl in Bayern in Baden-Württemberg radioaktiv belastete Wildschweine schießen, immer noch 330.000 Euro eingeplant.

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