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Sonnenaufgang am Holstentor in Lübeck.

© mauritius images / Michael Abid/Michael Abid

48 Stunden Lübeck: Ein bunter City-Trip in die Hansestadt

In Lübecks Altstadt kann man sich in 120 Gängen verlieren, Kirchtürme besteigen und dann auf der Trave schippern. Ein Wochenende mit Marzipan und Kultur.

Von Martin Wein

Lübeck ist Unesco-Weltkulturerbe. Dabei sprudelt die Altstadtinsel zwischen Holstentor und Burgkloster vor Leben. Am besten, man wagt sich tief hinein in die 120 Gänge, schippert auf der Trave und steigt rauf auf die Marienkirche.

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In jedem Winkel steckt Historie und nicht selten ein gemütliches Café oder eine coole Bar. Zum Durchatmen dann noch eine Bootspartie nach Travemünde – so wird der City-Trip zum perfekten Wochenende. 


Erster Tag – Gängeleien und Schifferstündchen

Man braucht die Lübecker Altstadt nicht zu Fuß zu erkunden – es geht auch mit dem SUP.

© LTM, Olaf Malzahn

9 Uhr: Marzipan satt

Ein Stück Nusssahnetorte im Café Niederegger ist Pflicht bei einem Besuch in Lübeck. Warum also nicht gleich den Besuch damit beginnen? Seit 1822 mischt das Familienunternehmen Zucker und Mandelmasse, röstet sie, fügt Aromen für 100 Geschmacksrichtungen hinzu, formt das Ergebnis zu Broten oder Figuren, taucht sie in Zartbitterschokolade oder färbt sie ein.

Darf beim Lübeck-Besuch nicht fehlen: Marzipan.

© LTM, Olaf Malzahn

30 Tonnen Rohmasse produzieren fleißige Hände pro Jahr am Stadtrand und im Café zu Spitzenzeiten auch schon mal 100 Nusstorten am Tag, verrät Unternehmenssprecherin Kathrin Gaebel. Über dem Café trifft man die wichtigsten Menschen in der Firmengeschichte lebensgroß aus Marzipan geformt im eigenen kleinen Museum.

10 Uhr: In die Gänge kommen

Die Marzipan-Kalorien verbrauchen sich wie von selbst beim anschließenden Bummel durch die 120 Lübecker Gänge. Die entstanden, als die Stadt im 14. und 15. Jahrhundert zur Boomtown an der Ostsee aufstieg.

„Für die ärmeren Handwerker und Handlanger war nur Platz hinter den Steinhäusern“, erklärt Stadtführerin Heike Malzahn. Auf Anordnung des Rates wurden deshalb hölzerne Budenreihen gezimmert, die den Eigentümern erst Verdruss einbrachten und dann gute Mieten. Längst wurden sie durch winzige Steinhäuschen ersetzt.

Dunkelgrüner Gang, Haasenhof oder Kalandsgang sind alternative Refugien voller Blumen und Gartenmöbel, Windspiele und Kinderdreiräder.

Eine urbane Oase ist auch der Füchtingshof, der einst als Stiftshof für Witwen von Schiffern und Kaufleuten entstand. Noch immer ist er alleinstehenden älteren Damen vorbehalten. Bis Sonnenuntergang stehen seine Tore allen offen.

11 Uhr: Auf Hansefahrt ins Museum

Wie aber konnte aus dem Sumpf an der Trave die Hansestadt emporwachsen, die so mächtig war, dass Dutzende andere ihr Recht übernahmen und ihre Mark von jedermann akzeptiert wurde? Das lassen wir uns im Europäischen Hansemuseum erklären.

Moderne Architektur an historischer Stelle: Das Europäische Hansemuseum.

© EHM, Werner Huthmacher

In schummrig beleuchteten Räumen auf den Ruinen des Burgklosters reisen wir mit Lübecker Kaufleuten auf Hansefahrt zum Pelzhandel nach Nowgorod. Später holen wir Stockfisch in Bergen und Tuche in Brügge. Zwischen den Inszenierungen: Museumsräume mit den archäologischen Funden. Die Hanseaten waren mobil, und sie konkurrierten mit dem Adel um Reichtum und Einfluss.

Spannende Geschichten über Pelzhandel, Stockfisch und Tuch: Im Raum Brügge wird das Jahr 1361 erzählt.

© EHM, Olaf Malzahn

13 Uhr: Päuschen im Café Fräulein Brömse

Nach so viel Input ist ein Koffeinschub angezeigt. Zum Glück wartet im Spielhof des Burgklosters „Fräulein Brömse“ auf uns. Das Fräulein selbst ist zwar nicht zugegen. Es wirkte hier schon im 15. Jahrhundert als mutige Äbtissin. Aber das Team im Café Fräulein Brömse verwöhnt uns mit frisch geröstetem Kaffee aus dem Kaffeehaus Lübeck und einem zweiten Bio-Frühstück. Hier ist überhaupt alles Bio, aber vor allem lecker!

Frisch gerösteter Kaffee im Innenhof: Fräulein Brömse.

© LTM, Olaf Malzahn

15 Uhr: Kirchengewölbe mit Ausblick

Auf dem höchsten Punkt der Altstadtinsel thront die Mutterkirche der Backsteingotik. Die stolzen Hanseaten ließen die St. Marien-Kirche im späten Mittelalter in ihrem Kaufmannsviertel bauen, um dem Bischof mit seinem weit abgelegenen Dom St. Petri eine lange Nase zu zeigen.

Schwindelerregend: Ein höheres Backsteingewölbe gibt es auf der ganzen Welt nicht.

© LTM, Olaf Malzahn

Drinnen hängt 38,5 Meter über unseren Köpfen das höchste Backsteingewölbe der Welt. Bei einer Turm- und Gewölbeführung sehen wir die Kuppeln auch von oben. Durch Dachluken und vom Dachreiter blicken wir auf die gesamte Altstadt und weiter bis zur Ostsee bei Travemünde und nach Mecklenburg.

Dieser Artikel stammt aus der neuen Ausgabe von „Tagesspiegel unterwegs Ostsee“ (10,80 Euro). Auf 148 Seiten bietet das Magazin jede Menge Tipps und Anregungen für Ausflüge an die Küste.

© Tagesspiegel

17 Uhr: Mit dem Boot rund um die Altstadt

Zum Sunset geht’s raus aufs Wasser. Südlich der Holstenbrücke übernehmen wir ein Boot mit flüsterleisem Elektromotor und starten zu unserer eigenen Hafenrundfahrt. Der Kahn von Boat Now ist idiotensicher und ohne Führerschein zu navigieren.

Malerischer Malerwinkel: Mit dem Elektroboot auf der Trave.

© LTM, Olaf Malzahn

Über die Stadttrave und durch den Hansahafen tuckern wir bis zum Burgtor und dann durch den Klughafen und über die Kanal-Trave zurück. Auch am Malerwinkel kommen wir vorbei. Dort ist die Unesco-Stadt mit ihren weißen Häusern und leuchtend roten Kirchtürmen besonders fotogen.

19 Uhr: Speisen unter Schiffen

Da wir jetzt Schiffer sind, fühlen wir uns im Restaurant Schiffergesellschaft gut aufgehoben. Für 350 Jahre war die „Schippern Selshup“ eine Hinterbliebenenkasse für Lübecker Seefahrer mit eigenem Gildehaus.

350 Jahre lang war die Schiffergesellschaft eine Hinterbliebenenkasse der Seefahrer.

© LTM, Dreisbach

Seit 150 Jahren dürfen auch alle anderen in der großen Halle, im Kapitänszimmer oder draußen auf dem Sonnendeck deftig speisen. Auf der Karte stehen Pannfisch in Senfsauce oder Holsteiner Matjes, aber auch Boeuf à la Mode mit Schmorgemüse und eine vegane Holsteiner Bowl.

21 Uhr: Musik und Getränke im Tonfink

Noch ausgehen? Im „Tonfink“ spielt fast jeden Abend eine andere Kapelle für lau. Hinterher geht der Hut rum. Dazu eine „Lynchburg Lemonade“ oder ein Mojito. Der Abend kann heiter werden.


Zweiter Tag – Buddenbrooks und Travestrand

Im Bogen des Holstentors: Stadtführung auf der Altstadtinsel.

© LTM

10 Uhr: Zu den Buddenbrooks

Die Buddenbrooks hat es in Lübeck nie gegeben, wohl aber die Familie Mann. Ihr Haus in der Mengstraße 4 wird bis 2025 umfassend erneuert.

Das Museum für Thomas und Heinrich Mann ist bis dahin im Behnhaus zu Gast. In der Ausstellung werden für uns die Lübeck-Romane „Die Buddenbrooks“ und „Professor Unrat“ lebendig. Die Brüder Mann traten damit Skandale in der Stadt los. Heute werden sie für die Romane gefeiert. So ändern sich die Zeiten.

Wird gerade umgebaut: Das Buddenbrookhaus.

© Thorsten Wulff

12 Uhr: Audienz im Rathaus

Die gotische Scheinfassade des Lübecker Rathauses von 1285 ist derart großzügig ausgefallen, dass nur große Windlöcher sie seit bald 750 Jahren vor dem Umfallen bewahren.

Fassade von 1285: Rathaus der Hansestadt Lübeck mit Wappen.

© LTM, Olaf Malzahn

Drinnen im Audienzsaal spiegeln schwere Kristalllüster aus Venedig ihr Licht auf den blank polierten Marmorboden. Mit rotem Samt bezogene Sofas stehen an den Wänden unter riesigen Goldrahmen mit acht allegorischen Darstellungen einer guten Regierung.

Oberpförtner Gerrit Bahr weiß um die Wirkung, die die gute Stube seiner Heimatstadt auf Besucher hat. Eine Rathausführung lehrt Demut. Zwar stammt das Dekor aus dem Rokoko, als die Hanse längst ihre Macht eingebüßt hatte. Aber das Gefühl bleibt.

14 Uhr: Raus zum Leuchtturm

Jetzt brauchen wir dringend Frischluft. Ein Flussschiff mit Bewirtung schippert Trave-abwärts bis zur Lübecker Bucht. Wohlweislich hatte der Lübecker Rat das Gebiet von Anfang an als Teil der Stadt erworben, auch wenn das meiste davon bis heute unter Naturschutz steht.

Pendelverkehr: Die „MS Hanse“ bringt Gäste von der Altstadt zur Lübecker Bucht.

© LTM

Nach den Anlegern der Ostsee-Fähren kommt schließlich der Alte Leuchtturm von Travemünde in Sicht, heute der älteste an der deutschen Ostsee. 142 Stufen führen hinauf. Von der Plattform halten wir Ausschau nach ankommenden Schiffen.

Markiert den Übergang der Trave zur Lübecker Bucht: Der alte Leuchtturm in Travemünde.

© LTM, Olaf Malzahn

Das Leuchtfeuer selbst blinkt seit fast 50 Jahren auf dem Dach des dreimal höheren Maritim-Hotels. Davor der feine Sandstrand, das Meer und die Möwen. Urlaub, ich hör‘ dich rauschen!

19 Uhr: Schlemmen im Restaurant Wullenwever

Was könnte einen Citytrip schöner beschließen als ein gutes Essen in entspannter Atmosphäre? In der Beckergrube 71 bringt Sternekoch Roy Petermann seit 1990 auf den Tisch, was der Lübecker Markt so hergibt. In dem Patrizierhaus aus dem 16. Jahrhundert mischt sich Holsteiner Tradition zwanglos mit mediterraner Leichtigkeit. Platz nehmen und verwöhnen lassen! Wer will da noch nach Hause?

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