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Erhellend. „Stromnetz Berlin“ ist für die Wartung der Laternen zuständig.

© imago/

Die Sparkolumne: Wie die Stadt bei der Straßenbeleuchtung spart

Wochenlang blieb der Weg zum Haus unseres Autors im Dunkeln. Bis er eines Tages bei der Senatsverwaltung anrief.

Von Andreas Austilat

Lange war sie für mich nur irgendeine Laterne, vis-à-vis von jenem schmalen Fußweg, der zu unserem Haus führt. Leider hörte die Lampe vor rund einem halben Jahr auf zu leuchten. Fortan konnte man mit Einbruch der Dunkelheit diesen Weg leicht übersehen.

Deshalb mussten wir zum Beispiel schon einmal ewig auf unser Essen warten, das wir bei einem Lieferdienst bestellt hatten. „Der Bote hat Sie nicht gefunden“, hieß es auf Nachfrage. Ich blieb draußen in der Schwärze der Nacht, bis er ein zweites Mal mit dem dann kalten Essen kam.

Seit November rief ich ab und zu bei der „Stromnetz Berlin“ an. Aus Kostengründen wurde die Laternenpflege von der Stadt an diese Firma abgegeben, die ihrerseits Störungsmeldungen zwecks Beseitigung an eine andere Firma weiterleitet. Ja, ich bin nicht der einzige Sparfuchs im Land.

Lange passierte nichts

Zweimal hatte man mir schon versichert, die zuständige Firma habe die Störung als beseitigt gemeldet. Ich wusste es besser, die Laterne, sie trägt die Nummer 15, blieb so dunkel wie eh und je.

Einmal begegnete ich einem Laternenwagen, den ich sofort stoppte, um den Fahrer auf den Defekt aufmerksam zu machen. Es handelte sich um einen melancholisch gestimmten Menschen, der mir bedeutete, nur für die Kontrolle zuständig zu sein. Natürlich werde er das jetzt weitermelden, ob dann etwas passiert, könne er nicht garantieren. Tatsächlich geschah nichts.

Es widersprach meinem sparsamen Naturell, doch nun schraubte ich eine stärkere Glühlampe in unsere Außenbeleuchtung, um die Finsternis zu erhellen. Das brachte nicht so viel wie erhofft.

Dann geschah das Wunder

Ohne viel Zuversicht rief ich vor einigen Tagen bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz an, Abteilung öffentliche Beleuchtung. Ich wurde tatsächlich durchgestellt, der Mann am anderen Ende versprach, er werde sich kümmern. Dabei klang er richtig bedrohlich.

Dann geschah das Wunder. Am nächsten Tag stand wieder ein Laternenwagen vor der Tür, diesmal war es ein Monteur. Ich sah schon von Weitem, Nummer 15 brannte, ein ungewohnter Anblick. Auf meine Frage, warum das erst jetzt klappt, sagte der Mann hinter dem Steuer, er sei schon vier Mal hier gewesen, sein Navi habe ihn allerdings stets zur falschen Laterne geführt, nämlich zu Nummer 14 gleich nebenan. Und die war doch in Ordnung.

Die Antwort hat mich überrascht. Doch insgeheim vermute ich immer noch, hinter der Affäre steckt ein Sparkonzept. Es taugt nur leider nichts.

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