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Tausende sind beim „March for Life“ in Washington.

© AFP/SAUL LOEB

„March for life“: Tausende Abtreibungsgegner protestieren in Washington

Das vor 50 Jahren eingeführte liberales Abtreibungsrecht wurde im letzten Jahr vom Supreme Court gekippt. Was ist seitdem passiert?

Am Freitag marschieren sie wieder in der amerikanischen Hauptstadt. Aber anders als im vergangenen Jahr führt die Demonstrationsroute die Abtreibungsgegner nicht nur zum Supreme Court. In diesem Jahr nehmen die Demonstranten auch das einen Steinwurf entfernte Kapitol ins Visier, den Sitz des US-Kongresses.

Es ist der erste große „March for Life“, den Abtreibungsgegner seit dem Ende von „Roe v. Wade“ organisiert haben. Es war ihr Triumph, dass die unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zementierte konservative Mehrheit des obersten US-Gerichts dieses Grundsatzurteil im vergangenen Sommer kippte – ein Urteil, das sich an diesem Sonntag zum 50. Mal jährt.

Aber die Abtreibungsgegner sehen ihre Arbeit längst als nicht erledigt an. Sie wollen mehr. Der Marsch in diesem Jahr werde „eine düstere Erinnerung an Millionen Leben sein, die durch Abtreibungen in den vergangenen 50 Jahren verloren gingen“, aber gleichzeitig werde man „feiern, wie weit man gekommen sei“, erklärte Jeanne Mancini, Präsidentin des March for Life Education and Defense Fund. Die „Bewegung“ müsse ihre Anstrengungen auf die neuen Herausforderungen konzentrieren.

Das Kippen des Grundsatzurteils „Roe v. Wade“ machte den Weg dafür frei, dass einzelne Bundesstaaten ihr Abtreibungsrecht verschärfen. 13 rote, also konservativ regierte Staaten haben davon bereits Gebrauch gemacht und Schwangerschaftsabbrüche fast vollständig verboten: Alabama, Arkansas, Idaho, Kentucky, Louisiana, Mississippi, Missouri, Oklahoma, South Dakota, Tennessee, Texas und West Virginia.

In Georgia gilt ein sogenanntes „Herzschlag-Gesetz“: Der Bundesstaat untersagt Abbrüche, wenn ein Herzschlag beim Fötus festgestellt wurde. Das kann bereits nach der sechsten Woche der Fall sein, also zu einem Zeitpunkt, wenn die meisten Frauen noch gar nicht wissen, dass sie schwanger sind.

In vielen weiteren Bundesstaaten beschäftigen sich Gerichte auf Antrag von „Pro Choice“-Aktivisten mit entsprechenden Gesetzen. In Ohio, Indiana und Wyoming haben Gerichte Verbote vorläufig geblockt. In South Carolina kippte der dortige Supreme Court ein „Herzschlag-Gesetz“ am 5. Januar.

Gegner wollen jetzt bundesweites Verbot

Interessant war aber auch, dass Wähler in Kansas und Kentucky sich in Referenden gegen Verfassungszusätze aussprachen, die Schwangerschaftsabbrüche generell untersagen sollten. Und in Michigan wiederum wurde das Abtreibungsrecht in die Landesverfassung aufgenommen.

Viele Abtreibungsgegner streben derweil ein bundesweites Verbot an, das der Kongress beschließen soll. Marjorie Dannenfelser, Präsidentin von Susan B. Anthony Pro-Life America, erklärte, eine Möglichkeit sei ein bundesweite Einigung darauf, Abbrüche etwa nach 13 Wochen zu untersagen. Demnach wäre es aber den Einzelstaaten weiter überlassen, eigene schärfere Obergrenzen bis hin zu einem Komplettverbot einzuführen.

Das liberale Amerika, allen voran die Regierung von US-Präsident Joe Biden und die Demokratische Partei, versuchen, gegenzuhalten. Zum 50. Jahrestag von „Roe v. Wade“ wird Vizepräsidentin Kamala Harris, die in den vergangenen Monaten durchs Land reiste, um sich mit Aktivisten und Experten über die Frage auszutauschen, in Florida eine Rede halten.

Der Bundesstaat, dessen Gouverneur Ron DeSantis als Hoffnungsträger und möglicher Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei gilt, könnte einer der nächsten sein, der schärfere Gesetze einführt. Der Kampf ist nicht vorbei – für keine Seite.

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