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Nach tagelangen Spekulationen über seine Gesundheit war Belarus’ Machthaber Alexander Lukaschenko (Mitte) bei einem Termin mit Militärs wieder aufgetaucht.

© dpa/AP/Belarus’ Presidential Press Office

Angaben der Opposition in Belarus: Lukaschenko soll an Herzproblemen und einer starken Virusinfektion leiden

Nach Gerüchten über eine schwere Erkrankung hatte sich der belarussische Machthaber wieder gezeigt. Jetzt äußert sich die Opposition zu Lukaschenkos Gesundheitszustand.

Zum ersten Mal seit 29 Jahren war der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko am Wochenende in Minsk den Feierlichkeiten zum Tag des Fahneneides ferngeblieben. Dies hatte Gerüchte über seinen Gesundheitszustand befeuert.

Nach tagelangen Spekulationen war der 68-Jährige dann am Montag bei einem Termin mit Militärs wieder aufgetaucht. Doch belarussische Oppositionskreise behaupten nun, dass Lukaschenko gesundheitlich schwer angeschlagen sein soll.

„Wir können definitiv sehen, dass Lukaschenko krank ist“, sagte der im Warschauer Exil lebende Oppositionspolitiker Pawel Latuschka am Dienstag dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) und fügte hinzu: „Er sieht sehr schlecht aus, er hat Probleme mit seiner Atmung und seinen Stimmbändern. Nach unseren Informationen hat er eine starke Virusinfektion, die ihm Herzkomplikationen bereitet.“

Lukaschenko sieht sehr schlecht aus, er hat Probleme mit seiner Atmung und seinen Stimmbändern.

Pawel Latuschka, belarussischer Oppositionspolitiker

Zuvor hatte es bei Twitter sogar Spekulationen über den möglichen Tod Lukaschenkos gegeben. Hintergrund war, dass er tagelang nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden war. Offenbar um Gerüchten entgegenzutreten, veröffentlichte die Webseite des autoritären Staatschefs am Montag ein Foto Lukaschenkos, das ihn in einer Militärjacke zeigt, wie er den Gruß eines Offiziers entgegennimmt.

In der vergangenen Woche hatte Lukaschenko zwar am 9. Mai an den Feierlichkeiten zum Tag des Sieges in Moskau teilgenommen, allerdings kürzer als üblich: Unter anderem sagte er ein gemeinsames Essen mit dem verbündeten russischen Präsidenten Wladimir Putin und weitere Termine ab.

Lukaschenkos Sprecher hatten sich nicht zu der Abwesenheit geäußert, in Moskau erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag, Journalisten sollten „nur offiziellen Informationen“ vertrauen. Der Duma-Abgeordnete Konstantin Satulin sagte am Wochenende dem Internetportal „Podjom“: „Das ist nichts Außergewöhnliches, kein Covid. Der Mensch ist einfach erkrankt.“ 

Woran der 68-Jährige erkrankt ist, wollte Satulin, der im russischen Parlament Vizechef des Ausschusses für Angelegenheiten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ist, nicht verraten. „Er braucht wahrscheinlich ein bisschen Erholung, das ist alles“, sagte er.

Latuschka sagte dem RND weiter: „Er war sechs Tage lang abwesend, und aufgrund der großen öffentlichen Resonanz hat man offenbar beschlossen, ihn wieder zu zeigen“, erläuterte der ehemalige Kulturminister von Belarus und heutige Vizechef des Vereinigten Übergangskabinetts von Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja.

Pawel Latuschka war Kulturminister von Belarus und ist heute Vizechef des Vereinigten Übergangskabinetts von Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja.

© Imago/Zuma Wire/Aleksander Kalka

Mit Blick auf den Eindruck, den Lukaschenko auf dem Foto hinterließ, sagte Latuschka, es sei eine Art und Weise, ihn zu zeigen, die man besser hätte unterlassen sollen. Lukaschenkos Zustand erfordere offensichtlich Bettruhe, aber da es sich bei seiner Abwesenheit um eine bislang beispiellose Situation gehandelt habe, sei offenbar beschlossen worden, ihn auftreten zu lassen.

Latuschka sagte weiter, Lukaschenkos Zustand ändere nichts an der Strategie Opposition: „Wir arbeiten weiter daran, Lukaschenko für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für die Abschiebung ukrainischer Kinder, die er persönlich auf dem Territorium von Belarus durchführen lässt, zur Verantwortung zu ziehen.“

Lukaschenko regiert die frühere Sowjetrepublik seit 1994 mit eiserner Hand. Seit Beginn der Kämpfe in der Ukraine dient das Land Putins Truppen als Aufmarschgebiet. Der im Westen weitgehend isolierte Machthaber hat sein Bündnis mit Putins Russland seit Beginn der Offensive weiter vertieft. (lem)

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