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Dmytro Kuleba, Außenminister der Ukraine.

© dpa/Henry Nicholls

Ukraine-Invasion Tag 622: Außenminister Kuleba gibt sich siegesgewiss

Russland stockt Raketenarsenal auf, polnische Trucker blockieren ukrainische Lkw. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

die vergangene Woche war für die Unterstützer der Ukraine ernüchternd. Im Umfeld des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wachsen die Zweifel, ob Kiew den Krieg noch gewinnen kann. Und auch der ukrainische Armeechef Waleri Saluschni spricht zumindest von einem Scheitern der lange geplanten Gegenoffensive im Süden der Ukraine. 

Optimistischere Töne stimmt jetzt der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba im Interview mit der „Welt“ an (Quelle hier). Kuleba begründet seinen Optimismus mit der Einigkeit der ukrainischen Gesellschaft und der andauernden Unterstützung aus dem Westen. Er sagt: „Ich habe keine Zweifel, dass die Ukraine den Krieg gewinnen wird.“ 

Gut, das ist auch sein Job, mag man denken. Auch ein Trump-Szenario in den USA schreckt ihn demnach nicht. Die Ukraine fahre derzeit ihre Waffenproduktion deutlich hoch, und auch die Unterstützung aus Europa werde weiter kommen, glaubt er. 

All das bedeute aber nicht, dass die härteste Zeit des Krieges nicht noch bevorstehe. Kuleba erzählt von seinem Vater, der einen Laster voller Brennholz für den Winter gekauft habe in der Erwartung, dass Russland wieder massiv die Energieversorgung angreifen wird. „Wir stellen uns auf den schlimmsten Winter jemals ein. Aber wir werden uns durchsetzen.“ Wie genau, erklärt Kuleba in dem Gespräch allerdings nicht.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Unfall oder Anschlag? Bei seiner Geburtstagsfeier ist der 39-jährige Adjutant des Oberbefehlshabers Walerij Saluschnyj gestorben, weil eine Granate explodierte. Eines seiner Kinder wurde schwer verletzt. Mehr hier. 
  • Die ersten fünf Kampfflugzeuge vom Typ F-16 für die Ukraine sind nach Angaben der Niederlande auf dem Weg nach Rumänien. Dort sollen ukrainische Piloten ausgebildet werden, teilte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums am Mittwoch in Den Haag der Deutschen Presse-Agentur mit. Mehr in unserem Newsblog.
  • Russland hat sich endgültig aus dem Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE) zurückgezogen. Der Pakt, mit dem schwere Waffensysteme und damit die Fähigkeit zu Offensiven verringert werden sollten, sei seit Mitternacht Geschichte, teilte das Außenministerium in Moskau am Dienstag mit.
  • Der jüngste ukrainische Angriff auf eine russische Werft auf der annektierten Halbinsel Krim könnte nach britischer Einschätzung den Bau und die Reparatur russischer Kriegsschiffe verzögern. „Die Fähigkeit der Ukraine, die Schiffsbauinfrastruktur auf der Krim anzugreifen, wird Russland wahrscheinlich dazu veranlassen, eine Verlagerung weiter von der Frontlinie in Erwägung zu ziehen, was die Lieferung neuer Schiffe verzögern würde“, teilte das britische Verteidigungsministerium am Dienstag mit. 
  • Die Analysten der US-Denkfabrik „Institute for the Study of War“ berichten, dass das russische Militär offenbar seinen Bestand an Hochpräzisionsraketen aufgestockt habe, da die russische Raketenproduktion schneller gestiegen ist, als in früheren Prognosen angenommen wurde.
    Sie berufen sich dabei auf einen Sprecher des ukrainischen Geheimdienstes GRU. Ihm zufolge hätten die russischen Streitkräfte insgesamt 870 hochpräzise operationell-strategische und strategische Raketen in Reserve. Im August wären es laut GRU noch 585 gewesen. 
  • Die russische Flugabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau 17 ukrainische Drohnenangriffe auf die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim abgewehrt. Am Dienstagmorgen sei der Versuch „des Kiewer Regimes, terroristische Anschläge“ zu verüben, vereitelt worden, teilte das Ministerium auf Telegram mit. 
  • Aus Protest gegen billigere Konkurrenz aus der Ukraine haben polnische Transportunternehmer mehrere Grenzübergänge in das Nachbarland blockiert. Wie die polnische Polizei der Nachrichtenagentur PAP mitteilte, ließen die Protestierenden am Montag zwar Pkw durchfahren, hinderten aber ukrainische Lastwagen an der Durchreise. Nur ein Lastwagen pro Stunde werde durchgelassen, hieß es.

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