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Gallery Weekend: Zeit der Schleife in Berlin

Das Wochenende der Berliner Galerien ist herangewachsen. Allein schon zahlenmäßig, weil es um den Stamm der festen Teilnehmer wie Neugerriemschneider, Contemporary Fine Arts, Esther Schipper oder Klosterfelde inzwischen Dutzende Galerien gibt, die zeitgleich heute und morgen öffnen.

Zum Schluss hat sie doch aufgegeben. Hat sich zur fast fertigen Galerie gratuliert und die letzten baulichen Maßnahmen auf die Zeit nach dem Wochenende verschoben. Viel wichtiger war Sassa Trülzsch der adäquate Ort für die Kunst. Nun hängen sechs kleine, wunderbare Gemälde von Sofie Bird Møller im Vorderraum. Den hinteren und das verborgene Treppenhaus hat Alexander Laner mit einer Schussanlage für Tontauben traktiert. Deren signalfarbene Reste ergießen sich über die Stufen, während kleine Schlitze an der Wand die Treffer markieren.

Brutal und zärtlich ist der Umgang der Künstler mit den frischen Räumen. Sassa Trülzsch zählt nicht nur zu den Neuzugängen des fünften „Gallery Weekend“, an dem in diesem Jahr offiziell 38 Galerien teilnehmen. Sie hat sich, nach zwei Jahren auf engem Raum, auch für den Umzug in die Schöneberger Blumenthalstraße Nr. 8 entschieden. Nun verfügt sie über die doppelte Zahl an Quadratmetern und wird natürlich häufiger gefragt: „Warum denn jetzt? Wieso tust du dir das in der Krise an?“

Für die Galeristin aber ist es der nächste notwendige Schritt hin zur Professionalisierung. „Ein Stück mehr erwachsen werden“, nennt sie das. Ein Prozess, der sich naturgemäß unabhängig von wirtschaftlichen Zyklen vollzieht – und stellvertretend für das gesamte „Gallery Weekend“ steht. Denn auch das Wochenende der Berliner Galerien ist herangewachsen. Allein schon zahlenmäßig, weil es um den Stamm der festen Teilnehmer wie Neugerriemschneider, Contemporary Fine Arts, Esther Schipper oder Klosterfelde inzwischen Dutzende Galerien gibt, die zeitgleich heute und morgen öffnen. Darüber hinaus aber hat sich das „Gallery Weekend“ etabliert. Und obwohl einige, die wie jedes Jahr für den gemeinsamen Auftritt mit Broschüre und Dinner kräftig zahlen müssen, diesmal im Vorfeld verhalten maulten, wäre es fatal, das große Treffen einfach abzublasen, weil man zeitgleich Personal entlassen muss.

Viel zu wichtig ist das Datum im Kalender der Hauptstadt. So haben allein 800 Gäste für das Essen zugesagt. „Aus ganz Europa“, sagt Michael Neff, der das Spektakel am heutigen Abend organisiert. Dass kaum einer aus den USA kommt und keiner der russischen Gäste aus dem Vorjahr auftaucht, gibt der ehemalige Frankfurter Galerist und perfekte Impresario offen zu. Aber hat nicht auch die Kölner Kunstmesse Art Cologne ohne jene Besucher gerade gut verkauft?

Neff war es auch, der Udo Kittelmann als neuen Direktor der Nationalgalerie erfolgreich um den Schlüssel für die Räumlichkeit gebeten hat. Dass man nun in der Neuen Nationalgalerie feiert, zeigt ebenfalls eine gelungene Allianz an: Kittelmann, der die Gäste als Hausherr begrüßt, kann auf diese Weise lässig dokumentieren, wie wichtig ihm die Arbeit der Galeristen für seine Institution ist.

Wo das „Gallery Weekend“ – das ursprünglich von einigen rebellierenden Galerien als Gegenpool zum Art Forum erfunden wurde – zum Klassiker wächst, ist Platz für die nächste Generation. Als eine Art „Punkkonzert“ versteht Salome Sommer von der Galerie Sommer und Kohl die Veranstaltung „7x2“: Am Sonntag laden sieben Berliner Galerien von 11 bis 18 Uhr ins Haus des Kindes am Strausberger Platz, wo sie sieben Kollegen aus anderen Städten präsentieren; darunter Tulips & Roses (Vilnius) oder White Columns (New York). Viel Aufwand ist das für einen Tag, doch genau darum geht es dem Team: um ein verdichtetes Erlebnis. „Wer’s gesehen hat, der hat’s gesehen“, meint Sommer lapidar, doch wer weiß. Vielleicht wurzelt genau hier das nächste Ereignis, das irgendwann zur festen Einrichtung wird.

Gallery Weekend: am Samstag und Sonntag von 10–19 Uhr. Infos unter www.gallery-weekend-berlin.de.

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