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Prolliger Kult: Eine Seite aus „Werner - Wat Nu!?“.

© Bröseline

„Werner - Wat Nu!?“: Mit Vollgas in die Vergangenheit

Lass kesseln: Mit „Werner - Wat Nu!?“ meldet sich ein Urgestein der deutschen Comicszene zurück.

Am Motorrad schrauben, Bier zischen, mit dem Chopper fahren, sich vor der Arbeit drücken – diese Tugenden gehören zu Werner wie die vier Haare, der Zinken und die prägnanten Eckzähne. Nach 14 Jahren hat der norddeutsche Comic-Rocker Rötger Feldmann alias Brösel einen neuen Band mit seiner Figur vorgelegt. Im 13. Band „Wat Nu!?“, wütet Werner jetzt gegen Fracking. Das passt zum Zeitgeist, aber nur bedingt zu Werner, Brösel und dem Benzingehalt in ihrem Blut.

Dennoch bleibt Werner Werner, wenn er zornerfüllt ins Büro des Bergdirektors brettert. Problemlösung leicht gemacht. Die Comics waren schon früher nicht nur plattdeutsch, sondern auch humortechnisch ziemlich platt. Darüber hinaus erzählt der Titelheld rund 40 Jahre nach seinem Debüt den Kids der Generation Smartphone, wie in seiner Jugend gerast wurde, und macht ein neues Rennen mit Kneipier Holgi klar.

Denn das ist der eigentliche Zweck dieses neuen Werner- Comics: Er liefert die fiktionalisierte Vorgeschichte zur Neuauflage des realen Rennens von 1988, als Brösel auf einem Flugplatz zwischen Hamburg und Kiel mit dem selbstgebauten Motorrad Red-Porsche-Killer gegen Holgi im 911S antrat – Höhepunkt eines Festivals, das mehr als 200 000 Motorsport- und Werner-Fans anlockte.

Der Feinsinn wartet woanders

Am Wochenende um den 1. September dieses Jahres steigt nun die Revanche auf einem Event, das mit bekannten Bands und Comedians lockt. Eine Website (werner-rennen.de) und Werner TV auf YouTube heizen die Meute seit Monaten an.

Werner war eben schon immer mehr als nur Comic. 1981 erschien der erste Band mit autobiografisch gespeisten Gags, die eher krude gezeichneten waren – heute sieht das alles glatter und natürlich bunter aus, der Feinsinn wartet nach wie vor woanders.

Als 1990 der Film „Werner Beinhart“ in die Kinos kam, waren Werner und Co. längst prolliger, aber lustiger Kult. Es folgten vier weitere Filme und allerhand Merchandise, wobei die Werner-Manie der 90er für deutsche Comic- Verhältnisse jeden Rahmen sprengte.

2002 musste Brösels Achterbahn-Verlag dann Insolvenz anmelden, da man sich unter anderem mit dem Börsengang verhoben hatte. Der neue Comic erscheint im Eigenverlag Bröseline, um den sich Feldmanns Frau Petra kümmert.

Brösel und Werner sind zwei Originale der Szene. Aus alter Verbundenheit drückt man ihnen noch immer für jedes Rennen die Daumen – selbst wenn sie sich selbst und einer anderen Zeit hinterherfahren.

Rötger Feldmann: Werner - Wat Nu!?, Bröseline, 182 Seiten, 19,80 Euro

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