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Leichtfüßig und federnd. Der Dirigent David Zinman.

© Priska Ketterer

Das DSO mit David Zinman: Wetterleuchten

Untergründiges Rumoren, musikantische Lust - und: was für Soli! David Zinman empfiehlt sich beim DSO für Weiteres.

Im atemlosen und alltäglichen Konzertbetrieb sind sie leider auch in der Philharmonie relativ selten: die Momente von Magie, die man festhalten will, nach vorne gebeugt im Sessel, von der Musik angegriffen, mit stockendem Atem. Umso überraschender ist es dann, wenn sie, nur unverschämt gestört von wintermüden Lungenkranken, doch eintreten wie ein unverhofftes Wetterleuchten. Welche Voraussetzungen dafür gebraucht werden, kann kein Musiker sagen, das genau macht ja den Zauber aus.

Einen kleinen Verdacht gibt es aber doch: David Zinman, drahtig-jugendliche 78, versteht es, einen ganzen langen Sibelius-Abend lang das Deutsche Symphonie-Orchester so leichtfüßig und federnd anzutreiben, dass man den Spaß der Musiker am häufig düstren, hier aber auf das Wesentliche zurechtgebrochenen Pathos förmlich sehen kann.

Im Violinkonzert stiehlt Alina Pogostkina ihnen noch mit einem wahrhaft unglaublichen Geigenton die Show: Wie rau und spröde er knistert, wie er auch mal hässlich in der Welt stehen gelassen werden darf, um erst später zu leuchten – all diese Ausdrucksstärke bemisst ihren Wert nicht nach verkaufsträchtigen Eitelkeiten, sondern reinweg nach Authentizität. Wer achtet da schon auf technische Details? Natürlich ist derlei Virtuosentum perfektioniert. Aber eben nicht eindimensional durchgestylt, nur Mittel zum Zweck. Ähnlich beim DSO: Es offenbart so viel musikantische Lust und einenden Geist, dass im Ergebnis besonders die fahlen Jugendstilklänge der Melisande-Suite und das untergründige Rumoren der zweiten Sinfonie in geradezu elektrisierender Erinnerung bleiben. Himmel, was für Soli! Welch glückliche Zusammenfügung von Musizierwilligen! Klar ist am Schluss aber vor allem: Mit diesem Konzert hat sich David Zinman für Weiteres empfohlen.

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