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Schöne Scheune. Der Entwurf von Herzog & de Meuron

© Vogt Landschaftsarchitekten

Museum der Moderne: Die Kosten für das neue Museum am Kulturforum verdreifachen sich

200 Millionen Euro wurden für das Projekt bewilligt. Doch jetzt scheint das geplante Museum der Moderne am Kulturforum deutlich teuer zu werden.

Nervosität macht sich breit in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sobald es um das Museum des 20. Jahrhunderts geht – das war in den letzten Wochen immer wieder zu spüren. Grund ist die Sitzung des Haushaltsausschusses am 18. November, bei dem die steigenden Kosten für den Neubau am Kulturforum genehmigt werden müssen, bevor der erste Spatenstich erfolgt. Schon länger war von einer Verdoppelung der ursprünglich veranlagten Kosten von 200 Millionen Euro die Rede. Und das, obwohl der Bundesbau Baden-Württemberg das Projektmanagement übernommen hat, damit sich die Flughafen-Schlappe nicht wiederholt.

Stimmt der Haushaltsausschuss nächsten Monat nicht zu, könnte dies das Aus für das wichtigste Neubauprojekt der Staatlichen Museen seit Eröffnung der Gemäldegalerie bedeuten, ein Desaster für den weiteren Umgang mit den Sammlungen nicht nur der Moderne und eine Niederlage für Monika Grütters. Die Kulturstaatsministerin hatte vor drei Jahren in einem Coup die 200 Millionen Euro bewilligt bekommen. Die Summe galt von Anfang an als unzureichend für den Entwurf des Schweizer Architekturbüros Herzog & de Meuron.

Neue Zahlen sind durchgesickert

Nun sind nochmals neue Zahlen durchgesickert. Bevor Monika Grütters am Montag im sogenannten Berichterstattergespräch den Abgeordneten ihren Haushalt vorstellt und darin auch die neuesten Schätzungen für das Museum des 20. Jahrhunderts vorlegt, die dann im November zur Abstimmung gelangen, will die „Süddeutsche Zeitung“ von Abgeordneten und Kulturfunktionären erfahren haben, dass sich die Kosten nunmehr auf 446 bis 480 Millionen Euro belaufen.

Bis zur Vollendung des Baus 2025 oder 2026 sei mit 600 Millionen Euro zu rechnen, mehr als das Humboldt Forum dann gekostet habe. Die Verteuerung käme durch Preisexplosion in der boomenden Baubranche zustande sowie Veränderungen am Grundriss. Dieser musste verkleinert werden, um den nötigen Abstand zur benachbarten Matthäikirche zu halten. Dafür kamen Tiefgeschosse hinzu. Grütters’ Sprecherin nannte die neuen Zahlen allerdings spekulativ bzw. unzutreffend, eine Verdreifachung der Kosten sei „völlig aus der Luft gegriffen“

Niemand erwartet viel von der "Kulturscheune"

Gerechnet worden war mit einer Verteuerung von Anfang an, hatte doch das Schweizer Büro mit der Elbphilharmonie einen Kostenbeschleuniger par excellence gerade erst zum Abschluss gebracht. Trotz Steigerung von 241,3 Millionen Euro auf 866 Millionen Euro ist in Hamburg Herzog & de Meuron keiner mehr gram. Ihre Architektur gilt heute als ein Wahrzeichen der Hansestadt. An den schlichten Entwurf, den das Büro für Berlin ablieferte, wurden diese Erwartungen nie herangetragen. Das als „Scheune“ verulkte Museum, das sich bescheiden zwischen den Architekturikonen Mies van der Rohe und Scharoun ausnimmt, soll vor allem praktisch sein, um die Kunst des 20. Jahrhunderts aufzunehmen.

Schon geht bei den Kuratoren die Angst um: Was passiert mit den Sammlungen, wenn das Museum des 20. Jahrhunderts nicht kommt? In der Neuen Nationalgalerie reicht der Platz eigentlich nur für Kubismus, Expressionismus, Surrealismus. Die Sammlung Marx, die den Anstoß für den Neubau gab, würde nicht mehr unterkommen, die Kunst der DDR, die im Jahr des Mauerjubiläums erneut Interesse geweckt hat, bliebe weiterhin unterrepräsentiert. Es sei zu spät, um über den Entwurf zu lamentieren, heißt es nun. Würde man mit den Planungen wieder von vorne beginnen, sei vor 2030 nicht mit einem Neubau zu rechnen. Berlin als die Stadt, in der die Moderne vor 100 Jahren ihren Ausgang nahm, wäre dann längst abgemeldet. Nicola Kuhn

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