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Kam, sah und verschoss. Prinz Harry traf nicht einmal an der Torwand im ZDF-“Sportstudio“.

© dpa/Ralph Orlowski

Prinz Harry im ZDF-“Sportstudio“: Kein Torschütze, aber ein Botschafter für die Invictus Games

Prinz Harry verliert im „Sportstudio“ beim Torwand-Schießen klar gegen Verteidigungsminister Pistorius. Auch die Einschaltquote geht nicht nach oben.

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Der prominente Besuch von Prinz Harry und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius im „aktuellen Sportstudio“ hat die TV-Einschaltquoten des ZDF nicht nach oben getrieben. 1,72 Millionen Menschen sahen im Schnitt die Sendung. Der Marktanteil lag bei 13,6 Prozent. Die Reichweite am Samstag lag unter dem Durchschnittswert der bisherigen „Sportstudios“ in diesem Jahr, der bisher bei 1,81 Millionen lag. Das Debakel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Japan zog ab 20 Uhr 25 durchschnittlich 5,85 Millionen Zuschauer vor die Fernseher bei RTL. Nach Angaben des Senders lag der Marktanteil bei 27,6 Prozent.

Job-Vorschlag

Auch wenn Prinz Harry an der Towand wenig Geschick zeigte, so überzeugte er doch mit viel Charme und emotionalen Geschichten in der ZDF-Sendung: Er warb mit vollem Einsatz für seine Invictus Games in Düsseldorf, sportliche Wettkämpfe für kriegsversehrte Soldatinnen und Soldaten. Mit ihm in der Sendung war Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius - der zeigte nicht nur deutlich mehr Können an der Torwand, er bekam auch gleich einen Job-Vorschlag vom Prinzen.

Prinz gegen Minister, England gegen Deutschland, Jung gegen Alt - der Sieger dieses Duells kam wohl für einige Zuschauer überraschend. Der 63-jährige Pistorius traf im Mainzer TV-Studio zweimal das untere Loch in der Torwand, mehrfach verpasste er nur ganz knapp. Harry, 38, hingegen traf gar nicht - und hatte das schon vorher geahnt. Der Prinz atmete tief durch und fragte das Moderatorenteam, was denn passiere, wenn man am Ende null Treffer habe. „Warum muss ich denn anfangen?“, fragte er dann zu Beginn. Und als er nach den ersten drei Fehlschüssen den Ball an Pistorius weiterreichte, kommentierte er die Ballqualität: „Der ist nichts.“

In Anspielung auf einen vorher gezeigten Beitrag zur Kritik an Fußballbundestrainer Hansi Flick nach dem verlorenen Spiel der Nationalmannschaft, sagte Harry schließlich lachend zu Pistorius: „Ist das der neue Fußballtrainer jetzt für Deutschland? Das können Sie doch noch nebenher machen. Der Mann für alle Fälle sozusagen.“ Doch der Schmach nicht genug: Am Ende musste sich Harry, Fünfter in der Thronfolge der stolzen Fußballnation England, einen Schal des Bundesligaclubs Mainz 05 um den Hals legen - ein Geschenk des Oberbürgermeisters Nino Haase.

Aber der Duke of Sussex nahm es mit Humor. Immerhin bekam er so die Gelegenheit, vor großem TV-Publikum über seine Herzensangelegenheit, die Invictus Games, zu sprechen. „Ich bin einfach riesig stolz, wenn ich sehe, wie glücklich diese Menschen sind“, sagte Harry über die Sportlerinnen und Sportler. Für ihn sei es wichtig zu erleben, dass die Community - im Einsatz verwundete Soldaten, aber auch im Dienst verletzte Polizisten und Feuerwehrleute - andere Betroffene inspirierten. Zu sehen, wie entschlossen und auch widerstandsfähig die Teilnehmer seien, die oft das Schlimmste erlebt hätten, das könne sehr viele Menschen inspirieren.

Harry war selbst als Offizier der British Army in Afghanistan im Einsatz. Als er zurück in die Heimat reiste, war er mit schwerstverwundeten Soldaten im Flugzeug - für den Prinzen ein Wendepunkt. „Wenn du mit so etwas konfrontiert bist, dann verändert sich dein Leben“, sagte Harry. Wenn man so wie er aufgewachsen sei, dass die eigene Stimme öffentlich Gehör finde, dann sei klar, dass man das dann auch nutzen müsse. So initiierte er 2014 die Invictus Games, seither sei die Zahl der teilnehmenden Länder und Sportler immer weiter gestiegen.

Besonders wichtig sei es ihm auch, Menschen dazu zu ermutigen, über psychische Probleme wie eine posttraumatische Belastungsstörung zu sprechen, sagte der 38 Jahre alte Prinz. „Damit rettet man unter Umständen dem ein oder anderen das Leben.“

Doch es gibt auch Kritik an den Wettkämpfen, die am Samstag in Düsseldorf eröffnet worden waren - diese seien eine Verherrlichung von Krieg. Für Minister Pistorius absolut unverständlich: „Ich verstehe diese Kritik überhaupt nicht“, sagte er. Er begreife nicht, „wie man dazu kommen kann, von einer Heroisierung von Krieg oder Soldatsein“ zu sprechen. Das Gegenteil sei der Fall, sagte der Verteidigungsminister weiter - denn es werde nun bei den Invictus Games sichtbar, welch Schrecken ein Krieg bedeute. Außerdem könnten die Teilnehmer Vorbild sein und zeigen, wie man sich mit Sport seinen Weg zurück ins Leben kämpfen könne.

Ich bin einfach riesig stolz, wenn ich sehe, wie glücklich diese Menschen sind.

Prinz Harry

Angesprochen darauf, dass in anderen Ländern, etwa in den USA, Kriegsveteranen als Helden gefeiert würden, sagte Pistorius: „Wir haben eine andere Tradition. Wir haben einen gewaltigen Bruch durch Nazi-Deutschland, was unsere Militärtradition angeht.“ In Deutschland habe man sich jahrzehntelang anders mit der Bundeswehr beschäftigt als andere Nationen mit ihren Streitkräften. „Das verändert sich seit einiger Zeit und das hat nochmal eine Veränderung erfahren durch den Krieg in der Ukraine. Das Bewusstsein ist wieder da, dass es Streitkräfte braucht.“

Begleitet wurden die beiden prominenten Gäste von zwei Teilnehmern der Invictus Games: Angelo Anderson aus den USA und Jens Niemeyer aus Deutschland. Niemeyer erzählte sichtlich bewegt, wie er nach einem Afghanistan-Einsatz an einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung litt - und wie es ihm nun mit Hilfe des Sports und der Invictus Games langsam wieder besser gehe. (mit dpa)

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