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Steven Spielberg im Mai 2016 in Cannes.

© dpa

Steven Spielberg wird 70: König des Blockbusters

Mit "E.T." oder "Jurassic Park" hat sich Steven Spielberg in die Unterhaltungsgeschichte geschrieben. Doch sein Werk ist viel größer. Jetzt wird der Erfolgsregisseur 70.

Von Jörg Wunder

Auch wenn gerade wieder eine Fortsetzung der Sternenkrieger-Saga seines Freundes George Lucas die Kinosäle blockiert: Der eigentliche König des Hollywood-Blockbusters ist Steven Spielberg, der heute seinen 70. Geburtstag feiert. Man könnte seine herausragende Bedeutung für das Filmgeschehen der letzten Jahrzehnte allein mit Fakten ausreichend begründen. Dreimal hat ein Film von Spielberg den bestehenden Einnahmerekord gebrochen: 1975 „Der weiße Hai“, 1982 „E.T.“ und 1993 „Jurassic Park“. Insgesamt haben die 30 Kinofilme, bei denen er Regie geführt hat, fast 10 Milliarden Dollar eingespielt. Kein anderer Filmemacher kommt in die Nähe dieser Marke.

Früh erwies sich Steven Spielberg als virtuoser Manipulator des Zuschauerinteresses: Hätte man in den monsterfilmsüchtigen 70ern den Erfolg eines mit Hitchcock’scher Präzision gedrehten Riesenhai-Thrillers noch ahnen können, war die Story eines heimwehkranken Weltraumschrumpelchens jenseits von allem, was in Hollywood als gewinnversprechend galt. Doch indem er an universelle, in der Kindheit verwurzelte Träume und Ängste appellierte, bekamen Spielbergs Filme bei aller erzählerischen Einfachheit enorme emotionale Tiefe. Selbst die Materialschlachten seiner „Indiana Jones“-Trilogie, die Harrison Ford zum Weltstar machte, oder die computergenerierten Dinosaurier von „Jurassic Park“ waren Mittel zum Zweck in Spielbergs gefühlsintensiver Entertainment- Matrix.

Ein Moralismus, dem die humanistische Botschaft über alles geht

Es ist Spielberg vorgehalten worden, dass er diese Methode von den eskapistischen Genres Science-Fiction oder Abenteuer auch auf jene Filme übertragen hat, mit denen er sich seinen Platz im Pantheon der „ernsthaften“ Hollywood-Regisseure erarbeitet hat. Ob Rassismus („Die Farbe Lila“), Sklaverei („Amistad“), Terrorismus („München“), Weltkriegsgemetzel („Der Soldat James Ryan“) oder Holocaust („Schindlers Liste“): Stets setzte Spielberg bei der Schilderung düsterer Kapitel der Menschheitsgeschichte auf die empathiestiftende Kraft von Identifikationsfiguren. Dennoch führt der Vorwurf in die Irre, Spielberg beute seine Sujets voyeuristisch aus oder unterwerfe sie einem mit Sentimentalität getränkten Unterhaltungsdiktat. Eher bricht sich hier ein Moralismus Bahn, der die Reichweite seiner humanistischen Botschaft über die nach allen Seiten abgesicherte historische Korrektheit stellt.

In Spielbergs Oeuvre finden sich einige Flops, von der Weltkriegs-Satire „1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood“ (1979) bis zum „Big Friendly Giant“ aus dem letzten Sommer. Doch in der Summe eines Gesamtwerks, das immer wieder ikonische Figuren der Popkultur erschaffen hat, wiegt das nicht schwer. Der späte Spielberg hat sich vor allem im vertrauten Metier der Science Fiction als Seismograf gesellschaftlicher Beunruhigungszustände erwiesen, sei es die Furcht vor totaler Überwachung („Minority Report“) oder die Folgen der Erschaffung künstlicher Intelligenz („A.I.“). Und wer Spielberg für einen Wohlfühlregisseur hält, schaue sich noch mal seine Adaption von H.G. Wells' „Krieg der Welten“ an: Eine apokalyptischere Alien-Invasion hätte auch Roland Emmerich nicht hinbekommen.

Auch Steven Spielberg konnte Trump nicht verhindern

Für den leidenschaftlichen Unterstützer der demokratischen US-Präsidenten Clinton und Obama dürfte der Wahlsieg Trumps einer persönlichen Niederlage gleichen, hatte er doch die Kampagne von Hillary Clinton mit beträchtlichen Geldsummen unterstützt. Doch der in Cincinnati geborene Sohn wohlhabender orthodoxer Juden wird seinen cineastischen Feldzug gegen die Mächte des Bösen fraglos fortsetzen – nicht zuletzt mit einem fünften „Indiana Jones“-Film, der 2019 ins Kino kommen soll.

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