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Kultur: Zoten, Zoff und blöde Bosse

Paul Feigs „Taffe Mädels“ zelebriert das Subgenre des Buddy-Cop-Movies – unter Frauen.

Doch, das ist schon lustig, wenn die extrem besoffene Sandra Bullock sich neben der extrem besoffenen Melissa McCarthy an der mit leeren TequilaShot-Gläsern übersäten Theke festkrallt und lallt: „Mir ist schlecht.“ Und McCarthy zurücklallt: „Du brauchst einen Jägermeister.“ Oder wenn McCarthy nach einem höchst unschönen Gespräch mit ihrem Vorgesetzten ins Großraumbüro brüllt: „Hat einer die Eier vom Chef gesehen? Die sind nämlich weg, das sind so ganz klitzekleine, richtig mini, ungefähr so groß wie TicTacs, oder wie verschrumpelte Rosinen.“

Frauen im US-amerikanischen Kino, die ihre Rollenklischees in den Wind schießen, schaut man gern zu. Andererseits, was sonst in dem auf „Brautalarm“-Humorniveau gestrickten, routiniert gemachten „Taffe Mädels“ erzählt wird, ist hinlänglich als „Buddy-Cop-Movie“ bekannt und – abgesehen davon, dass die Protagonisten weiblich sind – am Reißbrett geplottet. Da muss also die gepflegte, beherrschte, ehrgeizige KarrierePolizistin Sarah (Bullock) bei einem Fall in Boston mit der straßenschlauen, voluminösen, unbeherrschten Rocker-Polizistin Shannon (McCarthy) zusammenarbeiten, und erst ist das schwer. Doch bald lernt man die komplementären Fähigkeiten zu schätzen, und am Ende winkt die Busenfreundschaft.

Immerhin nicht die Liebe! Darauf hat Regisseur Paul Feig bewusst verzichtet, weil es ihm „mehr darum ging, eine Freundschaft zu erzählen“, wie er im Interview erklärt. Das macht mit etwas Fantasie eine queere Subnote erahnbar, die nur nicht konsequent ausgespielt wird. Es bleiben ein paar gute Sprüche, auf den Punkt inszenierte Slapstickeinlagen, herrliche Szenen aus Shannons prekärer irischer Familie, Sarahs Rechtfertigung, weshalb sie ihre durchtrainierten schlanken Beine in körperformende Spanx quetscht – und dazu jede Menge Vagina-statt-Schwanzvergleichwitze und ähnliche Albernheiten.

Erörterungswürdige Themen wie die gläserne Decke, die den Aufstieg der leistungsfähigen Polizistin Sarah verhindert, bleiben im Gagfeuer stecken. Dafür sei, meinen die Macher, in einer Comedy kein Platz. Also darf Shannon trotz Pfunden und Übergrößenweste einen Ex-Liebhaber nach dem anderen abwimmeln. Und Sarah landet – mit ihren Schwierigkeiten, einen Mann zu finden, der eine starke Frau erträgt – laut Katie Dippolds Drehbuch dann doch gleich wieder im Klischeesumpf. „Immerhin sucht sie auch keinen, denn DAS wäre für mich viel zu typisch“, sagt Paul Feig. Wenigstens lässt der Film hoffen: Die Geschichte über drei ewig saufende, zotige CougarDamen, die beim gemeinsamen Wellnesswochenende auf Jungmännerfang gehen, liegt bestimmt schon in irgendeiner Schublade. Jenni Zylka

In 19 Berliner Kinos; Originalversion

im Alhambra, Cineplex Spandau, Cinestar

Sony Center und Titania Palast

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