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11. September 2001

© - Foto: ddp

11. September 2001: Da ist was im Bush

Es ist das eigentlich mythische Datum der neueren Geschichte. Der Tag, mit dem eine neue Zeitrechnung begann – und jeder erinnert sich.

Jeder weiß, wo er war, was er getan hat, als er die erste Nachricht hörte, die ersten Bilder sah. Und mehr noch: Manch einer von uns weiß auch noch, wo er war, was er getan hat, als er zum ersten Mal davon hörte, Bush könnte „es“ vielleicht selbst gewesen sein. War dieser Verdacht nicht fast ebenso ungeheuerlich, so unausdenkbar wie der 11. September 2001 selbst?

Es stimmt schon, irgendetwas musste geschehen, so unendlich friedlich, so clintonesk konnte es nicht weitergehen. Eine riesige Militärmaschine, die keiner braucht, kann sich auf Dauer nicht einmal das mächtigste Land der Welt leisten. Das ist nicht moralisch abgründiges Denken, das ist die elementarste Einsicht jeder Systemtheorie.   Den technisch Bewussten fiel noch mehr auf: Warum eigentlich war das Loch im Pentagon kleiner als die Flügelspannweite des Flugzeugs, das da hineingerast sein soll? Und was ist mit Flug United 93, abgestürzt über Pennsylvania? Warum sahen wir nur ein Loch in Shanksville, keine Wrackteile? Und warum stürzte das dritte Hochhaus des World Trade Center viele Stunden später ein, ohne jeden direkten Anlass? Die Hardcore-Verschwörungstheoretiker glauben, dass in ihm der Kommandostab der eigentlichen Attentäter saß, also die amerikanische Regierung selbst.

Er habe – anders als über die Hälfte der jungen Deutschen – nie an eine der mehr als fünfzig Verschwörungstheorien zum 11. September geglaubt, sagt Autor Michael Renz bei der Vorführung seines in vieler Hinsicht überraschenden Films „Der 11. September. Mythos und Wahrheit“, den das ZDF heute zeigt.

Beim 11. September geht es nicht um Mythen, sondern um Fakten. Eben: Wo ist das Wrack von Flug United 93? Da muss was übrig sein, wir müssen das Wrack einfach zeigen, dachten Michael Renz und sein britischer Koautor Guy Smith von der BBC. Und alle werden helfen. Denn die offenkundigen Unstimmigkeiten der offiziellen Version des 11. September 2001 aufzuklären, sollte das ureigenste Interesse Amerikas sein. United Airlines, überlegte Renz, wird am besten wissen, wo die Reste des Flugzeugs sind.

Jetzt sind sie im Besitz des Versicherers, antwortete United Airlines. Der Versicherer bedauerte, keine Auskunft geben zu können. Der zuständige Kollege befinde sich in einer Besprechung. Aus der Besprechung wurde erst eine dreitägige Dienstreise und dann ein zeitlich unbegrenzter Intercontinentaltrip, wobei der Unantreffbare weder über E-Mail noch Handy erreichbar sei. Offizielle Auskunft der Chefsekretärin des größten amerikanischen Airlineversicherers! Und Michael Renz und sein Koautor fragten sich, ob sie hier nicht vielleicht gerade Opfer einer Verschwörung wurden. Opfer einer Verschwörung gegen die Aufdeckung von über fünfzig Verschwörungstheorien?

Natürlich kann der 45-Minuten-Film diese Stationen einer Recherche nicht im Einzelnen dokumentieren, ebenso wenig wie die noch folgenden: Man habe das Wrack nicht, erklärte der Versicherer, das FBI hat es. Das FBI wollte keine Interviews geben, erlaubte aber sofort, das Wrack zu filmen. Allerdings nicht gleich, und überhaupt gäbe es ein ernst zu nehmendes Hindernis: Man habe das Wrack doch nicht. Nicht mehr. United Airlines hat es! Und immer so weiter.

Kümmern wir uns also um die Boeing, die ins Pentagon raste, entschieden Renz und Smith. Nicht nur, dass das Loch zu klein war, eine Boeing dieses Typs hätte die nötige Kurve gar nicht fliegen können, sagen die Verschwörungstheoretiker. Und: Es war eine Cruise Missile. Was lag da näher als ein Flugsimulatortest? Aber keine Chance für BBC und ZDF, von Amerika bis Europa. Einzig in Addis Abeba – ! – gab es einen kooperativen Boeing-Flugsimulator, aber der hatte die nötige Software nicht.

Und so liefen die Autoren immer wieder gegen neue Mauern des Schweigens – sollte das nicht eine Verschwörung von ganz oben sein? – und vertieften sich in immer neue Verschwörungstheorien. Was für eine Bewusstseinsreise, deren faktische Ergebnisse sie in großer Dichte präsentieren. Um zum Schluss auf eine ganz neue Verschwörungstheorie zu kommen. Denn nicht nur Verschwörer haben etwas zu verbergen. Versager auch. Oder war der völlig unzureichende Brandschutz im World Trade Center – hier zum ersten Mal schlüssig nachgewiesen – kein unvorstellbares Versagen?

Die US-Luftsicherung übte gerade über dem Atlantik. Abwehr eines russischen Bombenangriffs.

„Der 11. September 2001 – Mythos und Wahrheit“, ZDF, 20 Uhr 15 

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