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Tuba Sarica geht hart mit der deutschtürkischen Community ins Gericht.

© HR

Integrations-Debatte: TV-Report über Deutschtürken: Erdogan? Böhmermann?

Story im Ersten: Der „Deutschtürken-Report“ sucht nach Vorurteilen, Fakten und Identitäten, stellt am Ende aber eine überraschende Gegenfrage.

Der Fall Özil, Erdogan, Böhmermann, das Thema Parallelgesellschaft, die Frage, was dominiert im Land: Deutschenfeindlichkeit oder Türkenfeindlichkeit? Eine brisante Gemengelage, die sich „Der Deutschtürken-Report“ vorgenommen hat. Die Autoren Ilyas Meç und Emel Korkmaz machen sich in Berlin, Duisburg und Offenbach auf die Suche nach Antworten, bemühen Soziologen, Politiker wie Cem Özdemir und Volker Beck, Umfragen und Studien, um Licht ins Selbstverständnis der 2,8 Millionen Deutschtürken zu bringen.

Ein Umfrageergebnis überrascht. Viele Deutsche bewerten die wirtschaftliche Lage von Deutschtürken laut Infratest besser, als sie ist. Zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, in Deutschland seien Personen mit türkischen Wurzeln wirtschaftlich genauso erfolgreich wie andere. Dem stünden Zahlen des Statistischen Bundesamtes entgegen. Ttürkeistämmige Menschen seien im Schnitt deutlich weniger gebildet und schlechter ausgebildet als die Mehrheitsbevölkerung.

Der Anteil der Hauptschüler unter deutschtürkischen Schülern sei fast doppelt so hoch wie unter allen Schülern. Die Quote der 25- bis 35-Jährigen ohne Berufsqualifikation liege durchschnittlich bei 15 Prozent, unter Deutschtürken bei 43 Prozent. In der Folge hinke der wirtschaftliche Erfolg von Deutschtürken hinterher. Der Rückstand verringere sich allerdings seit Jahren deutlich.

Schon also Zeit, mit Vorurteilen aufzuräumen. Der Report bringt Belege für gelungene Integration und Widerstände. Da ist Nurali Keskin mit seinem profitablen Bauunternehmen. Sein Credo: Man müsse die Sprache lernen, sich integrieren. Da ist Halil Sucuslan von der Türkischen Gemeinde in Deutschland, der sagt, Äußerungen wie die von AfD–Mann Poggenburg („Schickt die Kameltreiber nach Hause!“) machen ihm Angst. Oder die Berliner Fußballer des BAK 07. Ihr Vorbild? Mesut Özil. Sein Fall zeige, wie es um Deutschtürken in Deutschland steht. Überall Rassismus. Die Autorin Tuba Sarica bestreitet das. Deutschtürken machen es sich zu einfach, viele möchten sich schlichtweg nicht integrieren.

Eine unselige Debatte? Vielleicht bringt es eine junge Deutschtürkin auf den Punkt. Sie und viele ihrer Freunde störe es einfach, sich dauernd mit diesem Thema beschäftigen, sich dauernd bekennen zu müssen, gemäß der Songzeile von Eko Fresh „Ich bin Deutschtürke, als gebe es nur die Wahl zwischen Erdogan und Böhmermann.“

„Der Deutschtürken-Report“, Montag, ARD, 22 Uhr 45

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