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Ende des Jahres geht „Das Boot“ bei Sky auf große Fahrt.

© Nik Konietzny/Bavaria Fiction

Sky-Chef Carsten Schmidt: „Wir drücken der ARD für ,Babylon Berlin' die Daumen“

Sky-Chef Carsten Schmidt über Wellenbrechen mit „Babylon Berlin“, das neue „Boot“, die Champions League und die Diskussion über Preissenkungen.

Herr Schmidt, lachen Sie sich jeden Morgen ins Fäustchen, wenn Sie an „Babylon Berlin“ denken? Bei Ihnen läuft die Serie seit vergangenem Oktober, in die ARD kommt sie erst im Herbst.

Ich bin mir sicher, alle Partner freuen sich über den bisherigen Erfolg von „Babylon Berlin“. Für Sky war die Serie großartig: in punkto Zuschauerzahl und, dass ganz Deutschland im vergangenen Herbst über unsere erste Eigenproduktion gesprochen hat. Unabhängig von den mittlerweile neun Preisen, die die Kreativen dafür gewonnen haben, haben wir bewiesen, dass wir Fernsehen auch jenseits von Lizenzproduktionen und Fußball auf höchstem Niveau präsentieren können. Auch in Zukunft werden wir auf gute Partnerschaften setzen.

Die ARD ist nicht glücklich mit der Diskussion, dass die Serie dort erst nach einem Jahr läuft. Bei künftigen Staffeln müsse die Frist kürzer ausfallen, wird dort gedrängt.

Zunächst einmal schauen viele darauf, wie „Babylon Berlin“ im Oktober in der ARD laufen wird. Wir drücken die Daumen, auch in eigenem Interesse, denn die dritte Staffel wird gerade entwickelt. Wir sind in guten Gesprächen, aber über Details kann ich noch nichts sagen. Für unser Haus ist es wichtig, dass einberechnet wird, wie Sky sich bei diesem Projekt wirtschaftlich und auch als kommunikativer Wellenbrecher eingebracht hat und damit der Serie zum Erfolg mitverholfen hat. Von daher war unser Beitrag sehr hoch.

Für Sky steht die Entscheidung fest, dass man weitermachen will?

Ein klares Ja.

Haben sich die hohen Zuschauerzahlen von „Babylon Berlin“ in neuen Abonnenten niedergeschlagen?

Wir liegen mit „Babylon Berlin“ im Konsum auf der Höhe von „Game of Thrones“. Viel wichtiger als die Zuschauerzahl war für uns, dass Menschen, die sich nicht für Fußball interessieren oder Pay TV gegenüber insgesamt nicht sehr aufgeschlossen waren, dadurch Sky zum ersten Mal als relevant wahrgenommen haben. Menschen mögen großartiges Entertainment, je mehr wir davon anbieten, desto eher entscheiden sie sich für Sky.

Apropos „Game of Thrones“ und HBO: Die Kooperation mit dem US-Seriensender gilt bis 2020. Was macht Sky, wenn HBO seine Erfolgs-Shows in Europa und Deutschland selbst streamt?

Lassen Sie uns schauen, wie sich das alles entwickelt. Wir haben mit HBO eine ebenso herausragende wie vertrauensvolle Partnerschaft. Man darf nicht vergessen, mit Sky erreicht HBO aktuell fast 23 Millionen Kunden in sieben Märkten in Europa. Nächstes Jahr freuen wir uns erst mal auf das große Finale von „Game of Thrones“, und dann haben wir ja auch noch die Serie „Tschernobyl“, die wir gemeinsam mit HBO produzieren, vor uns. Beides absolute Highlights. Ich persönlich würde mich freuen, wenn „True Detective“ noch mal zurückkommen würde.

Carsten Schmidt, Vorsitzender der Sky-Geschäftsführung.
Carsten Schmidt, Vorsitzender der Sky-Geschäftsführung.

© Sky Deutschland AG und Sky Deut

Suchen sie nach neuen Partnern? Wer könnte mit ins Boot kommen?

Suchen heißt für uns, die Augen aufhalten und eigene Geschäftsmodelle zu beschreiben, um zu sehen, ob man sie auch mit Partnern entwickeln sollte oder ob man allein geht. Wir haben als Unternehmen in Deutschland in der Vergangenheit bewiesen, dass wir sehr partnerfähig sind. Stichwort: Dazn, Deutsche Telekom, Vodafone, ARD/ZDF und neuerdings ja auch Netflix.

Netflix also als Partner und nicht als Konkurrent?

Mit der Bekanntgabe der Zusammenarbeit von Netflix und Sky in Europa ist eine neue Bewertung in die Qualität der Partnerschaft gekommen. Durch Gespräche mit dem Netflix-Team hat sich gezeigt, dass man in vielen Bereichen gleiche Sichtweisen hat. Beidseitig will man wachsen. Netflix wird bei Sky integriert,und darum fühlen wir uns bei dieser Partnerschaft wohl.

Umfasst die Zusammenarbeit auch die Produktion von Inhalten?

Das ist derzeit kein Thema. Wir haben erst einmal unsere eigenen Serien vor uns: die Sky Originals „Das Boot“, „Der Pass“ und „Acht Tage“, ein modernes Flüchtlingsdrama unter anderen Vorzeichen, die Flucht vor einem einschlagenden Meteoriten in Berlin. „Acht Tage“ startet übrigens am 26. Oktober bei uns.

Was erwarten Sie von der Wiederbelebung von „Das Boot“?

Zuerst einmal ist „Das Boot“ für alle Beteiligten, aber auch für mich ganz persönlich, ein absolutes Wunschprojekt. Die Erwartungshaltung ist hoch, wir werden die Serie noch in diesem Jahr exklusiv auf Sky, ohne spätere Free-TV-Auswertung, präsentieren. Die Bilder, die ich von den ersten beiden Episoden gesehen habe, werden Deutschland bewegen, so viel ist sicher. Das ist anders als „Das Boot“, wie wir es kennen, mit zwei Erzählsträngen zu See und zu Land und mit einer deutlich anderen Artikulation der Handlung. Meine Erwartungen sind ähnlich hoch wie bei „Babylon Berlin“.

Nun gibt es ja auch reichlich Sport bei Sky, vor allem Fußball Champions League und Bundesliga. Sind Sie damit auch so zufrieden wie mit dem Bereich Entertainment?

Wir hatten in der abgelaufenen Bundesliga-Saison eine 16 Prozent höhere Reichweite als in der Spielzeit davor. Und das, obwohl wir das Bundesliga-Freitagsspiel nicht mehr zeigen. Das ist unserer Sportredaktion, aber natürlich auch unserem Kunden-Wachstum zu verdanken.

Aber nicht nur in der Bundesliga mussten Sie Rechte abgeben. Wie sehr schmerzt es noch, dass Sky Liverechte der Champions League jetzt nicht mehr exklusiv hat, sich die Rechte mit Dazn teilen muss?

Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden und damit, die Rechte mit Dazn zu teilen. Um es klar zu sagen, wir haben im hart umkämpften Bieterwettbewerb unsere Ziele erreicht. Die Neugestaltung der Rechte bietet uns in vielerlei Hinsicht die Chance weiter zu wachsen. Nun geht es darum, unsere Vorhaben entsprechend umzusetzen.

Aber können Sie Fans verstehen, die sagen: Nicht mehr alle Spiele, nicht mehr alle Tore der Königsklasse exklusiv bei Sky – da müssten die doch jetzt im Abo-Preis runtergehen.

Ich kann nur sagen, dass wir unseren Kunden nun auch immer das Top-Spiel am Mittwoch exklusiv zur Verfügung stellen. Entscheidet sich heute ein Fußball-Fan dazu, Sky wegen der Champions League zu abonnieren, zahlt er im Rahmen eines Zwei-Jahres-Vertrages durchschnittlich 22,50 Euro im Monat. Dafür bekommt er aber auch noch den DFB-Pokal, Tennis, Handball und Golf live. Dies ist, auch europaweit gesehen, ein herausragendes Preis-Leistungsverhältnis.

Sind Sie zufrieden mit dem schwierigen Verteilungsmodell zwischen Sky und Dazn? Da steigt ja kein Fußballfan durch.

Es ist uns bewusst, dass wir die Öffentlichkeit sehr gut informieren müssen. Damit haben wir schon vor zwei Monaten begonnen, und wir werden dies bis zum Start intensivieren. Eine wichtige Botschaft für die Fans schon jetzt: Sky zeigt alle Spiele und alle Tore auch weiterhin in der original Sky Konferenz und dazu die meisten und wichtigsten Einzelspiele der deutschen Teams.

Was verspricht sich Sky von den 25 UHD-Übertragungen zur Fußball-WM? Gibt es wirklich genug Nachfrage für ultrahoch aufgelöste Bilder?

Die Fußball-WM ist eine großartige Chance dies herauszufinden. Vor und während des Turniers werden viele neue TV-Geräte gekauft. Mit unserem ausgezeichneten Kommentator Wolff Fuss und dem besten Bild, nämlich UHD, sowie dem jeweils besten Spiel des Tages haben wir ein großartiges Angebot.

Man braucht dafür neben dem UHD-TV aber noch einen geeigneten Sky-Receiver, mit Ihrem neuen Angebot Sky Q.

Das stimmt. Rund eine Million unserer Kunden haben bereits einen UHD-fähigen Receiver und sind damit sehr zufrieden. Sky Q steht für das neue Sky und bietet neben Ultra HD viele weitere innovative Funktionalitäten. Wir sind damit am 2. Mai gestartet und freuen uns über ein herausragendes Kunden-Feedback.

Und, wer gewinnt die WM?

Ich bin neulich aufgewacht und dachte mir: England wird Weltmeister (lacht). Durchaus mutig nach 52 Jahren Titel-Pause, aber ich denke dabei auch mal an unsere Sky-Kollegen in England.

Das Interview führten Markus Ehrenberg, Joachim Huber und Kurt Sagatz.

Carsten Schmidt,

54, Vorsitzender der Geschäftsführung von Sky Deutschland. 1999 wechselte Schmidt von Wige

Media zu Premiere, das später in Sky

umbenannt wurde.

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